Kapitel 263 - Engelsgleiche Engelslöckchen

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Kurze Kapitel müssen auch mal sein, nicht wahr? Nein, müssen sie nicht. Aber egal ... Ich bin sehr müde, ich bitte um Vergebung.

Ravely

Ich sehe seufzend zu Harry. „Na ja ... Er hat hier übernachtet", erkläre ich Zayn und spiele mit meinen Fingern. Irgendwie ist mir diese ganze Situation unangenehm. Zayn hat immer versucht mich mit irgendwelchen Männern zu verkuppeln und ständig habe ich gesagt, dass ich kein Interesse und Zeit für so Etwas habe und jetzt sieht er Harry in meinem Bett liegen.

„Hier übernachtet", wiederholt Zayn leise und starrt Harry an, der seelenruhig schläft.

„Hier übernachtet."

„Also hattet ihr Sex."

Ich reiße die Augen auf und sehe ihn entsetzt an. „Zayn!"

Er verdreht die Augen. „Was? Willst du mir jetzt verklickern, dass ihr nicht gevögelt habt, sondern die ganze Nacht mit Klamotten hier rumlagt? Habt ihr vielleicht zusammen gelernt? Wahrscheinlich oder?"

„Okay, ist ja gut", murmle ich leise und halte mir die Ärmel vors Gesicht. „Wir haben miteinander geschlafen."

Zayn seufzt und wendet sich wieder zu Harry. „Ich beneide dich ja."

„Wie bitte?"

„Sieh ihn dir an. Wie er da liegt. Wie ein Engel mit seinen engelsgleichen Engelslöckchen."

Ich wedle mit der Hand vor seinem Gesicht rum, damit er aus seinem Tagtraum aufwacht. „Hallo? Du hast einen Freund. Fang bloß nicht wieder an über Harry zu schwärmen."

Er zuckt nur mit den Schultern. „Na und? Ich darf doch wohl ein bisschen schmachten oder? Übrigens musst du in einer Stunde in der Bibliothek sein. Jake konnte dich nicht auf deinem Handy erreichen."

„Mist", zische ich. „Das habe ich total vergessen." Ich stehe auf und versuche mich leise zu verhalten. Ich hole aus meinem Schrank neben der Couch eine Jeans heraus.

Zayn steht auf, als ich mich gerade umdrehe, um mich umzuziehen. „Und wie kam das jetzt?", fragt er und geht auf Harry zu. „Seid ihr wieder zusammen?"

Ich ziehe mir den Pullover über den Kopf. „Nein, denke nicht", flüstere ich. „Ich glaube, - Zayn, was tust du da?"

Mit bösem Blick sehe ich zu Zayn, der geradewegs mit seinem Zeigefinger kurz vor Harrys Wange ist und ihn anstarrt. „Ich will ihn nur einmal berühren", murmelt er, wie hypnotisiert.

„Hast du sie noch alle?", fluche ich leise und ziehe ihn von Harry weg. „Er ist doch kein Ausstellungsstück. Ich glaube, du solltest dir mal ärztliche Hilfe suchen."

Unglücklich seufzt Zayn auf, als ich mir meinen anderen Pullover über ziehe. „Tut mir ja leid. Aber er hypnotisiert mich einfach."

„Du hast einen Knall", lache ich leise und tausche meine Leggings gegen eine helle Jeans. „Du musst jetzt aber wieder gehen."

„Was? Wieso? Ich kann doch hier mit ihm bleiben, während du in der Bibliothek bist."

„Nein, kannst du nicht. Du hast sowieso heute einen Friseurtermin, schon vergessen?"

„Ach, stimmt ja", stöhnt er auf und fährt sich durch die mittlerweile zu langen Haare. „Miese Friese, da." Ein letztes Mal himmelt er Harry an, dann verabschiedet er sich auch schon und verschwindet.

Als ich die Tür so leise wie möglich hinter Zayn schließe, höre ich Harry auch schon aus dem Wohnzimmer niesen. War er etwa die ganze Zeit wach? Ich gehe ins Wohnzimmer und sehe, dass er aufgerichtet im Bett sitzt. Seine Augen noch total verschlafen.

„Du kannst dir nicht vorstellen, wie lange ich diesen Nieser einhalten musste", sagt er mit kratziger Stimme.

Ich bleibe erstarrt stehen. „Du warst wach?"

Er nickt und niest erneut, sofort stöhnt er wieder quälend auf. „Na ja. Sagen wir es so: Ich war früh genug wach, um Zayn davon abhalten zu können, mich zu betatschen, wenn er es getan hätte."

Sofort laufe ich rot an. Ich hoffe, dass er wirklich nicht unser ganzes Gespräch mitbekommen hat. Beschämt falte ich meine getragenen Klamotten zusammen und lege sie ordentlich auf meinen Schreibtisch. „Ich muss jetzt gleich zur Arbeit", lasse ich Harry wissen. „Willst du, äh, musst du irgendwo hin oder so?"

„Nein, eigentlich nicht", meint er. „Möchtest du, dass ich gehe?"

„Nein", meine ich schnell. Vielleicht etwas zu schnell. Von mir aus, kann er für immer hier bleiben. „Du kannst hier bleiben ... wenn du möchtest. Dann ist Emerald nicht so allein."

„Stimmt." Harry schmunzelt und streichelt Emerald, der es sich sofort wieder aus seinem Schoß bequem gemacht hat. „Wann wirst du wiederkommen?"

„Ich bin ungefähr um halb sechs wieder da." Ich ziehe mir meine Boots an. „Wenn du irgendwas brauchst, du – Ähm, du musst einfach gucken, was hier so rumsteht. Im Regal im Bad habe ich etwas gegen Erkältungen und, äh, wenn du –"

„Ist gut", unterbricht Harry mich lächelnd. „Ich werde mich schon zurecht finden."

„Okay." Ich atme tief ein und aus, versuche mich kurz zu sammeln. Es ist so seltsam, ihn jetzt allein in meinem Apartment zu lassen. Irgendwie macht es mich nervös. Vielleicht ist er nicht mehr da, wenn ich nach Hause komme, weil er kurzfristig entschieden hat, zum Flughafen zu fahren. Oder ... keine Ahnung. Wieso mache ich mir eigentlich so viele seltsame Gedanken? „Dann, ähm", stottere ich und zeige am Kropf kratzend zum Flur. „Ich werde jetzt gehen. Du – Hast du meine Handynummer? Ich glaube nicht. Ich werde sie dir hier schnell aufschreiben und dann rufst du an, falls du was brauchst. Ich kann dir irgendwas aus der Stadt mitbringen, du musst nur anrufen."

Harry beobachtet mich amüsiert, während ich meine Handynummer auf einen Zettel in der Küche kritzle. Ich komme mir blöd vor.

„So", sage ich und lege den Stift beiseite. „Jetzt gehe ich ... Also du weißt ja, du kannst – Ich werde einfach gehen." Ich laufe zum Flur, doch dann drehe ich mich ein letztes Mal noch um. "Bevor ich es vergesse: Kannst du vielleicht zwischenzeitlich Emerald füttern? Sein Futter steht auf dem Kühlschrank, aber gebe ihm nur Trockenfutter, Nassfutter bekommt er nur morgens."

„Natürlich, das sollte kein Problem sein", sagt er beruhigend. „Wir sehen uns um halb sechs. Emerald und ich werden hier auf dich warten."

Ich muss mir ein breites Grinsen unterdrücken. Er und Emerald warten hier auf mich. Es ist so perfekt. Er und Emerald warten hier auf mich. „Okay", sage ich leise und nehme mir meinen Haustürschlüssel vom Regal. Ich würde ihn gerne zum Abschied küssen. Einfach um ihm zu zeigen, wie viel mir an ihm liegt. Und ich kann mich nicht mal davon abhalten. Ich gehe auf ihn zu und gebe ihm einen schnellen Kuss auf die Wange, worauf er mich schon fast irritiert anguckt. „Tschau", flüstere ich grinsend und verschwinde dann mit Jacke aus der Tür.

Wie soll ich denn so arbeiten? Ich werde so was von unkonzentriert auf der Arbeit sein, weil ich ständig an Harry und letzte Nacht denken muss. Dass er bei mir Zuhause im Bett liegt und mit Emerald auf mich wartet, bis ich nach Hause komme.

Forever Collide 3 Where stories live. Discover now