Epilog

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Gleich kommt noch ein Kapitel, wo ich ein paar wichtige Dinge sagen muss.

6 Monate später

Seit gefühlten drei Stunden räume ich jetzt schon dieses verflixte Bücherregal ein und es scheint kein Ende zu nehmen. Es sind einfach Unmengen an Bücher und die alle nach Autoren zu sortieren, weil ein gewisser Herr seine Ordnung in seinen Regalen benötigt, ist wirklich anstrengend, weswegen es sich nur um weitere drei Stunden handeln kann.

Kafka, Austen, Goethe, Schiller, sogar Allen-Poe habe ich entdeckt. Von wegen er liest keine Romane. Das ist ja Kitsch pur. Beinahe schlimmer als ich, aber nur beinahe.

Seufzend werfe ich den zweiten geleerten Karton in die Ecke des Raums und öffne den nächsten. Weiter geht die Tortur. Würde ich ihn nicht so sehr lieben, hätte ich es schon längst hingeschmissen oder mindestens die Bücher einfach wahllos in die Regale gestellt, aber ich will ihn ja nicht kränken.

Die Eingangstür unserer Wohnung öffnet sich und ein gutaussehender, mit Locken verzierter Mann mit wunderschönen Grübchen betritt den Raum. Er trägt einen Karton in seinen Händen und schmeißt die Tür mit dem Fuß hinter sich zu. „Das sollte der letzte Karton sein. Außer du zählst den mit, der mir gerade das Treppenhaus runtergefallen ist."

Ich seufze, als er den Karton auf den Boden stellt. „Sag mir bitte nicht, dass da wichtige Dinge drin waren."

Er öffnet den Karton und mit schüttelt mit dem Kopf. „Nein, glaube nicht. Eventuell das Geschirr meiner Mutter. Aber das hätten wir sowieso nie benutzt."

„Das macht es auch nicht unwichtiger", lache ich. „Deine Mutter wird dich umbringen."

„Sie muss es ja nicht erfahren. Bis sie das nächste Mal in New York ist, können wir ein anderes auftreiben." Er dreht sich zu mir. „Bist du eigentlich bald fertig?"

Mit erhobener Braue sehe ich ihn an, während ich in dem Wirr Warr von tausenden Büchern sitze. „Sieht es für dich so aus?"

„Meinst du, du packst das heute noch?"

„Wenn du mir endlich mal hilfst oder weniger pingelig bist, ja."

„Nein, ich muss die Regale aufbauen."

Ich seufze und greife nach dem nächsten Buch, schiebe es zum Autor Thomas Mann. „Dann gebe ich die Hoffnung auf einen entspannten Abend auf."

Harry hebt einen Finger. „Apropo Hoffnung!" Er dreht sich zu dem Karton und holt ein Buch heraus. „Es war knifflig, aber ich habe wirklich lange darauf hingearbeitet, bis du das Wort Hoffnung in den Mund nimmst."

„Was kommt jetzt wieder? Falls du mir eine Rede über Hoffnung halten möchtest – nicht nötig." Ich halte Kafka hoch. „Hier steht alles drin, ich bin also versorgt für die nächsten Stunden."

Er schnalzt mit der Zunge und kommt zu mir. Das Buch hält er hinter seinem Rücken. „Ich werde dir ganz bestimmt keine Rede über irgendeine irrelevante Hoffnung halten, aber vielleicht wer anders."

Ich sehe ihn verwirrt an.

Schmunzelnd setzt er sich zu mir und schiebt das Buch zwischen Kafka und Stephen King.

Mit zusammengekniffenen Augen sehe ich darauf. Sofort ziert ein breites Grinsen meine Lippen.

Partie Espoir lll. Das Buch aus der Mula.

Ich grinse ihn an. „Das gehört aber nicht zwischen Kind und Kafka."

Harry verdreht die Augen. „Weißt du, wie lange ich dieses verdammte Buch schon vor mich herschiebe? Freu dich gefälligst."

Ich beiße mir mehr als glücklich auf die Lippe und schiebe das nächste Buch ins Regal, natürlich zum richtigen Autor. „Das tue ich. Ich freue mich."

„Man sieht dir die Freude quasi an."

Und jetzt, weil ich ihn so sehr liebe, weil er der tollste Freund der Welt ist, er mein August ist und ich so verloren scheine, falle ich ihm um den Hals. Wir fallen nach hinten und ich liege auf ihm drauf, zwischen den vielen Büchern.

„Scheiße, mir stecken, glaube ich, zwei Bücher im Rücken", stöhnt Harry gequält auf.

Ich küsse ihn auf die Lippen und vermittle ihm all die Liebe, die er verdient hat und lasse ihn all das Glück spüren, das ich spüre. Ich lasse von ihm ab und sehe ihn schmunzelnd an. „Ich liebe dich", sage ich zufrieden mit jedem kleinsten Zentimeter meines Lebens. Und ja, ich bin zufrieden. Harry ist zu mir nach New York gezogen, nachdem wir noch einen Monat eine Fernbeziehung führen mussten, weil er in England war, doch jetzt ist er hier bei mir und ich kann ihn haben. Für immer. Weil wir zusammen gehören. Einfach weil wir zusammen gehören.

Wir bilden unser gemeinsames Zuhause in einem tollen Apartment, gehen auf das gleiche College und leben das Leben, was wir uns gewünscht haben. Wir erleben die Abend, an denen wir gemeinsam auf der Couch liegen, diskutieren, Filme sehen, Bücher lesen, reden, uns lieben. Uns lieben. Uns lieben. Wir lieben Tag und Nacht und es wird nie ein Ende nehmen, denn das Schicksal macht keine Fehler. Wir sind endlich hier, gemeinsam, glücklich.

Und auch wenn wir noch jung sind, noch so viele Hürden, Kurven und Ecken auf uns zukommen werden, werden wir niemals unseren Weg verlieren. Wir wurden gemacht, um uns ein Zuhause zu schenken.

Und es ist hart, ohne jemanden zu leben, der sich wie Zuhause anfühlt.

Das wissen wir beide, deswegen sind wir hier. Warum nicht mit der Person glücklich sein, die man liebt, wenn man sie liebt? Ich war noch nie glücklicher, denn ich habe nicht nur August an meiner Seite, sondern ihn. Harry. Harry ist mein Harry. Mein Harry, der perfekte Harry. Für den ich die Sonne schlucken würde, um ihn zu wärmen.

Harry sieht mich lächelnd an. Seine Grübchen stechen heraus. „Ich liebe dich. Für immer."

Ja. Für immer. Denn das sind wir, während wir unendlich sind.


Forever Collide 3 Where stories live. Discover now