Holt die Zwangsjacke

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„Gestern als ich gefragt habe, hast du gesagt wir reden später darüber. Ich wäre dir echt dankbar, wenn du mir jetzt schon ein paar Fragen beantworten könntest.“ Ich nicke nur, damit er mit seinen Fragen anfangen kann. „Naja es gibt so Gerüchte, dass du ständig zum Seelenklempner rennst.“ Er kann mich nicht Mal angucken dabei. „Ja es stimmt, ich gehe regelmäßig zu einer Psychologin, denn wir sind nicht mehr im Kindergarten und es ist in letzter Zeit ziemlich viel schief gelaufen in meinem Leben.“ Eigentlich müsste ich mich doch vor ihm nicht rechtfertigen oder? „Aber das du deswegen gleich zu so was gehst?“ Hallo? Geht’s noch? „Wenn du damit ein Problem hast, dass ich mir Hilfe hole, wenn ich welche brauche, dann weißt du ja noch, wo der Mauerer ein Loch gelassen hat.“ Er steht auf und geht.

Und wieder liegt mein Leben, wie ein Trümmerfeld vor mir. Ich dachte, er hätte sich nicht geändert, aber was er jetzt gerade abgezogen hat geht ja mal gar nicht, so ein Riesenarsch. Mal wieder läuft mir eine Träne die Wange lang runter. Meine Gefühle fahren ständig Achterbahn in letzter Zeit, das nervt mich so. Am liebsten würde ich irgendwas kaputt schlagen, aber hier gibt’s ja gar nichts, dann fällt mein Blick auf den Tulpenstrauß. Ich humpele mit meinem Gipsbein herüber und schmeiße die Vase mit den Blumen gegen die Wand. 

Die Tür geht auf und eine Krankenschwester und Nik stehen in meinem Zimmer. Nik kommt sofort zu mir und nimmt mich in den Arm. „Geht’s dir denn jetzt besser, du Zerstörerqueen?“ Jetzt muss ich lachen, ich verhalte mich echt schon wie eine Verrückte. Nik trägt mich zurück zum Bett und die Schwester räumt mein Chaos auf, wenn sie doch nur das ganze Chaos in meinem Leben wegräumen könnte.

„Ich hab dir was mitgebracht und wie es aussieht hast du das jetzt auch bitter nötig.“ Er grinst über das ganze Gesicht. Nik zieht eine Tüte Gummibärchen aus seiner Tasche und ich freue mich wie ein kleines Kind. Außerdem hat er mir noch Äpfel und Saft mitgebracht, damit ich hier mal wieder einen anderen Geschmack habe und nicht immer nur Pfefferminztee trinken. Ich reiße die Gummibärchen auf und Nik wirft mir einen fragenden Blick zu. „Erzähl mir was los war.“

Ich erzähle ihm die ganze Geschichte zwischen Christoph und mir. Während dem Gespräch weicht die Wut der Enttäuschung. Kann ich denn die Menschen um mich herum so schlecht einschätzen? Erst muss ich feststellen, dass meine besten Freunde total falsch sind, dann das mein Ex ein Verbrecher ist und jetzt das meine Kindergartenliebe ein Arsch ist. Was kommt denn dann bitte als nächstes? Ich greife immer wieder in die Tüte Gummibärchen, als Nik zugreifen will, haue ich ihm leicht auf die Finger, „Das sind alles meine.“ 

„Und was treibst du hier nachts mit Andy? Die Schwester war ja ganz schön aufgebracht.“ Ich gucke ihn böse an, das wird wohl mein Standardblick jetzt. „Wir haben gar nichts ´getrieben´. Wir haben uns gestern Abend nur unterhalten und sind dann irgendwann eingeschlafen, das ist alles.“ Er grinste nur und wir unterhielten uns noch, bis es schon wieder dunkel wurde.

 Wow, über 400 reads, ich freu mich, vielen Dank an jeden einzelnen von euch.

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