,,Pablo, steh auf... Du musst dir was anziehen... Du erkältest dich sonst noch...", meinte ich mit verheulter Stimme und blickte in seine leeren, verwirrten Augen. Er sagte kein einziges Wort, was mich mehr denn je besorgte, aber in seinem Zustand konnte ich ihm das nicht für übel nehmen. Erneut machte ich einen bedachten Annäherungsversuch, aber ein weiteres Mal schreckte er auf. ,,Bitte, cariño...", flehte ich den Jüngeren an, aber es kam keine Reaktion von ihm. Letztendlich fasste ich einen Entschluss und rief Ferran an, welcher hoffentlich noch vor dem Club wartete. Ich hatte Glück und schliederte ihm kurz gebunden was passiert war, woraufhin er mir beipflichtete, sofort zu kommen. Auf einmal vernahm ich laute Stimmen unmittelbar vor dem Eingang zum Männer-WC. Angsterfüllt schluckte ich, hoffte, dass diese Typen wieder verschwanden. Mein Blick glitt zu Gavi, in welchen langsam die Bewegung zurückkehrte. Mir kam es so vor, als hätte er erst jetzt realisiert, dass ich es war, der ihn gefunden hatte, denn er wisperte ein leises ,,Pedri" und auch seine Pupillen suchten hilflos meine. Mein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen und ich wollte nichts mehr, als ihn in meine Arme zu schließen und ihn in Sicherheit zu wissen. Daher griff ich nach seinem T-Shirt und gab ihm somit zum Verstehen, dass er sich anziehen sollte. Dies tat er glücklicherweise auch, wobei ich ihm allerdings helfen musste, da er sich noch nicht endgültig aus seiner Schockstarre gelöst hatte. Das tosende Gebrüll von draußen ließ mich ab und zu zusammenzucken und ich hoffte, dass Ferran heil bei uns ankommen würde. Momentan war ich dabei, Gavis Schnürsenkel zu zubinden, als der Lärm allmählich verstummte. Daraufhin hörte ich das Öffnen der Eingangstür und eine vertraute Stimme, die sich nach Gavi und mir erkundigte. Erleichtert atmete ich auf und gab Ferran zur Kenntnis, dass wir uns in der letzten Kabine befanden. ,,Was zur Hölle ist passiert? Wer hat ihm das angetan?", wollte Ferran wissen, als er mich erblickte. ,,Keine Ahnung. Wir müssen ihn erstmal sicher hier raus bringen.", befahl ich und half Gavi auf die Beine. Er schwankte leicht, weshalb ich einen Arm um seinen Bauch legte und ihn, gemeinsam mit Ferran, aus dem Raum führte. Draußen auf dem Flur schallte lauter als zuvor die Musik. ,,Wie wollen wir ihn denn durch diese Masse bringen?", fragte mein Kumpel. ,,Ich weiß nicht, aber zum Tragen ist er für mich zu schwer.", stellte ich klar und konnte keine Sekunde länger in diesem schrecklichen Gebäude bleiben. ,,Ich übernehme das.", erwiderte Ferran und zusammen bahnten wir uns den Weg an die frische Luft.

Nachdem Ferran einen guten Freund angerufen hatte, brachte dieser uns zu mir nach Hause. Gavi stützte ich bis nach oben in mein Schlafzimmer, wo ich ihn auf der Matratze absetzte. Schweigend zog ich seine Schuhe aus und wollte ihm auch aus den anderen Klamotten helfen, aber er schlang beschämt seine Arme um seinen Bauch, als ich seinen Pullover über den Kopf ziehen wollte. Mit schüchternen Teddyaugen sah er mich entschuldigend an, was mich erneut zerbrechlich werden ließ. ,,Ist okay, mi amor.", sagte ich verständnisvoll. ,,Wollen wir schlafen gehen?", hakte ich einfühlsam nach, was er mit einem zaghaften Nicken quittierte. Vorsichtig schlüpfte er unter die Decke, währenddem ich schnell im Badezimmer verschwand und mir dort eine Jogginghose sowie mein Schlafshirt überzog. Gavi war bis zur Nase unter der Bettdecke vergraben. Nachdem ich das Licht gedämmt hatte, kroch ich ebenfalls unter die Decke und nahm den jungen Spanier behutsam in meine Arme. Er kuschelte sich, so nah es ihm möglich war, an mich heran und versteckte sein Gesicht an meiner Brust. Sein Kopf war zur Hälfte auf meinem Arm platziert, meine andere Hand verirrte sich in seine hellbraunen Haare. Sobald es still war, fielen meine Augenlider zu, doch ich konnte, trotz der vielen Aufregung und der daraus resultierenden Müdigkeit, nicht einschlafen. Die Bilder in meinem Kopf wollten nicht verschwinden. Ich versuchte, diese zu verdrängen und an etwas anderes zu denken, aber ich scheiterte dadurch nur kläglicher. Wer auch immer das meinem Freund angetan hatte, sollte zur Hölle fahren. Wieso gab es solche Menschen, die anderen Leid antun wollten? Warum konnten diese Menschen nicht nachdenken? Obwohl, dachten sie in diesem Moment überhaupt etwas? Doch wieso musste Gavi das Opfer sein? War er nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen? Oder hatte der Täter ihn schon den ganzen Abend beobachtet? Bei dem letzten Gedanken bemerkte ich das schlechte Gewissen in mir aufbrodeln. Ich hätte es ahnen können. Hätte ich besser auf ihn aufgepasst, hätte sich diese Situation gar nicht erst ergeben. Ich hätte ihn beschützen sollen, mit ihm gemeinsam auf die Toilette gehen müssen, da wäre es vermutlich nicht so weit gekommen. Instinktiv drückte ich den Jüngeren näher an mich, kraulte liebevoll seine Haare und hauchte leichte Küsse auf seine Stirn. Plötzlich spürte ich etwas Nasses durch mein Shirt sickern, woraufhin ein schwaches Erschüttern von Gavi kam. Ich musste nicht zweimal überlegen, ob es seine Tränen waren. ,,Sshh, ich bin da, mi amor.", wisperte ich gegen seine Haare und fuhr weiterhin beruhigend durch diese. Gavi schluchzte unterdrückt auf, während sein Körper unaufhörlich bebte. Es tat mir jedes Glied meines Körpers weh, wenn ich ihn in dieser Verfassung sah, in diesem Moment wollte ich einfach nur mitweinen. Aber ich wollte für ihn stark bleiben. ,,Wir schaffen das, cariño. Alles wird wieder gut."

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