Kapitel 245 - Ein faires Urteil

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Ravely

Mister Black nickt lächelnd und sieht zu dem Mann neben ihm. Der weiß sofort was zu tun ist und holt ebenfalls ein paar Zettel aus seinem Aktenkoffer.

Black kommt mir nicht vor wie jemand, der Harry so eine heftige Strafe antun könnte. Er wirkt sehr gesellig und seine Ausstrahlung zeigt pure Wärme. Eigentlich könnte er der perfekte Nachbar von nebenan sein. Doch anscheinend täuscht das. Oder Harry hat wirklich sehr viel Schaden damals angerichtet.

Als Blacks Anwalt alles vorbereitet hat, nickt er zu Wyler und der räuspert sich einmal kurz. „Sehr schön. Zu Beginn möchte ich deutlich machen, dass meine Klienten nicht ihren Namen nennen wird und auch zukünftig namenlos bleiben möchte, ich bitte um Ihr Verständnis."

Black nickt einverstanden. „Selbstverständlich. Könnten wir dieses Gespräch kurz halten? Ich habe viel zu tun."

„Aber natürlich, Mister Black. Ich fange sofort mit den Anklagepunkten meiner Klienten an. Sie ist der Meinung, dass Sie Mister Styles zu Unrecht jegliche Rechte an dem Buch genommen haben. Ich bin an eine Kopie des Vertrages gelangt, den Sie damals mit Mister Styles unterschrieben haben und habe ihn mir gründlich angesehen. Und die Anklage meiner Klienten ist – nach meinen Analysen nach – zu Recht aufgestellt worden. Natürlich werden Sie jetzt noch alles abstreiten, der Gerichtstermin steht noch voraus, deswegen war ich so frei und habe Ihnen ein paar Beweise für ihren Fehltritt kopiert." Wyler nimmt die drei Zettel und schiebt sie Black über den Tisch.

Black sieht nicht mal darauf, sondern schiebt den Zettel weiter zu seinem Anwalt, der ihn nachdenklich beäugt.

„Sie haben genug Zeit sich die Unterlagen anzusehen, wichtig ist nur, dass wir einen Gerichtstermin beschließen. Würden Sie gerne noch etwas damit warten?"

Black lächelt wieder freundlich. „Nein, wieso warten? Mein Anwalt wird sich heute noch an die Unterlagen setzen und gründlich überprüfen, ob Sie im Recht liegen oder nicht. Ich würde die Sache gerne schnell vollziehen. Wie wäre es mit nächster Woche Montag? Also in drei Tagen, den fünften Dezember."

Ich schlucke schwer. So schnell geht das also. Ich wünschte, wenigstens Steven könnte mir beistehen.

„Wenn Sie bis zu diesem Tag dazu bereit sind, soll es an uns nicht scheitern, Mister Black", sagt Wyler. „Umso schneller der Rechtsstreit vorbei ist, umso weniger Zeit hat die Presse, sich auf den Fall zu stürzen. Und das wollen Sie ja nicht."

„Nein, das möchte Black Poe Enterprise unter keinen Umständen." Black sieht zu Angie. „Notiere bitte den fünften Dezember. Elf Uhr."

Wyler macht sich ebenfalls Notizen.

„Wunderbar", sagt Black. „Das ging zügiger, als gedacht."

„So sollte es immer laufen, nicht wahr?", lacht Wyler und packt sein Notizen in den Aktenkoffer.

„Wie Recht Sie haben, Mister Wyler." Black sieht lächelnd zu mir. „Dürfte ich fragen, wieso solch eine hübsche Dame hier sitzt und nicht Harold Styles persönlich?"

Ich sehe zu Wyler. Ich bin mir nicht sicher, ob ich antworten darf oder nicht. Um ehrlich zu sein, wüsste ich nicht mal eine Antwort. Wahrscheinlich würde ich mich vor Nervosität verhaspeln.

„Persönliche Angelegenheiten", übernimmt Wyler schließlich die Antwort und schließt seinen Aktenkoffer.

„Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten", sagt Black sofort zu mir. „Dennoch freue ich mich auf den kommenden Montag." Er steht auf und auch Wyler und der Rest stehen auf.

Ich gehe mit Wyler um den Tisch herum und wir schütteln Black die Hand. „Hoffen wir auf ein faires Urteil", meint Wyler.

„Bei Black Poe Enterprise gab es noch nie etwas anderes", gibt Black zurück.

Ich sehe zu Angie, die mich nicht mal ansieht. Sie sieht in dem Raum umher und ich merke sofort, wie sie versucht meinen Blicken aus dem Weg zu gehen. Ist vielleicht auch besser so. Auch wenn die Sache mit Harry und mir schon hinter mir liegt, hasse ich sie abgrundtief. Ohne sie, sähe mein Leben jetzt komplett anders aus. Wahrscheinlich besser.

Black bringt Wyler und mich zur Tür und wir verabschieden uns von ihm.

Als Wyler und ich durch den Flur zur Eingangshalle laufen, sagt er: „Wir werden gewinnen, Miss Green, ich verspreche es Ihnen."

Ich lächle zufrieden. „Das hoffe ich. Es war doch nicht schlimm, dass ich seine Frage nicht beantwortet habe oder?"

„Nein, auf keinen Fall, Sie haben es genau richtig gemacht. Alles, was Sie sagen, könnte Black gegen Sie verwenden. Seine nette Art hat ihn sofort verraten, ihm kann man nicht vertrauen."

Wyler verabschiedet sich von mir und ich wickle mir, noch in Black Poe stehend, den Schal um den Hals, damit ich nicht gleich erfriere. Ich muss jetzt sofort in die Bibliothek. Zwar habe ich Misses Ponytzi schon darüber informiert, dass ich später kommen werde, doch sie klang ganz und gar nicht glücklich. Wenn es wenigstens nicht so kalt wäre, würde mich das ständige hin und her laufen nicht mal stören.

„Ravely?", höre ich eine leise Stimme hinter mir.

Verwirrt drehe ich mich um und blicke sofort in blaue Augen. Angie. Ich nehme augenblick eine abwertende Haltung ein und drehe mich wieder um, ich möchte kein Wort mit diesem Stück Dreck wechseln.

„Ravely, bitte, warte", ruft sie wieder. „Ich muss dir etwas sagen."

Genervt drehe ich mich wieder um und verschränke die Arme. Ich tippe mit dem Fuß auf den Boden und starre sie an.

Nervös spielt sie mit ihren Fingern und am liebsten würde ich ihr jede einzelnen perfekt manikürten Nagel umknicken. „I-Ich", stammelt sie und sieht mich nicht mal an. „E-Es ist so ... D-Du weißt ja –"

„Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit", motze ich sie an. „Also hör auf hier so blöd rumzustammeln und rede Klartext!"

Sofort eingeschüchtert nickt sie und atmet tief ein uns aus. „O-Okay ... Also damals, a-als ..." Sie stoppt.

Ich betrachte sie mit erhobener Braue. „Kommt da noch was?"

„Tut mir leid", sagt sie leise und dreht sich etwas von mir weg. „I-Ich muss gehen." Dann verschwindet sie auch schon schnell in den Flur.

Mit gerunzelter Stirn sehe ich ihr hinterher. Ich hätte ihr eine Backpfeife geben sollen, ihr die Haare rausreißen oder sonst andere schlimme Dinge zu ihr sagen sollen. Doch eigentlich kann es mir jetzt egal sein. Ich habe keine Verträge mehr mit ihr oder Harry, deshalb interessiert es mich nicht, was sie von mir will oder wollte. Sie muss mit dem Gedanken leben, Harrys und meine Beziehung kaputt gemacht zu haben, beziehungsweise gemeinsam mit Harry unsere Beziehung zerstört hat. Wie kann man sich auch an einen vergebenen Mann ranschmeißen? Ich hasse sie einfach.

Gleichgültig verlasse ich Black Poe und steuere die Bibliothek an, als ich Steven eine Nachricht schreibe, in der ich ihn wissen lasse, dass das Gespräch gut gelaufen ist und der Gerichtstermin schon nächste Woche Montag sei. Er wird auch da sein. Zwar nicht als Klient von Wyler, sondern als Dokumentenführer von Black.

Ich bin total aufgeregt. Das ist das erste Mal, dass ich in einem Gericht sitzen werde und für etwas kämpfen muss. Ich komme mir vor, wie ein Verbrecher, aber irgendwie ist es auch total aufregend. Ich wäre nervöser, wenn Wyler sich nicht so sicher wäre, dass wir den Rechtsstreit gewinnen.

Und wer wird gewinnen? Was glaubt ihr?

Forever Collide 3 Where stories live. Discover now