Zusammenleben

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Er hält sich sofort die Hand vors Gesicht und dreht sich um. „Marie, daaass tut mir llllleeeid" stottert er. „Ja passt schon, warte ich ziehe mir nur schnell was an." Ich greife in meinen Schrank, ziehe mir ein Sleepshirt an und Shorts, da es noch ganz schön warm ist. „So fertig, kannst dich wieder umdrehen." „Das war echt nicht meine Absicht, wenn ich gewusst hätte, dass du noch nicht angezogen bist, wäre ich sicher nicht hereingekommen. Ich habe noch nicht mal mitbekommen, dass du schon aus der Dusche raus bist, ansonsten hätte ich geklopft."

„Mensch jetzt halt doch endlich die Klappe. Bin ja sicher nicht die Erste, die du so gesehen hast und ändern können wir es nun auch nicht mehr. Ich hätte mich ja auch beeilen können." Ich gehe an ihm vorbei und ins andere Zimmer durch, fletze mich auf das Sofa und schalte den Fernseher an. „Willst du da noch lange so rumstehen oder gucken wir nun endlich TV?"

Andy lacht einmal auf, kommt dann angerannt und springt neben mir auf die Couch. „Du hast so eine Macke", sage ich und lache laut. „Deswegen verstehe ich mich so gut mit Nik", jetzt kann ich absolut nicht mehr vor lachen. Es tut gut, mal wieder so ausgelassen zu lachen.

„Hast du noch Schmerzen in der Hand" er guckt mich mit dem besorgten Blick an, den ich nur zu gut von Nik kenne. „Naja ein bisschen." „Soll ich dir noch mal was zum kühlen holen?" Ich nicke ihm zu, denn der Kühlakku, den ich von vorhin mit mir rumschleppe, ist schon genauso heiß, wie meine Hand. Als Andy wieder kommt, nimmt er von derselben Stelle, wie vorhin wieder Anlauf und springt neben mich. Er nimmt den alten Kühlakku und tauscht ihn gegen den neuen aus. Dann zaubert er hinter seinem Rücken noch eine Tafel Schokolade vor.

„Eigentlich bin ich ja satt von der ganzen Fresserei vorhin", sage ich ihm. „Ach komm, Schoki geht immer." Das sagt Nik auch immer, aber die beiden sind ja auch solche Fresssäcke. Da Andy auch noch meine Lieblingsschokolade in der Hand hat kann ich nicht nein sagen. Wir essen die ganze Schokolade beim TV gucken auf. Als nur noch Grütze im TV läuft, frage ich Andy, wie das eigentlich mit seiner Ex abgelaufen ist.

„Ach na hör mir bloß mit der Alten auf. Wir haben ja zusammen in meiner Wohnung gelebt und ihr wäre es am liebsten gewesen, wenn ich nur noch zu Hause geblieben wäre und sie die ganze Zeit irgendwo auf der Piste. Wenn ich von Arbeit gekommen bin, durfte ich Essen kochen und ihre Klamotten wegräumen."

„Stimmt, Nik hatte da mal erzählt, dass ihre ganzen Klamotten in der Wohnung verstreut waren, als er zu dir gekommen ist. Aber warum hast du das denn dann so lange mitgemacht? Sorry, dass ich das jetzt so direkt frage."

„Liebe überwindet alles, aber das stimmt nicht wirklich. Ich konnte sie doch nicht alleine lassen, wie sollte sie denn alleine klarkommen? Als ich sie verlassen wollte, ist sie freiwillig in eine Psychiatrie gegangen und dann konnte ich ja wohl nicht mit ihr Schluss machen."

Stimmt, genauso war es bei mir und Daniel. Ich habe diesen Schritt auch so lange vor mir hingeschoben. Gefühle waren schon lange nicht mehr da. Eigentlich ist man ganz schön dumm, dann nicht einfach zu sagen, dass man keine Gefühle mehr hat, sondern aus welchen Gründen auch immer zusammen bleibt. Man spielt sich selbst und dem Partner eigentlich was vor, weil man denkt seine Gefühle zu verletzen, wenn das beide Partner so machen, na super.

Home sweet homeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt