Forever Collide 3

Kapitel 234 - Verlorene Kontrolle

Ich bin so nachtaktiv, das ist schon nicht mehr lustig.

Raven

Es herrscht kurz drückende Still im Wohnzimmer, dann hört man ein leises Schniefen von der Couch. Harry und ich sehen dort hin und zwei ängstliche Augenpaare blicken hinter der Couch hervor. Lischen und Max, die beiden hatte ich ja total vergessen. Sie mussten eine heiden Angst haben.

Sofort geht Tante Betty mit Colin hin und trösten sie. Dexter trottet zu Dad, seinem besten Freund. Dad sieht ihn an, als wüsste er nicht, was er wollte, doch ich verdrehe die Augen. „Komm schon, Dad, du willst es auch."

Schließlich seufzt er ergeben und kniet sich zu Dexter, um ihn zu streicheln.

„So, ich denke, es wird Zeit zu gehen", verkündet Tante Betty, die Lischen auf dem Arm hält. „Die beiden sind ganz schön schockiert."

Ich lasse Harry los und gehe zu ihr, streiche Lischen beruhigend über den Kopf. „Ja, das ist vielleicht besser so. Es ist sowieso schon spät."

„Trotz der letzten zehn Minuten, war es schön, dich mal wieder zu sehen, Schätzchen." Tante Betty drückt mich etwas und streicht mir über die Wange. „Und ich sag dir eins", flüstert sie, damit nur ich es höre. „Einen besseren findest du nicht." Dann geht sie zu Dad und verabschiedet sich.

Als Colin, Tante Betty, Mum und die Kinder gegangen sind, Dad auch endlich mal Dexter loslassen konnte, gehe ich auf den Tisch zu, auf dem ein kaputtes Glas liegt. Es muss kaputt gegangen sein, als Danny mich gegen den Tisch geschupst hat. Meine Seite schmerzt noch immer und ich bin mir sicher, dass es einen blauen Fleck geben wird.

Ich fange an die Scherben einzusammeln, bis Dad sagt: „Lass nur, ich mache das. Geh du mit Scar und Harry hoch, ja? Ich glaub, der Junge braucht mal etwas Wasser in seinem Gesicht."

„Ich helfe dir, Jared", sagt Scar traurig und räumt die Scherben zusammen. „Immerhin hätten wir ohne mich auch das ganze Chaos nicht."

„Mach dir bitte keine Vorwürfe", tröste ich sie. „Du kannst nichts dafür, dass Danny so ein Arschloch ist."

Leicht lächelt sie. „Du meinst wohl eher ein Arsloch."

„Du hast Recht, ein Arsloch", korrigiere ich und gehe dann zu Harry, der sich gerade über die Nase wischt, um das Blut loszuwerden. Sogar auf seinem schönen weißen Hemd ist Blut. Das ist ein Desaster. „Lass uns nach oben gehen."

Er nickt und folgt mir die Treppen hoch.

Ich öffne die Badezimmertür und Harry setzt sich auf den Rand der Badewanne. Heute ist mein Geburtstag und alles endete in dem reinsten Chaos. Scar ist traurig, Dad wurde verletzt und Harry blutet. Wegen diesem Abschaum von Danny. Ich hasse ihn. Ich hasse ihn so sehr.

Schwach krame ich den erste Hilfe Kasten aus dem Regal unter dem Waschbecken und versuche den Schmerz in meiner Hüfte zu ignorieren. Meine Wange pocht auch noch sehr und ich habe noch immer einen schmerzenden Druck auf dem rechten Ohr, doch ich möchte nicht, dass sich irgendwer schlecht dafür fühlt, dass Danny so ein Arsch ist und mir wehgetan hat.

Ich drehe mich zu Harry um, der mich von unten betrachtet. Seine Nase sieht so schlimm aus. Sie ist zum Glück nicht angeschwollen, doch das Blut lässt es einfach schrecklich wirken. Man erkennt auch einen leichten Riss an seiner Unterlippe.

Schweigend öffne ich den Kasten und lege ihn auf Harrys Bein ab, krame ein Tuch hervor, das ich in Wasser tränke. Ich schlucke schwer, als ich mit dem Tuch über seine Nase fahre, um das Blut zu entfernen.

„Was für ein Klisché", beendet Harry die Stille und beobachtet mich weiter. „Ich dachte immer, solche Szenen gibt es nur in Büchern."

Ich kann mir kein Lächeln hervorzwingen. Dafür ist die Situation einfach zu deprimierend. Als ich sanft über seine Lippen fahre und seine Wunde treffe, zuckt er kurz zurück. Wie auf Knopfdruck schießen mir die Tränen in die Augen. Das alles ist einfach fürchterlich. Ständig verletze ich Harry damit, ihm keine zweite Chance zu geben und jetzt blutet er wegen mir. Weil ich so egoistisch bin und ihn auf meinem Geburtstag haben wollte. Ich habe ihn nicht verdient. Ich habe ihn einfach nicht verdient.