Einfach

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Donnerstag


Nach den ganzen Geschehnissen brauchte mein Körper erstmal Ruhe. Ich fühle mich ausgelaugt und innerlich komplett leer. Ich war zwar die letzten Tage wieder zur Uni, aber viel mitbekommen habe ich nicht, da meine Gedanken immer wieder abgeschweift sind. Heute Mittag hatte ich noch mal einen Termin bei Amy. Sie gibt mir jetzt wieder mehr Termine, da die Ereignisse alles von damals wieder hoch geholt haben. Da merkt man erst, dass ich alles nur verdrängt habe und nicht richtig verarbeitet. Aber ich gebe nicht auf, dass würde nicht zu mir passen.


Nik und Andy rufen mich beide jeweils zweimal am Tag an und fragen, ob alles in Ordnung bei mir ist. Klar, es ist ja ganz süß, das sich beide Sorgen machen, aber ein bisschen nervig ist es auch schon. Andy hat die Lagerhalle direkt bei uns im Nachbarort gemietet hat er mir erzählt, da es ihm viel Zeit erspart und er da eh immer lang kommt. Aleks hat sich noch nicht bei mir blicken lassen, was mich ganz schön traurig macht, aber sie hat mir vorhin bei WhatsApp geschrieben, das wir morgen Nachmittag was zusammen unternehmen.


Ich sitze gerade im Schneidersitz und verbringe meine Zeit damit mir meine ganzen Klamotten anzugucken, in der Hoffnung etwas zu entdecken, was ich heute Abend anziehen kann. Auf Schickimicki habe ich gar keine Lust und ich glaube, dass es Danny egal ist, wie ich im Kino sitze. Die Hauptsache ist, dass ich mich in meinen Klamotten wohlfühle, was andere denken ist mir egal. Deswegen hole ich mir eine dunkle Jeans raus und ein türkisfarbenen Hoodie.


Ein Blick zur Uhr zeigt mir, dass er mich in einer halben Stunde schon abholt, deswegen beeile ich mich mit dem anziehen und mache mir nur einen einfachen hohen Zopf, so dass meine Locken mir bis auf Schulterhöhe in den Nacken fallen. Es wäre mal wieder Zeit etwas an mir zu ändern, eine neue Haarfarbe würde nicht schaden, das könnte ich mir mal für morgen mit Aleks vornehmen und dann bin ich für die Hochzeit auch am Kopf wieder vorzeigbar. Ich trage nur ein bisschen Eyeliner auf und das reicht mir an Makeup auch schon. Ich ziehe mir gerade meine Winterstiefeletten an, als es an der Tür klingelt. Meine Handtasche habe ich soweit schon eingeräumt und sie steht im Flur direkt neben der Garderobe. Mein warmer Wintermantel ist genau das richtige bei diesem Wetter, ich ziehe ihn schnell über, schnappe meine Handtasche und gehe raus zu Danny, der mich schon grinsend erwartet.


„Na bist du bereit auf das große Abenteuer mit mir zu gehen?" Automatisch schleicht sich ein Lächeln auf meine Lippen. „Wo gehen wir denn Essen das es ein Abenteuer wird? Doch nicht etwa Sushi?" Er schüttelt nur den Kopf und öffnet mir die Beifahrertür, „steig mal lieber ein, die kalte Luft scheint dir nicht zu bekommen." Ich weiß genau, wie er das meint, deswegen bin ich auch nicht sauer. Ich mag diese Plänkelei, per WhatsApp schreiben wir auch immer so und er mag es, dass ich ihm auch immer noch eine passende Antwort gebe. Als er auf der Fahrerseite einsteigt sage ich zu ihm: „Ach deswegen bist du so, denn du hast ja viel länger da draußen gestanden." Er streckt mir einfach die Zunge raus. Ich frage ihn, wo wir denn nun Essen gehen wollen, aber er antwortet mir nicht. Es ist schon ziemlich dunkel und man sieht nicht viel, wenn man aus dem Fenster sieht. Somit weiß ich auch irgendwann nicht mehr genau, wo wir überhaupt sind.

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