Kapitel 300 - August und Pepe

9.8K 928 108
                                    

Langsam nicke ich, dann sehe ich wieder auf meinen Zettel. „Na ja ... Auf jeden Fall ... Weißt du, du liebes, bescheuertes Tagebuch? Ich bin verloren und werde es wahrscheinlich immer sein, aber das nehme ich in Kauf. Ich nehme all den Streit und all den Schmerz in Kauf, denn ich bin sowieso verloren, was habe ich noch zu verlieren? So etwas scheint mich wohl zu verschlingen." Ich knülle den Zettel zusammen und bin froh, dass ich das endlich hinter mich gebracht habe. Nie hätte ich gedacht, dass ich das irgendwann mal laut vorlesen werde,  wirklich niemals, aber Harry bringt mich wohl noch immer zu Dingen, die ich nie von mir gedacht hätte.

Ich steige von dem Podest, sehe ihn nicht nochmal an, denn ansonsten knicken mir wohl die Knie weg. Dieser Moment gerade raubt mir buchstäblich den Atem. Buchstäblich. Meine Lunge wird zerdrückt von all der Liebe, die momentan in diesem Zimmer herrscht, ich kann es kaum ertragen.

Die Leute um uns herum, starren uns nur an und scheinen wohl gar nicht zu verstehen, was hier vor sich geht. Doch wir wissen es. August und Pepe wissen es. Ich schnappe mir meine Jacke und meine Mütze und verlasse die Lesung. Harry wird kommen. Er muss einfach kommen. Ich habe das getan, was ich mir vorgenommen hatte, jetzt heißt es nur noch warten und beten. Entweder er kommt oder er kommt nicht. Es liegt ganz bei ihm.

Ich laufe durch die Straße und setze mich auf eine Bank in dem Park nebenan. Es ist zwar arschkalt und kaum etwas los, was alles irgendwie gruselig macht, doch mir bleibt nichts anderes übrig. Mindestens eine Stunde muss ich noch warten, bis er überhaupt die Chance hat zu kommen und mich zu erlösen. Die Lesung geht noch lange. Doch das ist mir egal. Ich bleibe hier und warte, wenn es die ganze Nacht sein muss.

Und das tue ich. Ich warte und warte und warte und warte. Erfriere zwischenzeitlich fast und bin kurz davor in ein Café zu gehen, doch ich halte mich immer wieder auf, weil ich da jetzt durch muss und die Zähne zusammenbeißen muss. Ich habe es vermasselt, also habe ich die Kälte verdient. Auch wenn sie wirklich schmerzt.

Um zehn Uhr dreiundfünfzig, klappern meine Zähne und ich mulme mich zusammen. Allerdings wird mir sofort wärmer, als ich bemerke, dass sich jemand neben mich setzt.

„Du scheinst wirklich auf diesen romantischen Scheiß zu stehen", sagt er durch die Dunkelheit. Leichte Schneeflocken beginnen zu schneien.

Ich sehe ihn nicht mal an, weil ich so sehr zittere. „Das macht hoffnungslose Romantiker aus", bibbere ich, kann aber gleichzeitig das starke Pochen meines Herzens nicht ignorieren. Es scheint mir aus der Brust springen zu wollen.

Wir schweigen. Wir sitzen hier, sehen geradeaus, sagen nichts. Aber diese Art von Nichts war die, die alles bedeutet.

„Wusstest du", unterbreche ich die Stille mit klappernden Zähnen und presse meine Knie enger an meine Brust. „Dass ich diejenige war, die dir deine Rechte für dein Buch wieder erkämpft hat? Nur mal so nebenbei. Ich denke, das ist längst überfällig."

„Jap, wusste ich."

Ich runzle die Stirn. „Wusstest du?"

„Schon die ganze Zeit. Steven hat sich verlabert, als er betrunken war. Nur deswegen habe ich dich angeklagt. Das war, na ja, das war mein Zeichen, dich unbedingt wiedersehen zu müssen."

Jetzt sehe ich ihn an. Und er sieht mich an. Ich verliere mich erneut in ihm und er lächelt, weil er es weiß.

„Wir sind eine seltsame Konstellation", sage ich halbscherzend.

„Nein", sagt er zurück und legt den Arm um mich, drückt mich an seine Seite. „Wir sind so etwas."

Wir sind August und Pepe. Wir sind unendlich.

OMG ICH HEULE EINFACH ! MORGEN KOMMT NOCH DER EPILOG DANN IST ES KOMPLETT VORBEI

Forever Collide 3 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt