Kapitel 265 - Entmannt

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Ich bin so unzufrieden mit den letzten Kapiteln, tut mir leid, wenn man es mir anmerkt ... Ich habe das Gefühl, die Sätze, die ich bilde könnten von einem Erstklässler stammen und alles drum herum ist einfach ... ätzend. Argh, was ist hier los? Ich bin so unkonzentriert, aber ich versuche wirklich mein Bestes.

Ravely

Ich wache durch Harrys Husten auf. Im Schlaf habe ich mich ans abgedunkelte Fenster gelehnt und ich richte mich auf, sehe auf die Uhr auf dem kleinen Fernseher vor mir. Fünf Uhr morgens in der amerikanischen Zeit und zwölf Uhr mittags in England. Wir müssen noch zwei Stunden fliegen. Ich sehe zu Harry, der noch ruhig vor sich hindöst. So lange wie heute hat er noch nie im Flugzeug geschlafen. Zum Glück hat er die Schlaftabletten genommen. Es ist wichtig, dass er konzentriert ist, wenn wir zu Anne gehen.

Ich schiebe die Abdeckung des Fensters neben mir ein wenig höher, damit ich die Sonne sehen kann, jedoch schiebe ich es nicht ganz hoch, damit es Harry nicht blendet. Kurz sehe ich hinaus, auf das Meer unter uns, das von den Sonnenstrahlen glitzert. Erinnerungen, wie ich damals mit ihm in der Karibik am Strand lag, blitzen in meinem geistigen Auge auf und ich lächle. Harry neben mir beginnt zu murren. Ich sehe zu ihm. Anscheinend hat ihn die plötzliche Helligkeit doch geweckt.

Er hebt langsam seine Lider und sieht mich mit zerknautschtem Gesicht an.

„Hi", sage ich leise zu ihm und schmunzle, weil er so jung wirkt, wenn er aufwacht.

„Hi", gibt er mit rauchiger Stimme zurück und auch er schmunzelt, wenn auch nur wenig. Er richtet sich etwas mehr auf und schiebt sich die Decke von den Schultern. Kurz sieht er sich um, dann stellt er fest: „Wir sitzen immer noch in diesem scheiß Flugzeug."

„Über die Hälfte hast du schon hinter dir." Ich schiebe das Fenster wieder ein wenig zu, lasse aber einen Spalt offen, damit etwas Licht zu uns scheint, da das ganze Flugzeug abgedunkelt ist. „In nicht mal zwei Stunden sind wir da."

Harry seufzt und wuschelt sich kurz durch die durcheinander geratenen Haare.

„Wie hast du geschlafen?", frage ich ihn.

„Falsch", sagt er und muss seine Hüften heben, um an seine Hosentasche zu kommen.

„Falsch?"

„Na ja, es hat sich so falsch angefühlt unter Drogen zu schlafen", spottet er und bindet sich mit einem Haargummi aus seiner Tasche die Haare zusammen.

Ich lache etwas. „O, mein Gott, du bindest dir gerade wirklich einen Zopf."

Seine Art, wie er sich die Haare bindet, sieht so flüssig und angewohnt aus, dass man meinen könnte, er macht das schon seit Jahren. „Ja. Ich habe lang darauf hingearbeitet, bis ich das endlich machen kann", feixt er und lehnt sich mit dem Zopf wieder zurück. Er sieht aus, wie eine komplett andere Person, ist aber immer noch unverschämt attraktiv dafür, dass er tatsächlich einen Dutt am Hinterkopf hat.

„Das ist so seltsam." Belustigt betrachte ich sein Haar. Noch hängen ein paar Strähnen raus, weil sie zu kurz sind, doch das lässt es nur noch heißer wirken.

„Ich werde sie dennoch wieder abschneiden. Sie gehen mir auf die Nerven und das nicht zu wenig. Außerdem fühle ich mich mit so langen Haaren entmannt."

„Ich fand kurze Haare standen dir sowieso viel besser", lächle ich und hebe meine Beine auf den Sitz, lege die Decke höher über meinen Körper, da es wirklich sehr kalt im Flugzeug ist. „Als du sie immer nach oben gestylt hattest und so was. Das hat mir am besten gefallen. So konnten deine Locken dein Gesicht mehr umspielen und ... Ich mochte es einfach."

Er sieht zu mir und grinst mich mit erhobener Braue an. „Ach ja?"

Ich sehe sofort errötend weg. Ich mache ihm ja ein Kompliment nach dem anderen. Er muss denken, ich sei verzweifelt. „Ja, also, es ist natürlich immer noch deine Entscheidung", stammle ich verlegen.

„Nein, du hast schon Recht. Bist du schon lang wach?"

„Nein, bin auch eben erst aufgewacht. Mein Körper ist noch auf den Rhythmus von Amerika eingestellt."

Harry stöhnt auf. „Stimmt ja. Schon wieder muss ich diesen scheiß Jetlag mitmachen. Ich war froh, dass ich mittlerweile in New York recht gut klar kam und jetzt bin ich schon wieder in England. Und dann wieder in New York. Und dann wieder in England."

Augenblicklich pocht mein Herz fester gegen meine Brust. „Du wirst wieder nach New York fliegen?"

„Ja. Ich muss nur ein paar Sachen mit Hannings klären. Außerdem schulde ich Steven noch Geld."

Ich grinse in mich hinein und sehe weg. Das bedeutet, wir könnten theoretisch noch mehr Zeit miteinander verbringen. Noch mehr Gespräche führen und uns einfach nahe sein. Auch, wenn ich nicht weiß, was da momentan zwischen uns ist, weiß ich, dass da irgendetwas ist und dass es mehr als Freundschaft ist, steht sicher. Ich traue mich noch nicht ihn einfach so zu küssen oder ihm ständig offensichtlich meine Zuneigung zu zeigen, doch vielleicht ändert sich das mit der Zeit. Vielleicht schweißt uns England wieder näher zusammen.

„Hat Robin nochmal geschrieben?", frage ich, nachdem wir eine Weile geschwiegen haben.

Harry schüttelt mit betroffener Miene den Kopf. Ich fühle mich sofort schlecht, ihn darauf angesprochen zu haben. Wahrscheinlich hat er kurz nicht daran gedacht und ich habe die Stimmung wieder kaputt gemacht. Gut gemacht, Ravely!

„Was, wenn ...", murmelt Harry bedrückt. „Was, wenn Mum ..."

„Nein, sag so was nicht", unterbreche ich ihn sofort bestimmt. „Hör auf an so was auch nur zu denken, okay?" Ich nehme wieder seine Hand und kuschle mich, mutiger, als ich dachte, an seine Schulter. „Mach dir bitte nicht so viele Gedanken. Anne wird es gut gehen, sie ist eine Kämpfernatur. Genau, wie du."

Gedankenverloren streicht Harry mit seinem Daumen über die Haut meiner Hand. „Mir bleibt nichts anderes übrig, außer das Schlimmste zu vermuten. Robin meinte, es sei ein betrunkener Fahrer gewesen und ... Er klang so scheiße traurig am Telefon." Kurz schweigt er, dann knurrt er noch: „Ich hoffe, dass dieser betrunkene Wichser in den Knast kommt."

Ich schürze die Lippen. Ich mag es nicht, wenn Harry so redet. Bei ihm hören sich solche Sätze immer so falsch an. Es passt einfach nie zu ihm. „Vielleicht liegt er auch im Krankenhaus."

„Hoffentlich."

„Sei nicht wieder so", sage ich leise und sehe auf unsere ineinander gehakten Finger.

„Ravely. Ich zeige keine Toleranz jemandem gegenüber, der durch reine Ignoranz betrunken Auto fährt und damit noch meine Mutter verletzt. Ich habe jedes Recht so zu sein."

„Und was würdest du machen, wenn er vielleicht auch da ist? Du kannst dich nicht so aufführen, wenn wir da sind."

„Natürlich kann ich das", knurrt er. „Nur wegen ihm liegt meine Mutter im Krankenhaus. Schwerverletzt. Wie würdest du darüber denken, wenn so Etwas deinem Vater passieren würde?"

Mir stockt der Atem. Das wäre schrecklich. Wenn ich mir vorstelle, mein Vater wäre in einen Autounfall verwickelt ... Ich will es mir gar nicht vorstellen. Doch ich könnte Harry verstehen. Ich wäre genauso wütend auf die Person, die den Unfall verursacht hat.

„Tut mir leid", entschuldige ich mich leise. „Ich will nur nicht, dass du dich aufregst."

Harry seufzt und lehnt sich im Sitz etwas mehr zurück, sodass ich noch näher an ihn ranrutschen kann. „Entschuldige dich nicht", meint er, wieder in einem sanfteren Ton und legt die Decke über meinem Körper höher um meine Schultern. Diese Geste spiegelt ihn perfekt wieder. Egal, was passieren mag, er ist immer noch der fürsorgliche Harry in den ich mich Hals über Kopf verliebt habe. Und das wird er auch immer bleiben. „Ich bin mehr als glücklich, dass du bei mir bist", fügt er noch leise hinzu und küsst mich sanft auf den Kopf, was meinen Körper schlagartig erhitzt und meinen Puls höher schlagen lässt.

Grinsend schließe ich die Augen und hoffe, dass wir bald in England ankommen.

Forever Collide 3 Where stories live. Discover now