chapter 35

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Als ich am nächsten Morgen aufwache brauche ich einen kurzen Moment um zu realisieren, wo ich überhaupt bin oder besser gesagt bei wem ich überhaupt bin. Nachdem mein Blick auf ein Familienfoto an der Wand fällt, erinnere ich mich wieder dass ich bei Cole bin. Und dass ich schreckliche Kopfschmerzen habe. Ich stehe auf und mir wird auch noch schwindelig. Na toll! Ich versuche so leise es geht in die Küche zu gehen um nach Aspirin zu suchen. Mein Schädel dröhnt als würde ein Pressdruckhammer dagegen hämmern.
Nachdem ich ein Glas Wasser getrunken habe durchstöbere ich die Schränke doch stelle vergeblich fest, dass hier keine Medikamente sind. Verdammt. Also gehe ich ins Bad und hoffe dort Fündig zu werden. Auch nichts. Das kann ja wohl nicht sein! Welcher normale Mensch hat seine Medikamente wo anders als im Badezimmer oder in der Küche? So groß ist die Wohnung nämlich auch wieder nicht.
Auf dem Weg zurück ins Wohnzimmer renne ich Trampel gegen eine Kommode, was ein lautes Geräusch erzeugt. Mist! Ich beiße die Zähne zusammen, weil mein Schienbein jeden Moment abstirbt und versuche irgendwie zurück auf die Couch zu kommen. "Alles in Ordnung?",fragt Cole auf einmal im Hintergrund. Ich werde mich selbst ohrfeigen wenn ich ihn gerade aufgeweckt habe. "Habe ich dich geweckt?",frage ich also und komme mir dabei total dumm vor. Natürlich habe ich das! "Kein Problem.. Hast du gut geschlafen?" Er schlendert in die Küche und schaltet seine Kaffeemaschine an. Kaffee klingt auch gut! "Wie ein Stein!" "Steine schlafen nicht",erklärt er mir und wirft mir dabei einen schelmischen Blick über die Schulter zu. "War auch nur eine Metapher!" Das war's auch schon und zum ersten Mal seit ich ihn kenne frage ich mich, warum ich so offen zu ihm bin. Immerhin war das Alles ein langwieriger Prozess bei Ryan und bei Cole habe ich das Gefühl, dass ich ihm mein Herz ausschütten könnte, ohne Angst zu haben, dass ihm das zu viel ist. Keine Ahnung wieso. Vielleicht, weil er mir keine Komplimente zu meinem Hinterteil macht.
Autsch!
Ich greife mir an die Schläfen. Nie wieder werde ich nachdenken, wenn ich verkatert bin. Das bringt einen ja fast um. "Du siehst so aus als bräuchtest du eine Kopfschmerztablette!",stellte er fest und verlässt den Raum. Kurz darauf kommt er wieder zurück und reicht mir eine Medikamentenschachtel. "Du bist ein Held, danke!" Sofort drücke ich eine Tablette aus der Folie, beschließe dann aber gleich eine zweite zu nehmen.
Cole schiebt mir eine Tasse Kaffee zu und ich sehe kurz auf die Uhr. "Wann musst du weg?",frage ich ihn, sodass ich mich nach ihm richten kann und nicht plötzlich vor der Tür lande. "Ich bleibe heute zu Hause, also du brauchst dir keinen Stress machen!" Er nimmt einen Schluck von dem Kaffee und ich denke kurz nach. Ich halte es trotzdem für das Beste, wenn ich innerhalb der nächsten Stunde gehe. Er ist zwar sehr freundlich aber trotzdem fühle ich mich komisch hier zu sein. Vielleicht sogar ein wenig falsch.

Ich mache mich nach dem Kaffee sofort fertig und bedanke mich bestimmt 50 mal bevor ich die Wohnung endgültig verlasse.
Ich habe beschlossen noch kurz in die Stadt zu gehen, um noch ein paar Sachen zu besorgen. Mein erster Halt findet aber in einer kleinen Bäckerei statt, wo ich mir als Frühstück eine Zimtschnecke kaufe. Allein durch den Geruch bekomme ich Sehnsucht nach dem Herbst. Mittlerweile ist es tiefer Winter, den man aber nur am Datum erkennen kann denn es hat trotzdem um die 12°c.
In einer Buchhandlung besorge ich ein Buch für die Schule sowie eines für mich. Danach gehe ich noch in ein paar kleine Boutiquen, die Sales angeschrieben haben. Außer einen Schal für meine Mutter, kann ich aber nichts finden. Dann werde ich mich wohl mit dem Online Shopping anfreunden müssen. Gegen 13 Uhr betrete ich dann erleichtert den Starbucks und bestelle das Übliche und setze mich an den Tisch im Fenster auf der oberen Etage. Mein Laptop wäre jetzt noch ganz praktisch, dann könnte ich jetzt einiges erledigen. Also in Zukunft werde ich immer meinen Laptop mitnehmen wenn ich feiern gehe, man kann ja nie wissen.

Am frühen Nachmittag mache ich mich dann doch auf den Weg nach Hause, weil ich tatsächlich lernen muss und außerdem endlich mal in meine eigenen vier Wände zurück möchte. Ich hasse es so lange unterwegs zu sein ohne dazwischen wirklich verschnaufen zu können.
Meine Mutter ist total entzückt als ich ihr den Schal zeige, welchen ich für sie gekauft habe und mein Vater beschwerst sich, dass er nichts bekommen hat, das ist so typisch für ihn.
Auf die Fragen, wie es bei Grace war, finde ich schnell ein paar Lügen und ich denke die beiden kaufen mir das Ganze sogar ab.
Also verkrieche ich mich in meinem Zimmer und setze mich an den Schreibtisch. Ich fahre meinen Laptop hoch und hole das Buch, welches ich eben erst gekauft habe, aus der Einkaufstasche.
Langweiliger kann man das Wochenende also wirklich nicht verbringen, denn außer Grace bescheid zu geben dass es mir gut geht, habe ich keinen Kontakt zur Außenwelt und ich lerne wie eine Verrückte.
Am Sonntag Abend falle ich hundemüde ins Bett und wünsche mir, das Wochenende würde jetzt anfangen denn Erholung war das ganz bestimmt nicht.

Als ich am Montag morgen aufstehe fühle ich mich zum Glück nicht ganz so schlimm, wie ich es am Vortag vermutet hatte. Ich komme sogar pünktlich zum Bus und ich höre fröhliche Musik. Diese Woche wird bestimmt besser als die letzte. Das ist aber auch nicht so unglaublich schwer.
Als ich in der Schule ankomme, verstaue ich erst einige Bücher in meinem Spind und bin erstaunt, dass er noch immer so ordentlich aussieht. Auf dem Weg ins Klassenzimmer treffe ich auf Grace und sie durchlöchert mich mit Fragen, wie ich nun nach Hause gekommen bin und ob ich mich überhaupt noch an alles erinnern kann.
Als wir aber das Klassenzimmer betreten fehlt mir die Luft zum Antworten, denn Ryan steht direkt vor mir. Und mit direkt meine ich, dass uns nur wenige Zentimeter, oder vielleicht doch nur Millimeter trennen.

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