Kapitel 271 - Geschlossene Augen

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I'M BACK!  Hallo, wer hat Collide auch alles so vermisst, wie ich?

Ich fass nochmal kurz das zusammen, was als letztes passiert ist, falls es manche vergessen haben:
Raven ist mit Harry in London, weil Anne wegen Pete (Harrys Vater) im Krankenhaus liegt. Harry und Raven haben sich beinahe geküsst und sind dann kam Megan, blabla. Schließlich sind sie engumschlungen im Bett eingeschlafen, bis Harry einen Albraum hatte, wo Anne tot war und er ist zu ihr ins Krankenhaus gefahren um 2 Uhr nachts.

Kleines Kapitel, aber das ist auch nur ein kleines Hallo an euch, weil es jetzt weiter geht :)

ÜBRIGENS VERGESST NICHT BEI MEINER ANDEREN STORY REMEMBER HIS STORY REINZSUCHAUEN!

Und jetzt viel Spaß <333

Harry

Ich laufe durch den kahlen Flur, sehe mich ab und zu mal um, ob ein Arzt oder eine Schwester unterwegs ist, die mich ansprechen könnten. Es sieht leer aus. Doch so ist das nun mal auf der Intensivstation. Ich hasse es, dass ich den Charme von solchen Gängen perfekt beschreiben könnte und ich hasse, dass es verdammte Erinnerungen in mir weckt, doch ich versuche das Piepen der Geräte und diesen stechenden Geruch in der Nase zu ignorieren, während ich zu Mums Zimmer laufe.

Vor der Tür atme ich nochmal tief durch und stelle mich auf den grässlichen Anblick ein, der mich gleich erwarten wird. Wiederholt sehe ich mich um, dann öffne ich leise die Tür, schließe sie dann wieder hinter mir. Ich sehe direkt auf das verdunkelte Zimmer und erkenne durch den Schein des Mondes die Silhouette meiner Mutter, die wie tot dort in dem Krankenbett liegt.

Gott, wie ich es verabscheue hier zu stehen und wie ich es verabscheue so etwas zu sehen. Es ist wie ein verdammter Kreislauf, der sich ständig wiederholt.

Mum liegt immer noch mit einem Beatmungsgerät im Bett, die Maschine und das Piepen ihres Herzschlages brennen mir in den Ohren, verursachen ein tiefes Rauschen. Mit leisen Schritten gehe ich zu dem Bett und setze mich auf den Stuhl daneben, sehe meine Mutter genau an.

Ich wünschte, mein Vater wäre hier. Nicht, weil ich ihn hier haben möchte, sondern einfach, weil er es verdient hätte, sie so zu sehen. Er bringt ein Problem nach dem anderen in unser Leben.

Ich beuge mich etwas nach vorne und streiche über die kalte Hand meiner Mutter, in der eine Infusion steckt. „Hi, Mum", seufze ich leise und umschließe ihre Hand. „Wusstest du eigentlich, dass du dir immer die absolut schlechtesten Zeiten aussuchst, im Koma zu liegen?"

Ich lache über mich selbst, erinnere mich an den Unfall, den sie hatte, als ich zwölf war und sie bewusstlos wurde, weil sie zu lange in der Sauna saß und ich dadurch mein Fußballtraining verpasst habe.

Für eine Weile streichle ich einfach gedankenverloren ihre Hand und wünschte, sie wäre wach und ich könnte mit ihr reden. Ich habe selten mit ihr über Dinge geredet, die mich belasten, aber jetzt gerade würde ich es unglaublich gerne tun, denn sie fehlt mir, selbst wenn sie genau neben mir ist.

„Dad ist daran Schuld", sage ich, als wäre sie wach und würde mir zuhören. „Er war der betrunkene Fahrer und hat dafür gesorgt, dass du hier bist."

Natürlich sagt sie nichts.

„Um ehrlich zu sein, Mum ... Ich weiß, ich sollte es nicht tun, aber im Moment ... im Moment, hasse ich ihn dafür, dass er so ein beschissener Säufer ist. Er hat uns ... Dir ... schon so viel Scheiße angetan und diesmal kann ich es ihm nicht verzeihen. Ja, wahrscheinlich würdest du jetzt sagen, dass ich verzeihen, aber nicht vergessen soll, aber ... Scheiße, diesmal hat er es zu weit getrieben. Er hätte keine Gnade verdient, er verdient sie einfach nicht." Ich sehe sie an. „Kannst du das nachvollziehen? Ich meine, wie könntest du ihm das hier verzeihen?" Ich atme tief ein und aus. „Wach doch bitte einfach auf. Ich will nicht mit diesen beschissenen Gedanken allein sein."

In einem kurzen Moment der Stille, klingelt mein Handy. Ich hole es verwirrt aus meiner Hosentasche und sehe darauf. Raven ruft mich an. Doch ich drücke sie weg. Gerade brauche ich einfach die Zeit hier, dieses Gespräch.

„Übrigens bin ich irgendwie wieder mit Raven, äh ..." Ich suche nach einer Betitlung für den momentanen Stand unserer Beziehung. „Ich bin einfach wieder mit ihr, würde ich sagen." Leicht schmunzelnd schiebe ich das Handy wieder in meine Hosentasche. „Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber sie ist hier in Holmes Chapel. Mit mir. Sie ist tatsächlich mit mir nach England geflogen, nachdem wir uns in New York wieder gesehen haben. Vielleicht gibt es ja doch dieses skurrile Schicksal, wovon du immer redest."

Ich sehe wieder in Mums verwundetes Gesicht und die geschlossenen Augen.

„Gott, Mum, kannst du nicht bitte einfach aufwachen und mit mir reden?", flehe ich und lege unglücklich meinen Kopf in ihren Schoß, wie ich es früher immer getan habe, wenn mich etwas bedrückt hat. „Du musst mir einfach sagen, was ich tun und denken soll. Ich will dir erzählen, was in New York passiert ist und du musst mir erklären, wieso Raven sich so verändert hat ... Und du musst mir sagen, wie ich fähig dazu sein soll, Dad diesen ganzen Bullshit zu verzeihen und mir endlich sagen, wann diese ganze Scheiße vorbei ist ... Wirklich ... Wann sie endlich komplett vorbei ist. Geht es mir einmal gut, passiert wieder der nächste Dreck und so langsam fängt es an mich anzukotzen. Heute Mittag bin ich das erste Mal vor Dad ausgerastet und es lässt mich mehr als beschissen fühlen. Ich sehe einfach kein Ende, nur noch irgendwelche ätzenden Probleme und das nervt."

Ich schließe die Augen und lege Mums Hand über meinen Kopf, wie sie es früher immer getan hat.

„Sag mir doch einfach, was ich tun soll", flüstere ich durch die Dunkelheit und wünsche mir gleichzeitig, dass mein Vater nicht so ein grauenvoller Trinker wär, der nichts als Probleme macht. Schon damals hat er für Wunden auf ihrer Haut gesorgt und heute ... heute liegt sie hier.

Ich lausche still dem Piepen des Geräts neben ihrem Bett und verfalle beinahe in einen Schlaf, als mich das Beatmungsgerät aufhorchen lässt. Ein Keuchen ertönt und ich sehe erschrocken zu Mum, deren Brust sich ungewöhnlich weit hebt und wieder senkt.

Mit großen Augen setze ich mich richtig hin und starre sie perplex an. „Mum?", krächze ich überfordert und sehe zu, wie sich ihr Atem wieder beruhigt. Ein leises Seufzen verlässt ihre Lippen und ich beuge mich zu ihr. „Ach du Scheiße, bist du wach?"

Für einen kurzen Moment höre ich sie atmen, dann: „Du", haucht sie leise. „Sollst nicht ... immer so viel ... fluchen."


Forever Collide 3 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt