Kapitel 260 - Qualität über Quantität

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Ihr könnt mir später danken.

Ravely

Harry sieht mich mit gerunzelter Stirn an. „Du willst es nicht leben?"

Ich zucke mit den Schultern und stehe auf, schnappe mir den Pullover über meinem Schreibtischstuhl und ziehe ihn mir über. „Es ist nun mal nicht nur das, was du auf den Fotos siehst. Ich habe immer noch zwei Jobs, mit denen ich gerade so das Apartment bezahlen kann. Es ist an manchen Tagen sehr anstrengend."

„Also bist du nicht glücklich?"

Fast erschrocken von seiner plötzlich so direkten Frage, setze ich mich wieder auf die Couch, stemme die Beine hoch, kuschle mich in mich selbst hinein, um mich aufzuwärmen. „Ich weiß es nicht", sage ich. „Es gibt Tage an denen bin ich glücklich und es gibt Tage, an denen ich am liebsten alles hinschmeißen würde." Ich bin überrascht von meiner Ehrlichkeit. Harry hat vorhin auch so ehrlich mit mir geredet, ich sollte jetzt nicht lügen.

Kurz schweigen wir, dann sagt Harry: „Man sieht es dir an."

Ich sehe ihn an. „Man sieht es mir an?"

Er nickt und sieht auf Emerald auf seinem Schoß. „Ja. Du bist dünn geworden und wirkst einfach total verändert. Ich kann es nicht ganz erklären. Aber da fehlt einfach irgendein Ausdruck in deinen Augen, der früher mal da war."

Ich presse die Lippen aufeinander und schäme mich augenblicklich für mein Äußeres. Mir ist selbst schon aufgefallen, dass man mein Schlüsselbein deutlicher sieht und meine Wangenknochen mehr herausstechen, aber dass es Harry so auffällt ... Ich fühle mich hässlich. „Ich schlafe nicht viel", erläutere ich. „Das könnte vielleicht meinen müden Ausdruck erklären." Ich versuche amüsiert zu gucken, doch ich bin mir sicher, es gelingt mir nicht.

Harry schürzt die Lippen und sieht mich etwas länger an.

Einen kurzen Moment verliere ich mich in seinen Augen, doch dann sehe ich weg. „Willst du etwas trinken oder so?", frage ich ihn und stehe auf. „Ich kann dir einen Tee machen. Oder Kaffee."

„Tee", antwortet Harry, als ich schon in der Küche stehe. „Pfefferminz", ruft er und ich murmle es leise vor mich hin. Ich weiß noch ganz genau, welchen Tee er am liebsten getrunken hat. Es ist traurig, dass ich bald mehr über seine Angewohnheiten weiß, als über mich selbst.

Ich bereite den Tee zu und komme mit zwei rosa Tassen zurück ins Wohnzimmer. Ich stelle die Tassen auf den kleinen Tisch vor der Couch und setze mich im Schneidersitz hin.

„Interessante Farbauswahl", merkt Harry an und nickt zu den Tassen.

Ich muss schmunzeln. Ein Bild von ihm im rosa T-Shirt meines Vaters schießt sofort in meinen Kopf. „Zayn", sage ich seufzend. „Er liebt es aus rosa Tassen zu trinken, deswegen habe ich fast nur solche Teile im Schrank stehen."

Harry lacht etwas. „Er ist so seltsam."

„Das stimmt", lache ich ebenfalls. „Aber so ist er nun mal. Steht auf rosa und schwarze Katzen."

Schmunzelnd sieht Harry zu Emerald, der gar nicht mehr von ihm weg will. „Irgendwie hätte ich niemals gedacht, dass du eine Katze halten würdest."

„Wieso?"

Er zuckt mit einer Schulter. „Ich dachte immer, dass du mehr der Hundetyp bist."

„Eigentlich bin ich das auch. Aber Emerald ist einfach der tollste Kater auf Erden." Ich würde ihn gerade gerne streicheln, aber ich will Harry nicht zu nahe kommen.

Plötzlich knurrt etwas. Erst ein paar Momente später, fällt mir auf, dass es Harrys Magen ist. „Hast du immer noch Hunger?", frag ich unglaubwürdig.

Forever Collide 3 Where stories live. Discover now