chapter 70

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Die ganze Autofahrt lang lasse ich mir mögliche Dialoge durch den Kopf gehen, was allerdings ziemlich schwer ist, da ich ja nicht weiß, was das Problem ist und ich daher keine passende Reaktion finden kann. Außerdem merke ich, dass meine Hände anfangen zu schwitzen und ich total unruhig werde. Ist auch kein Wunder bei den Szenarios, die ich mir durch den Kopf gehen lasse.

Ich möchte gar nicht aussteigen, nachdem ich das Auto geparkt habe. Ich habe einfach keine Lust meinen Eltern jetzt zu erklären wo ich war und was weiß ich alles. Wenn es nach mir ginge, dann würde ich jetzt einfach in mein Zimmer gehen ohne ein Wort zu sagen. Und im besten Fall drehe ich dann noch so laut es geht Musik auf, damit ich meine eigenen Gedanken nicht mehr hören muss. Aber so läuft das leider nicht. Wie heißt es nochmal so schön? Das Leben ist kein Wunschkonzert. Oder überhaupt ein Konzert.

Ich ziehe den Schlüssel ab und betrete das Haus, das erstaunlicherweise total leise ist. Daher sage ich erst nichts, denn im besten Fall schlafen meine Eltern schon und ich muss nicht mit ihnen reden. Aber das ist mal wieder nur eine Wunschvorstellung, denn sie sitzen beide im Wohnzimmer und lesen. "Bin wieder da", sage ich kurz und knapp und gehe sofort weiter in mein Zimmer um mich kurz umzuziehen. "Schätzchen Ryan war heute früh da und du sollst ihn anrufen wenn du kannst! Ich gehe gleich schlafen, nur dass du Bescheid weißt." Ich sage darauf nichts und gehe unbeirrt weiter in mein Zimmer. Oder ich versuche es zumindest. Ich muss jetzt Ryan anrufen. Und das von ihm aus, nicht von mir.

Ungefähr 5 Minuten ist mein Finger über dem Anruf-Button. Irgendwoher nehme ich dann den Mut her mit meiner zitternden Hand darauf zu drücken und langsam führe ich das Handy zu meinem Ohr. Es klingelt. Lange. Ich atme schon auf, weil es so aussieht, als ginge er nicht ran aber im letzten Moment hebt er ab. So ein Mist. "Madison?", fragt er mit fester Stimme und ich kann jetzt schon sagen, dass es ein schlechtes Gespräch wird, denn sonst spricht er mich nie mit vollem Namen an. Außer er möchte mich auf den Arm nehmen und das ist ganz sicher nicht der Fall. "Du wolltest reden?", sage ich mit bebender Stimme. Mein Herz schlägt viel zu schnell und ich raste jeden Moment aus. "Ja. Wo warst du gestern?", fragt er und ich versuche meine Nervosität zu senken, indem ich mich hinsetze. "in der Stadt", verschönere ich die Wahrheit ein wenig und hoffe, dass er es mir abkauft. "Bis heute früh wahrscheinlich oder?" "Nein ich war dann bei Cole", antworte ich ehrlich und kaue an meinem Nagel herum. "Maddie verkauf mich nicht für blöd, ich weiß genau was los ist!", wird er plötzlich ein wenig lauter und ich schrecke kurz zusammen. "Mach ich nicht!" "Ein Freund hat dich mit einem Typen ziemlich intim tanzen sehen in einem Club und hat gesagt dass du dann mit ihm mitgegangen bist also tu jetzt nicht so auf unschuldig!"


"Ja und das war Cole, habe ich dir doch schon gesagt!", entgegne ich ihm auf seine sinnlose Anschuldigung. "Es ist mir scheißegal wie der Kerl heißt!", gibt er barsch wider und kurz herrscht Stille. "Ryan es ist wirklich nichts passiert!", versuche ich ihn zu beruhigen. "Und du denkst echt, dass ich dir das abkaufe? Ich konnte dich den ganzen Tag nicht erreichen! Hast du schon mal daran gedacht, dass ich mir vielleicht Sorgen mache?", geht er mich an und jetzt reicht es mir. Ich war lang genug geduldig. "Das sagst gerade du? Du bist doch der, der ein riesen Geheimnis hat und es niemanden sagt! Ich mache mir auch Sorgen und dir ist es komplett egal also jetzt tu nicht so, als wäre ich ungerecht!" "Das ist etwas komplett anderes!", entgegnet er. "Das kann ich leider nicht beurteilen weil du mir die Informationen verschweigst!", während dem Sprechen muss ich mich bemühen, nicht in Tränen auszubrechen. Unser erster richtiger Streit also. "Madison ich habe keine Lust darauf. Entweder du akzeptierst es oder du lässt es einfach!" Ist das gerade sein ernst? Es kann doch nicht sein, dass er nach wie vor glaubt, er wär im Recht. "Weißt du was? Ich lasse es! Ich habe keine Lust auf die scheiße. Du kannst jeder Zeit vorbei kommen und mir alles erklären aber ich kümmere mich bestimmt nicht mehr darum!" Und mit den Worten lege ich auf. Eine Weile starre ich einfach auf de gegenüberliegende Wand. Langsam spüre ich wie mir die Tränen in die Augen steigen. Meine Lippen beginnen zu Beben, ich presse sie zusammen und schließe die Augen. Verdammt verdammt verdammt. Eine kalte Träne nach der anderen läuft mir über die Wange und langsam rutsche ich auf den Boden. Mein gesamter Oberkörper zieht sich zusammen und explodiert daraufhin mehrere Male. Mein Kopf beginnt zu viele Gedanken zu produzieren und ich fühle mich plötzlich total überfordert und allein gelassen. Ich kann es nicht glauben, dass er es tatsächlich hat so weit kommen lassen. Wobei er mir versprochen hat, mir nie weg zu tun. Und hier haben wir ihn. Den großen, unerträglichen Schmerz, der mich von innen auffrisst. Ich wusste von Anfang an, dass es keine Gute Idee ist, ihm zu vertrauen. Ihn in mein Herz zu schließen. Mich zu verlieben. Und doch tat ich es. Und warum? Weil ich dachte, dass er anders wäre! Anders! Doch das ist nur ein weiterer Beweis, dass alle Menschen gleich sind und man niemanden vertrauen kann. Er kennt genau meine Wunden Punkte und konfrontiert mich jetzt damit. Er wirft mir vor, alles wäre meine Schuld. Und mein Verstand ist bescheuert genug um ihm das abzukaufen. Doch das schlimmste an dem Ganzen ist, dass ich ihn nicht vergessen möchte. Selbst dieser unerträgliche Schmerz hält mich nicht davon ab an ihn zu denken und mir zu wünschen, dass das alles doch nur ein Albtraum ist und ich jeden Moment neben ihm aufwache. Doch dem ist natürlich nicht so.

unexpected LoveWhere stories live. Discover now