Dem Himmel so nah

38 6 0
                                    

Da ist wieder dieses helle Licht, ich versuche darauf zu zugehen. Eine Stimme spricht zu mir. „Hey meine kleine Prinzessin. Für dich ist es hier noch zu früh." Ich kenne diese Stimme nur zu gut. „Dad? Wo bist du? Warum bist du einfach gegangen?" „Hab keine Angst, ich passe immer auf dich auf. Es tut mir leid, was dir die letzte Zeit alles passiert ist, ich muss mich erst an meine Rolle hier gewöhnen. Aber jetzt musst du schnell wieder zurückgehen. Drück deine Mutter von mir." Ich spüre wie eine Hand meine Wange berührt, aber das scheint nicht real zu sein.

Wie schon immer höre ich auf meinen Vater und gehe in die andere Richtung zurück. Es ist dunkel und ich habe jegliches Zeitgefühl verloren. Ich spüre, dass ich nicht allein hier bin, irgendjemand sitzt an meinem Bett und hält meine Hand, aber wer es ist weiß ich nicht. Ich fühle mich so leer, Schmerzen habe ich keine mehr, obwohl die Gefühle scheinbar alle ausgeschaltet sind.

Etwas Nasses tropft auf meine Hand. Was ist das? „Kleine es wird Zeit, dass du mal langsam aufwachst. Ich halte das hier nicht mehr lange aus. Du fehlst uns hier allen." Die Tür geht auf und jemand kommt rein „Ist sie noch nicht wach? Normalerweise hätte sie längst wach sein sollen, hat mir der Arzt vorhin gesagt. Ich verstehe das einfach nicht." Die Hand entfernt sich von meiner, aber ich will dass sie auf meiner liegen bleibt. Sofort spüre ich eine Kälte in der Hand. Ich habe sonst nie kalte Hände oder Füße, da bin ich total untypisch als Frau. Ich will meine Augen öffnen und konzentriere meine ganzen Kräfte darauf.

Es gelingt mir tatsächlich. Nik und meine Mutter sind in dem Raum, Nik sitzt an meinem Bett, dann hat er sicherlich meine Hand gehalten. Ich sehe ihm an, dass er geweint hat, deswegen die Nässe auf meiner Hand vorhin. Sein Blick fällt auf mich, ich bin nicht in der Lage irgendetwas zu ihm zu sagen. Seine Augen weiten sich, „Du bist wach, endlich. Mach so was nie wieder, lass mich nie wieder so lange allein." Er stürzt sich auf mich und zieht mich an sich. Wieder durchströmt mich das bekannte Gefühl, dass sich mein Akku auflädt. Meine Mutter kommt auch auf mich zugestürmt, aber sie geht vorsichtiger mit mir um, da kommt halt die mütterliche Fürsorge mehr durch. Sie weint mir den Krankenhauskittel voll.

Ich will ihnen so viele Fragen stellen, doch mein Mund ist staubtrocken, als wäre ich irgendwo in der Wüste unterwegs. Ich mache diese typische Bewegung, dass man ein Glas in der Hand hält und trinkt, Nik versteht sofort was ich will. „Ich weiß nicht, ob du schon was trinken darfst, ich hole erstmal einen Arzt her, der dich dann noch mal anguckt." Ich will jetzt keinen Arzt, ich will doch einfach nur was trinken, ein bisschen Wasser mehr nicht. Nik verlässt den Raum und ich bin mit meiner Mutter allein. Sie kommt zu mir und flüstert leise „Ich hatte solche Angst dich auch noch zu verlieren. Das hätte ich nicht verkraftet, du bist doch das einzige, was ich noch habe."

Die Tür geht wieder auf und Nik kommt mit einem älteren Herrn im Schlepptau zurück. Da er einen Arztkittel anhat, gehe ich auch mal ganz stark davon aus, dass es der Arzt ist, den Nik holen wollte. Er leuchtet mir wieder in den Augen rum. Nik ist total aufgeregt und wuselt durch das ganze Zimmer, „Was ist denn nun mit ihr? Darf sie endlich was trinken?" „Soweit sieht alles ganz gut aus. Die Kopfverletzungen sind gut verheilt, der Beinbruch wird wohl noch eine Weile dauern. Sie können dann auch was trinken und wenn die Schmerzen haben, dann klingeln sie einfach." Er lächelt mich an, steht auf und verlässt den Raum.

Home sweet homeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt