Einsamer Krümelkopf

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Aleks hat Recht, ich muss mich auch einmal in ihre Situation rein versetzen. Ich kann nicht von allen um mir herum verlangen, dass sie unglücklich sind, nur weil ich nicht glücklich bin. Ihr Leben geht weiter und das ist auch gut so. Es soll sich nicht die ganze Zeit um mich drehen, denn dann könnte ich nicht in mein altes Leben zurückfinden und das fehlt mir total. Nichts läuft mehr so, wie ich mir das vorgestellt habe. Ich fühle mich einsam und allein, aber niemand kann diese Lücke schließen. Wird überhaupt jemals wieder diese Lücke schließen?

Ich würde gerne meine Gedanken irgendwie ausschalten, denn sie ziehen mich nur wieder runter. Ich merke schon wieder, wie ich in meine depressive Phase übergehe. Es klopft wieder an der Tür. Andy kommt herein und schleppt ein Haufen Süßkram und eine Tüte Chips mit sich. „Hast du Lust einen Film zu gucken?" Er lagert alles auf seinem Nachttisch, ich habe mich schon immer gewundert, warum er so einen riesigen Nachttisch hat, jetzt weiß ich es.

„Aber keinen Schnulzenfilm!", Andy lacht nur und guckt mich an. „Du denkst doch nicht etwa, dass ich hier irgendwo einen Schnulzenfilm versteckt habe?" Ich muss lachen, denn ich weiß ganz genau das er welche im Wohnzimmer zu stehen hat. "Und erst recht nicht deine Pornosammlung, die unter dem Bett liegt!" „Schade, dass hätte ich jetzt als nächstes vorgeschlagen, na dann bleibt ja nicht mehr viel übrig. Wie wäre es mit den American Pie Filmen?"

Ich nicke ganz aufgeregt, denn ich liebe die ganzen Filme, die erinnern mich immer an früher, denn American Pie- Wie ein heißer Apfelkuchen kam gerade raus, als ich in diesem Alter war und lustig ist es auch immer wieder. „Ich geh nur noch schnell alle holen, brauchst du sonst noch irgendwas?" „Was zu trinken wäre noch gut." Er verschwindet und kommt nach 5Minuten wieder.

Andy legt die DVD ein und legt sich neben mir ins Bett. Eigentlich können wir beide den Text ja schon mitsprechen, aber das ist absolut egal. Andy nimmt mich in den Arm und ich kuschele mich an ihn. „Willst du Chips oder lieber was süßes?", fragt er mich nach einer Weile. „Lieber Chips, Süßkram gab es die letzten Tage schon so viel, normalerweise könnte man bei der Menge ein halbes Jahr keine schlechte Laune bekommen." „Na wenn das stimmen würde, dann hätten viele Dicke ja auch nie schlechte Laune." Wenn man das so betrachtet hat er Recht, aber es gibt genug Leute, die nichts dafür können, dass sie dick sind.

Andy kippt die Chips in eine Schüssel und stellt diese zwischen uns. Ich mag es sonst gar nicht im Bett zu essen, weil ich ein totaler Krümelkopf bin, aber das ist mir jetzt so was von egal. „Du hast die beiden vorhin ja noch ganz schön eine Rede gehalten", sage ich zu ihm. „Das haben sie ja auch verdient. Obwohl mich echt mal interessieren würde, was die beiden dabei geritten hat." „Aleks war vorhin bei mir und hat mir erklärt, dass sie gesehen haben wie unglücklich ich bin und es ihnen falsch vorkam, dass sie glücklich sind. Aber ich will nicht, dass ihr alle euer Leben nach mir ausrichtet."

Andy nickt mir zu, „Ich habe aber mal eine andere Frage an dich. Du hast ja nun schon deine Ausbildung gemacht und jetzt in deinem Studium auch schon ein paar Einblicke in die Wirtschaft bekommen. Ich habe mir überlegt in der Nähe eine Lagerhalle anzumieten um dort einige Reifen unterzubringen, damit ich dann nicht immer 100km fahren muss um welche zu holen." Wir diskutierten noch eine Ewigkeit über die Vor- und Nachteile dieser Überlegung, bis wir irgendwann einschliefen.

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