Kapitel 244 - Actionstreifen

8K 744 87
                                    

Hab mich dazu entschieden, länger keine Harrysicht zu machen. Zum Glück ist das mein Buch. :)

Ravely

„Und Sie sind sich sicher, dass sie Ihren Namen nicht veröffentlichen möchten?", fragt mich Whitemans Assistentin nun schon zum vierten Mal, als ich ihrem Schreibtisch gegenüber sitze.

Ich nicke lächelnd. „Ja, Misses Lewis ich bin mir absolut sicher. Ich habe mir das lange überlegt und mein Entschluss bleibt immer noch der gleiche."

Sie seufzt und tippt etwas in ihren Computer ein. „Okay, Ihre Entscheidung. Ich finde es nur immer sehr schade, wenn die Autoren das Ansehen nicht genießen können, wenn niemand weiß, wer es geschrieben hat. Also bleibt der Name Tamara Winfield?"

Wieder nicke ich. „Ja, der Name bleibt. Können Sie mir schon sagen, wann das Buch zum Verkauf bereit steht?"

„Nächste Woche schon. Sie können sich glücklich schätzen, momentan ist die Nachfrage nach Liebesdramen enorm hoch. Also kann Ihr Buch ja nur ein Renner werden."

Ich lache. „Ich habe keine großen Erwartungen. Es würde mich schon freuen, wenn überhaupt jemand das Buch kauft."

„Das wird schon, Miss Green. Glauben Sie ein wenig mehr an sich selbst, Ihr Buch ist wirklich gut. Wir haben es auch schon an die Literaturklatsch geschickt, damit Ihr Buch gleich die gute Kritik bekommt, die wir erwarten. So steigert sich die Popularität etwas mehr. Wir sind sehr zuversichtlich."

„Das ist sehr nett. Sie verwirklichen wirklich meinen Traum", lache ich glücklich.

Misses Lewis lächelt warm. „Dafür sind wir da. Aber ich möchte Ihnen noch mitteilen, dass Sie nicht enttäuscht sein sollten, wenn zu Beginn nicht sofort der beste Umsatz auf Sie zukommt. Wir sind leider nicht Black Poe Enterprise."

„Das macht mir überhaupt nichts aus. Ich würde das Buch auch veröffentlichen, wenn ich überhaupt nichts daran verdienen würde, glauben Sie mir!"

„Dann sollte ja jetzt nichts mehr schief gehen. Wir melde uns morgen nochmal bei Ihnen, um Sie auf dem Laufenden zu halten."

Ich stehe auf und ziehe mir meinen Mantel an. „Vielen, vielen Dank, Misses Lewis! Ich kann Ihnen nicht genug danken!"

„Danken Sie nicht mir", lacht sie. „Sie haben das Buch geschrieben, nicht unser Verlag."

Glücklicher denn je, verlasse ich das kleine Gebäude und mache mich mit der Subway auf dem Weg zur Bibliothek. Ich habe schon ein paar Mal überlegt, mir ein Auto zu kaufen, damit ich nicht ständig mit der Bahn umher fahren muss, aber im Endeffekt würde ich dafür nur noch mehr zahlen. Und mit dem Verkehr hier in New York würde ich wahrscheinlich auch nicht klarkommen, vor allem im Winter.

Als ich mich gerade in die Subway stelle, mich an einer Stange festhalte, damit ich nicht gegen irgendwelche Leute fliege, klingelt mein Handy. „Hey, Steven", melde ich mich.

„Hey, gute Nachrichten! Du und Wayler könnt schon in einer Stunde mit Black sprechen. Black möchte unbedingt mit dem Kläger reden."

Ich mache große Augen. „Sch-Schon?"

„Ja! Wie Wyler bereits sagte, will Black alles schnell hinter sich bringen und die Sache aus der Welt schaffen. Also kannst du in einer Stunde bei BPE sein?"

„Steven, ich muss arbeiten", erkläre ich. „Ich kann jetzt nicht zu Black."

„Dann arbeitest du jetzt halt nicht. Ruf an und sag ab. Das Gespräch ist scheiße wichtig und außerdem hat Wyler schon zugesagt."

Ich seufze frustriert. „Er kann doch nicht einfach zusagen, ohne meine Bestätigung zu haben! Misses Ponytzi killt mich, wenn ich nicht in die Bibliothek komme!"

„Gut, dann sage ich ab und wir verlieren den Fall. Dann wird das wohl nichts mehr mit Harrys Rechten."

Verdrossen halte ich mir die Hand an den Kopf. „Ist ja gut", murre ich. „Ich mache mich sofort auf den Weg."

„Wusst' ich's doch."

Gestresst lege ich auf und steige an der nächsten Haltestelle aus. Ich soll jetzt schon mit Black reden? Wie soll das denn enden? Ich habe überhaupt keinerlei Informationen über den Vertrag, noch irgendetwas anderes. Ehrlich gesagt, habe ich etwas Angst vor Black. Steven hat mir erzählt, wie er Harry in dem Gericht zu Grund und Boden verklagt hat. Vielleicht macht er das ja auch mit mir! Vielleicht verliert Wayler ja die Argumentation und dann bin ich die Böse, die alles ausbaden kann! O, Gott, ich hätte Wayler wenigstens nochmal anrufen sollen. Bin ich überhaupt richtig gekleidet? Ich trage noch meine Schulklamotten und mein Zopf hat seinen Halt schon seit den Kursen heute Morgen verloren. Die müssen denken, ich bin eine inkompetente Idiotin, die einfach mal aus dem Nichts die größte Verlagsfirma der Welt anklagt.

Mit weichen Knien betrete ich nach genau vierundsechzig Minuten das riesige Gebäude von Black Poe Enterprise und sofort fühle ich mich in der Zeit zurück versetzt. Erinnerungen von Harry übernehmen meine Gedanken, doch die lege ich sofort beiseite. Ich muss jetzt bei der Sache sein, mich konzentrieren, einen kühlen Kopf bewahren, wie Wayler es mir gesagt hat. Ich muss versuchen seriös zu wirken und denen zu zeigen, dass ich dafür kämpfe Harrys Rechte zurückzugewinnen.

Ich atme tief ein und aus, als ich zu der Rezeption laufe. Doch noch bevor ich mit der blonden Rezeptionistin reden kann, sehe ich Wayler auf einem Sessel im Eingangsbereich sitzen. Nervös gehe ich zu ihm und er sieht zu mir auf.

„Miss Green, Sie konnten es einrichten, sehr schön." Er steht auf du schüttelt mir die Hand. „Seien Sie nicht nervös. Das Gespräch jetzt ist nur die Vorbereitung auf den folgenden Gerichtsbeschluss, nichts wildes also."

Immer noch viel zu nervös nicke ich und kneife mir unbewusst in den Handballen. „Was soll ich machen, wenn Black mich irgendetwas fragt?", frage ich hektisch. „Ich weiß gar nichts!"

„Lassen Sie das meine Sorge sein. Sie müssen nicht mit ihm reden, Sie haben das Recht zu schweigen, haben Sie das etwa noch nie in den ganzen Actionstreifen gesehen?" Wieder väterlich lächelt Wyler mir zu und nimmt seinen Aktenkoffer vom Boden.

Folglich werden wir auch schon von Steven abgeholt, der von Black beauftragt wurde, uns in Blacks Büro zu bringen. Natürlich weiß Black immer noch nichts davon, dass Steven mit in der ganzen Sache verwickelt ist und ich hoffe für ihn, dass das auch so bleibt. Wenn er dadurch seinen Job verlieren würde, würde ich mich nur noch schlechter fühlen. Dann hätte ich schon zwei Leuten die Karriere versaut.

Mit einem Viel Glück lässt uns Steven in Blacks Büro und das erste Gesicht, das ich erkenne, ist eins, dass ich abgrundtief hasse. Angie. Dieses verdammte Miststück. Sofort schwindet meine Müdigkeit und wird von Wut eingenommen. Ich will ihr ihre verdammten roten Haare rausreißen, ihre die Augen auskratzen und ihr alle Schimpfwörter ins Gesicht schreien, die ich kenne. Sie sitzt an einem großen Tisch neben Black und erkennt mich sofort. Ihre Augen werden groß, als sie mich sieht und ich bin mir sicher, dass sie auch sieht, wie sehr ich sie verachte. Ich hatte gehofft, sie nie wieder sehen zu müssen.

„Guten Tag, Mister Wyler", grüßt uns Mister Black freundlich. Er schüttelt auch meine Hand. „Miss." Er kennt meinen Namen nicht. Das sollte auch so bleiben.

Wir setzen uns an den Tisch und vor Wyler und mir sitzen Black, Angie und noch ein Mann, von dem ich annehme, dass es Blacks Anwalt ist. Er sieht mindestens genauso ehrgeizig aus wie Wyler, doch noch lange nicht so sympathisch. Er sieht böse aus.

Während Wyler ein paar Papiere aus seinem Koffer kramt, spüre ich den dauerhaften Blick von Black auf mir. Er sieht jetzt die Person, die ihn anklagt, weil er Harrys Rechte genommen hat. Damals hat er mich nie kennengelernt, deswegen weiß er nicht, in welcher Beziehung ich zu Harry stehe. Doch Angie weiß es. Und sie kennt auch meinen Namen. Das macht alles noch einschüchternder für mich. Sie könnte ihm ganz einfach meinen Namen sagen oder meinen Namen der Presse verraten. Ach du Scheiße.

„So, Mister Black", beginnt Wyler selbstbewusst den Konflikt und stellt seinen Aktenkoffer wieder auf den Boden, nachdem er die paar Zettel herausgeholt hat, die jetzt vor ihm liegen. „Beginnen wir mit dem Gespräch."

Forever Collide 3 Where stories live. Discover now