chapter 10

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Als wir uns gegen 19 Uhr fürs Abendessen fertig machen, mache ich mich wahrscheinlich zum ersten Mal in meinem Leben besonders hübsch. In letzter Zeit mache ich einfach so viele Dinge, die nicht üblich für mich sind. Aber es gefällt mir. Mum hat sich auch chic gemacht und wir gehen gemeinsam, wie es sich für Mutter und Tochter gehört, lächelnd zum Abendessen.
Während wir dort auf unsere ausgewählten Speisen warten reden wir so wie gestern über alles mögliche. Mum macht mir öfters Komplimente zu meinem Outfit und meinen Haaren. Das ist total ungewohnt, denn ich kann mich nicht daran erinnern, wann sie mir so etwas das letzte Mal gesagt hat. Mitten im Gespräch läutet mein Handy und als ich auf das Display schaue, stelle ich enttäuscht fest dass es Ryan ist. Ohne nachzudenken drücke ich ihn weg. "Warum hebst du nicht ab?",fragt sie mich mit einem irritierten Gesichtsausdruck. "Ist bestimmt nicht so wichtig." Nachdem Ryan mich aber gefühlte 5 weitere Male angerufen hat sagt Mum schließlich:"Jetzt geh schon ran, das ist vollkommen in Ordnung!" Ja für sie vielleicht. Also gehe ich ungewollt ans Handy. "Was ist Ryan?",frage ich genervt. "Was ist los Sunny, hast du noch immer deine Tage?" "Hast du mich ernsthaft deswegen angerufen?" "Nein ich wollte eigentlich nur wissen wie es dir geht." Ich verdrehe meine Augen. Er ist so bescheuert. "Und das war so wichtig dass du 6 Mal angerufen hast?" "5! Man muss es ja nicht gleich übertreiben!",entgegnet er und ich fühle mich komplett verarschst von ihm. Als ich aber den Kellner kommen sehe sage ich schnell:"Das Essen ist da, war nett mit dir zu quatschen." Ich lege allerdings aus einem unerklärlichen Grund nicht gleich auf, sondern warte noch. "Ich gebe dir eine Stunde, dann rufe ich wieder an und du beantwortest meine Frage." Jetzt lege ich aber auf. "Ist das der süße Junge?",fragt Mum und ich bin direkt genervt. Leider. "Süß kann man das nicht nennen." Ich schaue absichtlich an ihr vorbei, ich möchte ihr nicht in die Augen sehen und vor allem habe ich Angst vor weiteren Fragen. "Ich finde du solltest es dir mit ihm überlegen. Anscheinend liegt ihm was an dir. Und die wenigsten Jungs melden sich von sich aus, schätze es Madison. Ich meine das Ernst." Ja genau, was denn schätzen? Genervt zu werden? Ganz bestimmt nicht. Das erspare ich mir lieber.
Zum Glück kommt dann aber wirklich das Essen. Es schmeckt so wie gestern überragend gut und als wir fertig sind kann ich mich kaum noch bewegen. Mum beschließt in die Sauna zu gehen, ich lehne den Vorschlag allerdings dankend ab. Darauf haben meine neuen 10 Speckrollen keine Lust. Ich lege mich völlig fertig ins Bett und starre an die Decke. Ich werde nie wieder in meinem Leben das Gefühl Hunger verspüren können. Leider kann ich nicht länger darüber trauern, denn mein Handy läutet und ich rolle mich auf die andere Seite. Ein Stöhnen kann ich mir dabei nicht verkneifen. "Ja?",frage ich mit immer noch geschlossenen Augen. "Was ja?",kommt von der anderen Leitung. "Ja was willst du?" "Habe ich dir doch davor gesagt Sunny, ich möchte wissen wie es dir geht!" "Du willst also wirklich wissen wie es mir geht?" "Wirklich",bestätigt er nochmal meine rhetorische Frage. "Na gut, also ich glaube ich übergebe mich jeden Moment, weil ich habe geschätzte 5 Kilo Nahrung in mich hinein gestopft und außerdem kann ich mich nicht mehr bewegen. Und ich glaube das ganze Fett hat den Knopf "hunger" erdrückt und der funktioniert wahrscheinlich nicht mehr. Aber sonst alles wie immer." Ryan lacht durchgehend. Eins muss man ihm aber lassen... er hat echt ein schönes Lachen!

Am nächsten Tag reisen wir relativ spät ab, wenn man bedenkt dass gleich darauf Schule ist. Als wir heimkommen telefoniere ich nur noch kurz mit Grace und gehe dann auch gleich schlafen.
Als ich am nächsten Morgen aufwache, bin ich vollkommen erschöpft. Keine Ahnung wieso, aber ich fühle mich müde und ausgelaugt. Das ist schonmal ein scheiß-Start in die neue Woche. Ohne viel darüber nachzudenken wähle ich mir ein beliebiges Outfit aus, dass im originellen Sinne ziemlich beschränkt ist und gehe dann sofort unter die Dusche. Der ganze Morgen ist ziemlich schlaftrunken und erst als ich in der Schule ankomme werde ich ein wenig wacher. Kann aber auch daran liegen, dass ich im Bus eingeschlafen bin.
Als ich in die Klasse komme sind alle total aufgeweckt, was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann. Meine Müdigkeit übertreibt so hart, dass ich sogar beschließe mich auf den Lehrertisch zu legen und zu schlafen. Erstaunlicherweise ist das sogar halbwegs bequem und ich schlafe wirklich fast ein. Bis ich Hände auf meinen Augen spüre. Als ich sie aufmache sehe ich nur Dunkelheit und ich gerate leicht in Panik. Nachdem ich mich gefangen habe nehme ich die Hände und zerre sie von meinem Gesicht weg. "Na Sunny, gut geschlafen?",und direkt beschließe ich, dass das der schlimmste Tag meines Lebens ist. Ok, vielleicht sehr übertrieben aber es gab schon bessere. "Bis eben ja!",antworte ich Ryan und schließe wieder die Augen. "Wenn du nicht möchtest dass der Lehrer dich so sieht dann würde ich jetzt aufstehen.." Er hat recht. Also stehe ich widerwillig auf und schlendere lustlos zu meinem Platz. "Ich hab Hunger!",beschwere ich mich, denn ich habe heute vollkommen vergessen zu frühstücken. "Ich dachte du kannst das Gefühl Hunger nicht mehr verspüren?" Ich schaue ihn böse an und lege meinen Kopf dann wieder auf den Tisch. Ich habe ernsthaft keine Ahnung woher diese Müdigkeit kommt. Als der Lehrer hinein kommt mache ich mir nichtmal die Mühe aufzustehen sondern bleibe einfach liegen. Den stört es aber anscheinend sowieso nicht. Wenige Minuten später kommt wieder jemand in den Raum, diesmal sehe ich auf. Zum Glück! Die Direktorin steht in der Türe und bittet herein zu kommen. "Ich wollte mal fragen, ob sich noch jemand als Schulsprecher aufstellen möchte?" Plötzlich hebt sich eine Hand neben mir und ich kann nicht glauben, dass sich Ryan gerade ernsthaft als Schulsprecher aufstellen möchte, das kann ja nur ein schlechter Scherz sein.

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