chapter 57

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Während ich die Klasse betrete, versuche ich einen Schluck von meinen Tee zu machen und schaue dabei aber gerade aus, sodass ich niemanden über den Haufen renne. Dabei sehe ich, dass Grace bereits hier ist und sich angeregt mit einer Klassenkameradin unterhält. Nach wie vor bewundere ich sie dafür, dass sie so offen ist und mit jedem ein Gespräch anfangen kann. "Morgen!", begrüße ich sie leise und sie lächelt mir zu, wendet sich dann aber wieder dem Mädchen zu. Scheint eine heiße Diskussion zu sein.
Also setze ich mich an meinen Platz, schlürfe meinen Tee und blättere währenddessen in meinem Psychologiebuch. Eigentlich würde es mich ja interessieren, Psychologie zu studieren, aber dadurch, dass es ein ziemlichen Massenstudium ist, ist die Idee nicht die Beste. Abgesehen davon, dass ich damit dann nicht arbeiten gehen möchte, sondern mir nur neues Wissen aneignen möchte. "Wow, das Verhalten Neugeborener. Hätte nicht gedacht, dass du so schnell schon ein Kind möchtest!",höre ich Ryans Stimme hinter mir und bemerke erst jetzt, dass auch seine Arme links und rechts von mir abgestürzt sind. "Ich habe es mir doch nur durchgelesen!", verteidige ich mich und schließe das Buch. "Ja genau, man schaut sich ja auch nur zum Spaß Immobilien an!", kontert er und setzt sich auf den Platz neben mich. "Vergleichst du gerade ein Baby mit einem Haus?" "Es muss nicht unbedingt ein Haus sein!", erklärt er und legt ebenfalls seine Bücher auf den Tisch. Ich schüttle nur den Kopf, denn dieser Vorwurf ist total weit her geholt und Ryan ist im Argumentieren nach wie vor eine Niete. "Wie geht's, wie steht's?", fragt Grace und ich drehe mich zu ihr um. Sie lässt sich lässig auf den Stuhl fallen und strahlt mich an. "Ganz gut schätze ich. Warum bist du so... fröhlich?", frage ich nach, denn sie hat den fettesten Grinser im Gesicht, den man sich vorstellen kann. "Ich habe gerade eine Diskussion gewonnen!" Ach, das sagt schon alles. Man könnte meinen, dass Grace sehr ehrgeizig im Gewinnen von Diskussionen ist. Sie steigert sich ganz gerne hinein, allerdings ohne auch nur auf irgendeine Art unhöflich zu werden. Wie soll das überhaupt funktionieren? "Worum ging es?", frage  ich und werfe kurz einen Blick in Richtung Tür, um mich zu vergewissern, dass noch kein Lehrer im Kommen ist. "Warum man sich als Blondine nie die Haare dunkel färben sollte!" Eigentlich hätte ich fast lachen können. Normalerweise diskutieren Leute über Politik, oder ob es besser ist in der Stadt oder auf dem Land zu wohnen. Nein, Grace diskutiert über Haare. "Und warum sollte man sich nie die Haare dunkel färben?", frage ich eher höflich als wirklich interessiert nach. "Naja, wenn man sich die Haare dunkel macht und sie dann aber wieder hell haben möchte, schadet das den Haaren sehr. Und Nachdem man es nicht rauswachsen lassen kann, muss man sich die Haare bleichen. Ich meine Stell dir jemanden mit schwarzen Haaren vor und dann hat der einen blonden Ansatz! Und im Endeffekt sehen die Haare nach dem Bleichen noch viel schlechter als davor!" Meiner Meinung nach, ist das gerade nicht die aller beste Argumentation, aber vielleicht liegt es auch einfach daran, dass sie zu viel mit Ryan abhängt. Vielleicht darf ich auch bald diesen Grad an Intelligenzverlust erleben.

Nach der 3. Stunde erklärt sich Ryan dazu bereit, meinen leeren Becher zurück zum Schularzt zu bringen, was Grace und mir ein paar Minuten in Zweisamkeit verschafft. "Er ist so süß!", rutscht es ihr raus, sobald Ryan den Raum verlassen hat. Wir wissen beide wie sie das meint- sie bezieht es auf seine Beziehung mit mir. Wenn sie ihn wirklich süß finden würde, dann würde sie es nie so klar sagen. "Manchmal habe ich Angst dass er zu perfekt ist!", stöhne ich auf, denn ich bin so ziemlich das komplette Gegenteil von ihm. "Ach was! Ihr passt perfekt zusammen und das sieht jeder. Ich habe bei einem Paar noch nie so sehen können, dass sich die zwei lieben. Euch sieht man das richtig an!" Das macht mich, aus welchem Grund auch immer, richtig stolz. Ich meine wen würde das nicht freuen? Das zeigt, dass Ryan mich wirklich liebt und ich auch ihn wirklich liebe, wenn es sogar Außenstehende merken.
Nach wenigen Minuten kehrt Ryan zurück und Grace und ich rücken ein wenig voneinander ab. Als wäre es verboten, mit seiner besten Freundin zu reden- eigentlich total bescheuert.
"Worüber habt ihr geredet?", fragt er, als er bei uns ankommt und stützt seine Arme an der Lehne seines Stuhls ab. "Ach, nur darüber wie super sexy dein Hintern in der Hose aussieht!", sage ich und versuche Ryan dabei zu imitieren, denn das wäre etwas, was Ryan sagen würde. "Aw, dankeschön. Extra eine Push-Up Hose", entgegnet er und streicht sich übertrieben über sein Hinterteil, als wäre er super stolz darauf. Im selben Moment betritt der Lehrer den Klassenraum und sieht Ryan mit großen Augen an. Dem ist das ganze aber nur halb so peinlich wie mir, denn ich würde am liebsten im Boden versinken. Auch wenn ich gar nicht daran beteiligt bin.
Geschichte ist mitunter eines meiner Hassfächer, also spiele ich wie gewohnt Sudoku auf meinem Handy. Ab und zu muss ich aber doch hochsehen, um sicher zu gehen, dass der Lehrer mich nicht bemerkt. Wahrscheinlich tun sie das meistens, aber es ist ihnen egal weil ich sonst nur Gähnen würde, und das den Unterricht mehr stören würde. "9!", gibt mir Ryan einen Tipp und zeigt auf ein Feld. Das letzte mal, als er mir beim Sudoku geholfen hat, war Anfang des Jahres und ich war richtig böse auf ihn, weil es noch dazu gestimmt hat. "Danke!", flüstere ich diesmal aber zurück und füge die Zahl ein.
Nach dem Unterricht bringt mich Ryan wie gestern nach Hause. Mit dem Bus wäre ich aber schneller drinnen angekommen, denn Ryan und ich knutschen geschätzte 20 Minuten in seinem Auto, was mir äußerst peinlich ist, denn hin und wieder gehen Leute vorbei und sehen uns skeptisch an. Ryan bekommt dann meistens einen Lachanfall wenn ich mich in Grund und Boden schäme und winkt den Leuten provokant zu. Ich hingegen lege dann meine Stirn auf seine Schulter, um das nicht mitansehen zu müssen.

unexpected LoveTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon