chapter 34

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"Hallo?", ertönt seine Stimme und augenblicklich wird mir klar was für eine Scheiße ich gerade mache. Ich rufe tatsächlich einen fremden an. Mitten in der Nacht. Um mich abzuholen. Das ist krank. "Hallo?", fragt er erneut. Verdammt. Was sage ich denn? 'hey, wir kennen uns zwar nicht aber kannst du mich abholen?' Gott ist das Ganze peinlich. Ich schäme mich zu Grund und Boden. "Ähm ich weiß nicht, ob du dich an mich erinnern kannst.. du hast mir deine Nummer an dem Tag gegeben als du mich nach Hause gebracht hast. Und du meintest ich könnte mich bei dir melden wenn ich eine außenstehende Person um Hilfe brauche. Und ich weiß das klingt total komisch aber könntest du mich abholen? Ich war auf einer Party und irgendwie komme ich nicht mehr nach Hause", er sagt nichts. "Gott ist das peinlich!", das wollte ich mir eigentlich nur denken aber jetzt habe ich es klar und deutlich in den Hörer gesagt.
"Madison war dein Name oder?",fragt er total schlaftrunken. Verdammt ich habe ihn geweckt. Verdammt. Verdammt. Verdammt. "Ja.. aber mach dir keine Umstände ich finde auch anders zurück." "Wo bist du?",fragt er und ich höre ein gedämpftes Rascheln im Hintergrund. Ich sage ihm die Adresse von dem Haus vor dem ich stehen geblieben bin und er meint, er sei auf dem Weg. Was für ein Held. Holt mitten in der Nacht eine Fremde von der Straße ab. Hört sich auch überhaupt nicht komisch an.

Nach ungefähr 20 Minuten sehe ich ein Auto vorfahren und da um diese Uhrzeit nicht mehr so viele fahren, denke ich, dass es der Kellner Typ sein muss. Und ich muss ihn nach seinem Namen fragen! Das Auto wird langsamer als es auf mich zu kommt und ich kann das schon vertraute Verkehrsmittel erkennen. Er lässt das Fenster runter. "Steig ein." Dabei macht er eine Bewegung mit dem Kopf, die mir wahrscheinlich signalisieren soll dass ich auf die andere Seite gehen soll. Als ich mich auf den Sitz fallen lasse atme ich erstmal erleichtert aus. "Danke!",sage ich ohne eine Begrüßung und schnalle mich an. "Kein Problem",antwortet er sanft. Ja stimmt, ist auch das normalste der Welt extra aus seinem Bett zu kriechen nur um eine betrunkene Fremde abzuholen. Mache ich auch immer wenn mir gerade danach ist.

Erst jetzt bemerke ich, wie gut das Sitzen nach dem ewigen Stehen tut. Ich versinke wortwörtlich darin und schließe kurz die Augen. Oder auch länger.

"Madison ich möchte deine Träume echt nicht stören aber wir sind da." Ich öffne vollkommen überfordert meine Augen. Ich sehe aus dem Fenster. Da ist mein Haus. "Woher weißt du wo ich wohne?",frage ich und greife mir an den Kopf, Mist. Ich hatte noch nie solche heftigen Kopfschmerzen. "Ich habe dich schon mal nach Hause gefahren, vergessen?",er grinst mich an und das freut mich. Ich fühle mich nicht mehr so extrem lästig wie davor. "Danke nochmal!",sage ich und steige schließlich aus. Vor der Haustüre suche ich gestresst nach meinem Schlüssel. Der Kellner wartet noch bis ich drinnen bin, wie herzig ist das denn? Nachdem ich Minutenlang meinen Schlüssel gesucht habe höre ich ihn rufen "Willst du vielleicht lieber bei mir schlafen?" Womit habe ich das nur verdient?


Dankend gehe ich wieder zu ihm zurück. Total leichtsinnig von mir. Er könnte ein Massenmörder sein und ich fahre freiwillig zu ihm nach Hause. Und das noch mit Alkohol Intus!

Als wir nach einigen Minuten stehen bleiben möchte ich gar nicht aufstehen. Es ist gerade so gemütlich geworden! Aber was muss das muss also öffne ich dann doch die Tür und steige aus. "Wie alt bist du eigentlich?", frage ich während wir im Aufzug stehen. Wie es aussieht wohnt er in einer Wohnung. "23" Ich war also nicht mal so daneben mit meiner Vermutung. Der Aufzug geht auf und wir betreten den Flur. Er kramt seinen Schlüssel aus der Hosentasche und sperrt auf. Während das Licht angeht prüfe ich das Apartment auf mögliche Leiche. Sieht relativ rein aus. Also betrete auch ich die Wohnung und stelle fest, dass er erstens alleine hier wohnt und zweitens dass sie ordentlicher ist als mein Zimmer. Plötzlich verspüre ich dieses Bedürfnis mein Zimmer aufzuräumen.

"Ich weiß es ist nicht sehr freundlich von mir aber du schläfst auf der Couch, in Ordnung?" "Klar, du holst mich mitten in der Nacht von einer Party ab und lässt mich bei dir schlafen. Aber du hast recht, das ist echt extrem unfreundlich!" Er schmunzelt und verschwindet in einem Raum nebenan. In der Zeit mustere ich meinen Schlafplatz. Noch dazu ist dieses Sofa riesengroß, ich würde nicht behaupten, dass das ein schlechte Wahl ist. "Hier eine Decke und ich denke das sollte dir passen!" Er legt das Zeug auf die Ecke vom Sofa und sieht sich dann kurz um "Dort ist das Bad, im Wandschrank sollte es noch eine neue Zahnbürste geben." Er ist fast gastfreundlicher als meine Großeltern. "Danke!", sage ich zu ihm und er lächelt mir leicht zu. "Kein Problem. Also ich bin dann mal in meinem Zimmer, falls du was brauchst kannst du jeder Zeit kommen. Aja und falls du Hunger oder Durst hast kannst du dich am Kühlschrank bedienen." Ich sehe ihn mit einem hoffentlich erkennbar dankbaren Blick an. "Schlaf gut", meint er und geht weg. "Hey", sage ich kurz bevor er an der Tür zu seinem Schlafzimmer ankommt. Er dreht sich um und hebt eine Augenbraue. "Wie heißt du überhaupt?", frage ich endlich. Wird ja auch langsam Zeit ihn beim Vornamen zu nennen. "Cole." Dann verschwindet er in seinem Zimmer und ich bleibe alleine in seinem Wohnzimmer zurück.

Ich breite mir die Decke aus und nehme anschließend das Shirt mit ins Badezimmer. Ich denke es ist von ihm, was ich vor allem an der Länge und dem Geruch erkenne. Doch ich stelle fest, dass mein Kopf sich versucht einzubilden dass es Ryans Shirt ist und es nach ihm riecht. Eigentlich total kindisch, immerhin haben wir nichts miteinander. Nach einigen Minuten voller Träumerei hole ich meinen Verstand wieder in die Realität zurück und putze mir die Zähne.

unexpected LoveWhere stories live. Discover now