Scheiß Krankenhaus

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Niks POV

Dieses miese Schwein, ich kann immer noch nicht glauben, was er ihr angetan hat. Diese blöde Untersuchung dauert jetzt auch schon ewig. Marie sah so zerbrechlich aus. Wenn ich überlege, was sie die letzte Zeit alles durchmachen musste. Im Juni ist mein Onkel gestorben, das hat sie richtig aus der Bahn geworfen. Sie hat vorher glaube ich nicht gewusst, wie viel sie für ihren Vater empfindet, das ganze Ausmaß ist ihr erst bei der Beerdigung vor Augen geführt wurden. Als sie vor seiner Urne stand ist sie wie in Zeitlupe auf die Knie gesunken und hat nur noch geweint, weder vorher noch hinterher hat man ihr etwas angemerkt.

Ich weiß, dass meine Cousine die stärkste Frau ist, die ich kenne, aber wird sie diese ganze Scheiße verarbeiten können? Sie hatte schon mal eine Phase, in der sie Selbstmordgedanken hatte. Ich kann es nicht zulassen, dass sie wieder in ein tiefes Loch fällt.

Die Tür des Behandlungszimmers öffnet sich, es kommt nur die Ärztin raus. Sofort springe ich auf und frage sie, was mit Marie ist. Sie schnaubt nur verächtlich und geht weiter. Ich klopfe leise an die Tür und warte, dass meine Cousine mich reinbittet. Nur ganz leise vernehme ich ein ja. Als ich die Tür öffne und sehe wie Marie dort auf dem Behandlungstisch gerade ihre Schuhe anzieht, wird mir ganz anders.

„Was hat die Ärztin gesagt?" Ihr steigen wieder die Tränen in die Augen und wimmernd sagt sie zu mir „Ich stehe anscheinend auf härteren Sex mit dir." Häh? Was? Wie? Wo? Hab ich da irgendwas nicht mitbekommen? „Was???" Während wir das Krankenhaus verlassen, erklärt mir Marie, was die Ärztin zu ihr gesagt hat und das keine Spuren gefunden wurden. Ich raste fast schon wieder aus. Wie kann eine Ärztin denn bitte meiner kleinen Cousine so etwas unterstellen?

„Wir fahren jetzt zur Polizei", sage ich zu ihr, doch sie schüttelt nur mit dem Kopf. „Was sollen die mir denn glauben, wenn mir nicht mal die Ärztin glaubt?" Ja klar, ich kann verstehen, dass sie jetzt so denkt. Mir dreht sich fast der Magen um, wenn ich überlege, dass dieser Mistkerl ungeschoren davonkommen soll. „Gut, dann bringe ich dich jetzt nach Hause. Aber ich bleibe dann bei euch." Sie nickt nur und schaut durch das Fenster in die Dunkelheit hinaus.

Ihr schweigen die ganze Fahrt über deprimiert mich immer mehr. Sie ist immer ein sehr fröhlicher und mitteilungsbedürftiger Mensch, aber gerade will sie über nichts sprechen. Sie hängt die ganze Zeit in ihren Gedanken fest und möchte mich nicht daran teilhaben lassen.

Als wir wieder bei Marie zu Hause ankommen, steigt sie aus und geht ins Haus, ohne auf mich zu warten. Sie weint immer noch. Mir zerbricht es das Herz sie so zu sehen. Ich schließe meinen Wagen ab und gehe ihr hinterher. Sie liegt bereits in ihrem Bett und hat die Decke bis über ihren Kopf gezogen. Ich gehe in das Nebenzimmer, dort steht ihr großes Sofa, auf das ich mich lege. Mir ist so warm das ich keine Decke brauche. Ich drehe mich ein paar Mal hin und her. Die Sonne geht schon langsam auf. Ich entscheide mich dazu Andy eine Nachricht zu schicken, dass es Probleme gibt und ich nachher dringend mit ihm sprechen muss. Ich weiß, dass es Marie sicher nicht recht ist, wenn er Bescheid weiß, aber auch ich muss dieses Problem mit jemand teilen, weil ich damit nicht zurechtkomme, dass jemand meiner Kleinen so etwas antut.

Home sweet homeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt