Kapitel 224 - Haut aus Stahl

8.4K 763 141
                                    

SPANNUNG

Raven

„Tammys – Ich meine, Tamaras Bruder?", keuche ich in die Leitung. Mir reißt es fast den Boden von den Füßen weg.

„Ja", sagt die Frau in der Leitung. „Da wir Mister Styles nicht erreichen konnten, waren Sie die Einzige Person, deren Nummer noch in ihrer Akte stand, als Ansprechpartner."

„Verstehe", krächze ich immer noch komplett entsetzt über die ganze Situation. Ich dachte, Tammy hatte keine Familie mehr?

„Er würde gerne mit Ihnen reden und er wartet hier auf Sie. Falls Sie es also einrichten könnten, erwarten wir Sie hier im Hospital."

Ich nicke schnell, obwohl sie es nicht sehen kann. „Ja, klar, ähm, ich komme sofort."

Ich lege auf und starre unglaubwürdig auf mein Handy. Gibt es vielleicht noch irgendetwas über das ich mir Gedanken machen muss? Scar, Ben, Harry und jetzt plötzlich Tammys Bruder. Sie hat nie etwas von einem Bruder erzählt und Harry auch nicht. Und wieso ist Harry einfach nicht erreichbar? Klar, er ist in New York, aber er kann trotzdem an sein Handy gehen. Vielleicht ist ihm etwas passiert. Bei dem Gedanken keuche ich auf. Nein, ihm ist nichts passiert. Er ist Harry, ihm passiert nie etwas ... Oder?

„Rave?", höre ich Bens verschlafene Stimme von der Treppe oben, als ich gerade gehen will. „Wo gehst du hin?"

Ich sehe ihn überfordert an. Er trägt nur eine Unterhose. Er trägt nur eine verdammte Unterhose. Das ist ein Albtraum, das kann nur ein Albtraum sein. Auch, wenn er stets durchtrainiert ist. „Ä-Ähm", stottere ich. „Ich muss gehen, Ben. Cate hat angerufen", lüge ich. Ich will nicht, dass er mir ins Krankenhaus folgt. Er scheint frei zu haben.

Er sieht mich schon etwas enttäuscht an. „Verstehe ..."

„Tut mir echt leid."

Bedrückt zuckt er mit den Schultern und kommt die Treppen runter zu mir.

Ich weiß nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Außerdem steht er fast nackt vor mir. Das ist alles so falsch.

Gerade als ich denke, er wollte mich auf den Mund küssen, gibt er mir nur ein Bussi auf die Wange und lächelt halb. „Es war trotzdem schön ... Letzte Nacht. Aber ich werde dich jetzt nicht aufhalten."

Sofort will ich sterben. Ich habe ... Ach du meine Güte. Ich bin das letzte. Ich bekomme kein Wort raus, sondern starre ihn einfach nur an.

„Melde dich, wenn du bei Cate bist, ja?", fragt er noch und ich nicke nur.

Dann verschwinde ich sofort. Die Kälte, die um meinen Körper streift ist nicht mal die Hälfte davon, was ich eigentlich verdient hätte. Ich habe meinen Mantel bei Ben vergessen, doch ich will nicht wieder bei ihm klingeln. Wie konnte das alles passieren? Mit Ben! Ich meine ... Ich mag Ben, aber ... Ich liebe Harry. Ich könnte doch nie mit einem anderen Mann schlafen.

Verzweifelt mache ich mich auf den Weg zum Krankenhaus, rubble mir ständig über die Arme und hoffe, dass ich nicht erfroren bin, wenn ich da bin. Die Leute starren mich komisch an. Ich habe mich selbst noch nicht gesehen, aber der Anblick von einem verkaterten Mädchen im Kleid und verwuschelten Haaren und wahrscheinlich verschmiertem Make-Up, sieht man nicht alle Tage. Und das morgens um neun. Es ist offensichtlich, dass ich wahrscheinlich von einem One Night Stand flüchte. Ich fühle mich so widerlich.

Halb erfroren komme ich im Krankenhaus an und eine wohlige Wärme umgibt mich, die mich aufseufzen lässt. Die Schwester hinter der Rezeption beäugt mich genauso, wie ich mich fühle, fast schon verächtlich.

Forever Collide 3 Where stories live. Discover now