Seelenverwandtschaft

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Seit einem halben Jahr habe ich nun mit niemand mehr rumgeknutscht, eigentlich sollte es mich komplett aus den Socken heben oder es sollte sich ein knistern einstellen, doch das alles passiert absolut nicht. Vielleicht analysiere ich das jetzt auch alles nur zu doll. Dannys Lippen lösen sich langsam von meinen. Wir öffnen beide unsere Augen und ich weiß gar nicht mehr was ich jetzt machen soll. Hat er den Kuss genauso empfunden wie ich oder war es für ihn komplett anders? Was mache ich denn jetzt, ich kann ja jetzt nicht einfach sagen, dass es total komisch war, das ist doch auch doof.

„Okay, das hört sich jetzt total komisch an, aber das war, als wenn ich meine Schwester geküsst habe." Hab ich das gerade richtig gehört? „Und ich habe jetzt überlegt, wie ich dir sagen kann, dass es mir komisch vorkam." Wir lachen beide einfach. Ich habe mir das total kompliziert alles vorgestellt, aber so ist das zwischen uns beiden einfach nicht. „Marie, du kannst immer direkt sagen, was du fühlst und wie es dir bei bestimmten Sachen, wie eben dem Kuss geht. Du brauchst bei mir kein Blatt vor dem Mund nehmen, es wäre echt schön, wenn wir offen zu einander sind. Wir haben einfach mal versucht, wie es ist den anderen zu küssen und das war halt nicht so doll, aber das ist doch auch gar nicht schlimm. Es ist besser, wenn wir uns das gleich sagen und nicht dem anderen das Gefühl geben, dass es total schön ist. Denn lügen ist echt das letzte und ich bin mir sicher, dass du es genauso siehst."

Das ist, als wenn er mir aus dem Herzen spricht. „Für mich ist es, als wenn ich dich schon ewig kenne und ich fühle mich in deiner Nähe absolut wohl. Die letzte Zeit ist mein Leben aus dem Ruder geraten und ich bin immer noch dabei es irgendwie wieder in die richtige Bahn zu bringen. Vielleicht sollten wir einfach noch ein bisschen mehr Zeit verbringen und gucken, wo uns das Leben hinführt." Die Worte verlassen einfach meinen Mund und ich kann gar nicht so schnell denken, was mir deutlich zeigt, dass es alles direkt aus dem Herzen kam und das ist immer das Ehrlichste was es gibt.

„Das ist eine gute Idee. Ich sehe, wir sind uns einig", er zwinkert mir zu. „Dir wird kalt, lass uns wieder zurück zum Auto gehen." Ich habe gar nicht bemerkt, dass mir wirklich schon ganz schön kalt ist und besonderst hell ist es auch nicht mehr. Wir gehen ganz gemütlich und entspannt zurück. Ich hake mich bei ihm ein und dadurch ist mir auch ein bisschen wärmer. Auf dem ganzen Weg reden wir über alles Mögliche und lachen viel. Mir fällt auf, dass er mich sehr an meinen ehemaligen besten Freund erinnert. Bei Ralf konnte ich auch über alles reden, wir haben uns alles anvertraut. Ich war die Erste, die erfahren hat, dass er schwul ist und ich habe ihn auch dazu überredet es endlich seiner Familie zu sagen. Immer habe ich ihn unterstützt, ich kann mich noch genau daran erinnern, wie er jeden Tag bei mir war, damit ich ihm den Stoff für die Führerscheinprüfung beibringen kann.

„Was ist los? Irgendwas bedrückt dich doch", sagt Danny plötzlich zu mir. Ich kann nicht anders, seine offene Art bringt mich dazu, ihm alles anzuvertrauen und somit erzähle ich ihm, was in meinen Gedanken gerade vor sich geht. Natürlich muss ich weiter ausholen, denn er kennt ja nicht den ganzen Hintergrund und so erzähle ich es ihm auch noch, als wir schon mit dem Auto auf den Weg zu mir nach Hause sind. Es ist so befreiend sich alles von der Seele reden zu können. Natürlich habe ich das alles Amy schon in den Sitzungen erzählt, es ist jedoch was ganz anderes, wenn man da mit einem Freund drüber reden kann, der nicht voreingenommen ist, so wie Nik und Andy. Ich werde mit meinen Erzählungen gerade fertig, als wir mit dem Auto vor unserem Haus anhalten.

Home sweet homeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt