Intensiv

43 6 1
                                    

Als ich wach werde, liege ich zwischen ganz vielen Geräten und es ist dunkel. Neben mir steht ein Gerät, das meinen Herzschlag kontrolliert, es piept regelmäßig, dieses Geräusch beruhigt mich ein bisschen. In meiner Nase habe ich einen dünnen Schlauch, der mir Sauerstoff zuführt. Die Tür geht auf und die Anästhesistin kommt herein. „Hallo Marie, da sind Sie ja wieder. Wie fühlen Sie sich?“ „Geht so“, krächze ich, ich erkenne meine eigene Stimme nicht wieder. „Das kann ich gut verstehen. Die OP ist gut verlaufen, es ist jetzt wieder alles in Ordnung. Am besten du ruhst dich jetzt noch etwas aus, so eine OP ist ganz schön anstrengend. Wir sehen uns morgen früh wieder.“ Sie lächelt mich noch mal an und verschwindet dann. Ich fühle mich wirklich wie nach einem Marathon und falle gleich wieder in einen tiefen Schlaf.

Ich werde wach, weil so viel Gemurmel in dem Zimmer ist. Vor mir stehen mehrere Ärzte mit einem Klemmbrett in der Hand und einer hat die MRT-Bilder, die er in die Luft hält. „Guten Morgen Marie. Wie geht es Ihnen?“ Immer diese selben Fragen. „Ganz okay, denke ich.“ Er zeigt mir die Bilder und erklärt mir, dass in meinem Oberstübchen jetzt wieder alles so ist, wie es sein soll. „Wir behalten Sie heute noch auf der Intensivstation und wenn alles so bleibt, können Sie morgen wieder auf die Normalstation verlegt werden.“ Na mir ist das doch egal wo ich herumliege, aber wenn er sagt, dass es so am besten ist. Ich nicke daher nur. 

Sehr schnell merke ich, dass es mir dann doch nicht so egal ist wo ich rumvegetiere, denn auf der Intensivstation ist mein MP3-Player nicht erlaubt und Besuch darf auch nicht so lange bleiben. Also noch mehr Langeweile, als auf der Normalstation. Das Gepiepe von meinem Herzschlag hat auch nichts Beruhigendes mehr, ganz im Gegenteil, es nervt mich total. Alle halbe Stunde  kommt eine Schwester und sieht nach mir, als wenn ich hier irgendwie weglaufen würde. Ich versuche einfach noch eine Weile zu schlafen. Es dauert nicht lange, da werde ich wieder wach, weil die Schwester wieder reingestolpert kommt, kann die denn nicht wenigstens versuchen leise zu sein?

„Haben sie die Nacht auch Dienst?“ frage ich sie ganz unverblümt. „Nein, ich habe bald Feierabend“, sie strahlt dabei. Ich freue mich auch, denn so habe ich die Hoffnung, dass nachher eine geschicktere Schwester Dienst hat und mich nicht die ganze Nacht wach halten wird mit ihrem rumgepolter. So was kann ich jetzt ja nicht auch noch gebrauchen, aber bei meinem Glück die letzte Zeit, wird die andere wohl noch schlimmer sein.

Ich hatte jedoch tatsächlich Glück, denn die andere Schwester habe ich die ganze Nacht nicht mitbekommen. Ich wache morgens erst wieder zur Visite auf, als mal wieder alle um mein Bett versammelt stehen. „So Marie, deine Werte sehen alle gut aus. Es spricht also nichts dagegen, dass du wieder auf die Normalstation kommst, aber wenn was ist, wartest du nicht wieder so lange mit dem Klingeln, das hätte ganz anders ausgehen können.“ 

Ein Pfleger kommt hinein und macht mir die ganzen Geräte ab und auch diesen blöden Sauerstoffschlauch nimmt er mir raus. Der hat mich die ganze Zeit schon genervt, aber gut, die letzten Stunden hat mich das ganze Zimmer da so genervt. Wir unterhalten uns ein bisschen und er schiebt mich mit dem ganzen Bett wieder zurück in mein altes Zimmer. Auf dem Tischchen liegt schon ein Roman für mich mit einem Zettel drauf. „Ich hoffe dir gefällt das Buch, es ist ein Bestseller.“ Ich nehme das Buch in die Hand, auf dem Cover steht 50 Shades of Grey.

Bazinga! Jim Parsons hat heute einen Stern auf dem Walk of Fame bekommen, nur verdient kann ich sagen. 

Home sweet homeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt