chapter 19

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Langsam habe ich das Gefühl, dass ich immer etwas falsch mache und egal wie ich mich entscheiden würde, es wäre falsch. Nachdem mir das klar geworden ist fühle ich mich noch schlechter. Ich meine wie soll ich die Menschen in meinem Umfeld endlich mit dem Respekt behandeln den sie verdient haben? Für mich wirkt das alles um so vieles schwerer als es eigentlich ist. Ich stehe vom Bett auf und gehe auf unseren kleinen Balkon. Abgesehen davon, dass man fast in die Zimmer nebenan sehen kann ist es wirklich süß hier. In der Ecke steht ein Stuhl mit einem kleinen Tisch. Dort setze ich mich hin und schau auf die leicht beleuchtete Straße. Nichts passiert.
Als es fast 23 Uhr mache ich mir auf der einen Seite Sorgen, weil ich nicht müde bin und auf der anderen Seite weil Grace noch immer nicht zurück ist und das macht mich ehrlich gesagt sehr  sehr sehr nervös. Aber ich möchte sie auch nicht anrufen, weil sie vielleicht Zeit für sich braucht und das kann ich auch komplett nachvollziehen. Gegen 0 Uhr mache ich mir dann aber zu große Sorgen, dass ich das Zimmer verlassen muss. Es ist zwar eigentlich schon Nachtruhe aber das interessiert mich so gut wie gar nicht. Ich versuche also so leise es geht den Gang entlang zu gehen doch es ist so leise, dass ich viel zu laut bin. Trotzdem hört mich zum Glück niemand. Als ich ins Stiegenhaus komme höre ich Stimmen. Weiblich und männlich. Ganz sicher. Und ich bilde mir sogar ein, dass eine der beiden Stimmen, vermutlich die weibliche, Grace ist. Also folge ich dem Klang der Stimmen nach oben. Bis ich sie sehe. sie sitzen mit dem Rücken zu mir aber ich kann ganz genau erkennen wer es ist. Grace und Ryan. Das verwirrt mich total. Die zwei kennen sich doch gar nicht? Warum sitzen sie mitten in der Nacht im Stiegenhaus und unterhalten sich? Was habe ich bitte verpasst? Irgendwie werde ich plötzlich so nervös dass ich sofort umkehren will. Allerdings war ich noch nie geschickt und durch meine kleine Panik renne ich gegen das Geländer. Das erzeugt natürlich einen lauten Ton und die zwei schauen zu mir. Ich mache meinen Mund auf und hoffe dass aus Reflex eine Ausrede raus kommt aber nichts passiert. Das macht das Ganze natürlich noch peinlicher. "Was machst du hier?",fragt mich Ryan und ich versuche mich halbwegs in den Griff zu bekommen. "Was macht ihr hier? Zusammen?" "Madison du brauchst dir keine Sorgen machen, ich wollte nur mit jemanden reden",meint nun Grace und ich sehe sie an. "Du bist einfach gegangen und nicht wieder gekommen, natürlich mache ich mir Sorgen!" "Tut mir ja leid, aber das hat mich einfach wütend gemacht. Und nachdem du mir nicht sagen wolltest was ihr jetzt geredet habt, habe ich Ryan einfach selbst gefragt!" "Der verseht wahrscheinlich die ganze Sache wieder!" "Da gibt es nichts zu verdrehen",mischt er sich jetzt wieder ein. "Wir wissen beide dass du krampfhaft versucht niemanden an dich ran zu lassen aber so wie du das machst schadet es dir nur!"
Nach dieser Aussage renne ich weg. Ich hasse es, dass er jedes mal das gleiche Argument bringt! Ich weiß, dass mir niemand folgt aber ich laufe trotzdem so schnell ich kann. Ich habe plötzlich so einen Adrenalin Schub bekommen, dass ich gar nicht mehr aufhören kann zu laufen. Auch nicht, als ich draußen auf die Straße laufe. Es ist zwar mitten in der Nacht, aber wenn ich ehrlich bin kümmert mich das nicht wirklich. Ich renne so lange, bis ich bei dem Gebüsch von vorhin ankomme. Dort kämpfe ich mich durch und erreiche den kleinen See. Es sieht so schön aus. Diesmal glitzert der Mond auf dem Wasser und es sieht so schön aus, ich kann es kaum in Worte fassen. Ich setze mich eine Weile ins Gras und starre auf die minimalen Bewegungen des Wassers. Als ich das nächste mal auf die Uhr sehe ist es bereits 3 Uhr. Bei uns wäre es aber erst früher Abend, das ist auch der Grund, warum ich überhaupt nicht müde bin. Trotzdem stehe ich auf und mache mich auf den Rückweg. Ich kann schon von Weitem sehen, dass vor dem Eingang ein Mann ist und ich bekomme es sofort mit der Angst zu tun. Wenn das jetzt unser Lehrer ist, dann habe ich riesige Probleme. Im Kopf reihe ich mir schon mal eine mehr als schlechte Aussage zusammen. Als ich dann allerdings näher bin, kann ich erkennen, dass es nicht der Lehrer sondern Ryan ist. Er sitzt auf einer Holzbank, den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen. Als ob er hier extra auf mich gewartet hätte und dabei eingeschlafen ist!
Als ich vor ihm stehe kann ich das nur bestätigen. Er schläft einfach. Und das schlimmste daran ist, dass ich nicht einfach hinein gehen kann ohne ihn. Das kann ich einfach nicht. Ohne dass ich einen Grund dafür weiß. Also stupse ich ihn einmal an. Er bewegt sich nicht. Und nochmal. Es passiert immer noch nichts. "Ryan!",flüstere ich ihm zu aber er bewegt sich nicht. "Schieb deinen Arsch von dieser Bank!"sage ich zu ihm mit ernstem Unterton und er schrickt auf. "Madison?" Was soll ich jetzt ja sagen? Ist doch wohl klar dass ich es bin! "Wo warst du bitte!" "Ich habe ein wenig frische Luft gebraucht, gute Nacht." "Denkst du ernsthaft ich lass dich jetzt gehen?" Dabei hält er meine Hand fest, sodass ich nicht einfach gehen kann. "Du bist total müde und ich möchte auch ins Bett also kannst du mich morgen verurteilen, dafür wäre ich dir echt dankbar!" Er reibt sich nochmal die Augen und stößt dann ein müdes "na gut" aus. Als wir in unserem Stock ankommen mache ich keine Anstalten mich von ihm zu verabschieden sondern gehe einfach weiter. "Und Madison?" Ich drehe mich zu ihm um und bleibe stehen. "Schöne Hose!",dabei grinst er und verschwindet im Zimmer. Natürlich, ausgerechnet die Hose habe ich heute an.

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