Volle Taschentücher

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Wir gehen alle zum Auto und schweigen weiterhin. Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach. Ich verstehe gar nicht, wie Eileen so was machen kann. Andy hätte alles für sie gemacht, aber das scheint ihr nicht zu reichen. Das sie dann aber ausgerechnet mit Elias was am laufen hat. Die Wut steigt in mir wieder hoch, ich habe das Bedürfnis irgendwas kaputt zu schlagen, aber das wäre jetzt sicher nicht so gut. 

„Kann ich heute bei dir schlafen, ich möchte nicht allein sein“, fragt Aleks mich, als wir gerade ins Auto einsteigen. „Na klar kannst du das. Ich kann verstehen, dass du nicht allein sein willst.“  Der Tag hatte so gut angefangen und jetzt ist alles nur noch das reinste Chaos, aber das ist ja in meinem Leben zurzeit nichts Außergewöhnliches. Läuft ja schon lange nichts mehr in geordneten Bahnen. 

Nik hält vor unserer Tür und guckt, dass wir auch wirklich gut reinkommen. Er wird mit Andy nur noch in Andys Wohnung fahren und wird dann auch bei ihm bleiben, so muss keiner allein sein und hat die ganze Zeit einen Ansprechpartner. Aleks und ich gehen erstmal in die Küche. „Willst du einen Cappuccino oder eine heiße Schokolade trinken?“ „Cappuccino“, sagt Aleks nur, setzt sich an den Tisch und lässt ihr Gesicht in die Hände sinken. 

Ich mache für uns beide Cappuccino und stelle mich zwischen Arbeitsplatte und Tisch so hin, dass ich die Tassen nur rüberreichen brauche. Außerdem hole ich aus dem Schrank gleich eine Packung Taschentücher, die sicherlich nicht lange reichen wird. Ich setze mich neben Aleks und lege einen Arm um sie. Ich halte sie einfach nur fest und sie weint. Ohne etwas zu sagen reiche ich ihr eins von den Taschentüchern, sie schnaubt sich erstmal. Sie greift zu der Tasse und ihre Hand zittert, bevor sie sich den heißen Cappuccino über die Hand kippt, greift sie mit der anderen zu. 

„Es tut weh, es tut so verdammt weh Marie“, sie schluchzt jetzt mehr. Ich streiche ihr mit der Hand den Rücken rauf und runter. „Ich weiß, zu gerne würde ich dir die Schmerzen abnehmen Süße. Leider geht das nicht. Aber lass dich nicht von dem Schmerz zerfressen.“ Ich werde ihr jetzt nicht schon wieder erzählen, dass er nicht eine Träne von ihr wert ist, denn das habe ich ja im Park erst und das wäre jetzt auch nicht angebracht, denn das Taschentuch ist schon viel zu voll mit ihren Tränen.

Wir trinken den Cappuccino aus und machen uns bettfertig. Wir wissen beide, dass an Schlaf noch gar nicht zu denken ist, aber das ist uns egal. Ich nehme noch eine Packung Taschentücher mit und wir gehen ins Bett. Sie kuschelt sich an mich mit einem Taschentuch in der Hand. Ich fange irgendwann einfach an ihr etwas zu erzählen. Einfach Sachen von früher, wie wir im Urlaub waren und so was alles. Je mehr ich ihr erzähle, um so mehr beruhigt sie sich. 

Ihr Kopf liegt in meiner Halsbeuge und ihre Atmung wird immer regelmäßiger. Ich bin gerade dabei ihr zu erzählen, wie in unserem Urlaub damals extra eine Straße zum rodeln gesperrt wurde, da merke ich, dass sie bereits eingeschlafen ist. Ich jedoch liege noch lange wach und versuche die Bilder von heute zu verdrängen. Ich liege noch viel zu lange wach, aber der Schlaf will mich einfach nicht überkommen. Ich hoffe, dass Andy das ganze besser verkraftet, als Aleks. 

Ganz schön viel Drama für ein Wochenende was? Ich hoffe euch gefällt es trotzdem.

Home sweet homeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt