Geheimnisse

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Nik holte mir eine Flasche Wasser und ein Glas zum trinken. Nachdem ich das Glas mit kleinen Schlucken leere, fühle ich mich schon etwas besser. „Wie geht es Andy?“, frage ich, als ich mir sicher bin, dass das sprechen auch funktioniert. Nik lächelt mich an, „Unkraut vergeht nicht. Aber ihr hattet sowieso einen riesigen Schutzengel, dass nicht mehr passiert ist.“ „Was war da genau los? Andy sagte, dass die Bremse nicht funktioniert hat.“ „Zerbrich dir darüber nicht den Kopf, das ist jetzt nicht wichtig. Hast du Schmerzen?“ „Nein ich habe keine Schmerzen. Aber ich weiß, dass du mir irgendwas verschweigst, du wirst es mir früher oder später eh erzählen. Wie lange hab ich denn geschlafen?“ „Viel zu lange, fast eine ganze Woche.“

 Eine ganze Woche, mir fehlen 7 Tage von meinem Leben. Was mich jedoch mehr verunsichert ist, dass Nik irgendwas weiß und mir nichts davon erzählen will. Er weiß ganz genau was da passiert ist, das merke ich ihm an. Will er jemanden schützen? Vielleicht Andy, hat er selbst an der Bremse rumgebastelt? Wir alle machen viele Reparaturen an unseren Autos selbst, aber an die Bremsen traue ich mich nicht ran, da fahre ich dann immer zum Fachmann. Andy ist sonst aber auch immer ein sehr genauer, eigentlich glaube ich nicht, dass er an so lebenswichtigen Teilen selber rumbastelt.

 „Ruh dich mal noch ein bisschen aus. Ich gucke noch mal zu Andy, er liegt nur ein paar Türen weiter. Soll ich dir irgendwas mitbringen, wenn ich wieder herkomme?“ „Bring mir mal ein Buch und meinen MP3-Player bitte mit.“ „Dein MP3-Player liegt schon da in deinem Tisch, weiß doch, dass du nicht ohne Musik kannst. Willst du was Bestimmtes lesen?“ „Mir egal, Hauptsache nichts Horrormäßiges und keine Thriller.“ Nik lächelt mich an, nimmt meine Mutter und zieht sie mit aus dem Raum.

 Nun liege ich hier ganz alleine in diesem sterilen Raum. Allein schon der Geruch ist so was von abartig. Es riecht nach jede Menge Desinfektionsmittel, halt so ganz typisch Krankenhaus. Die Wände sind komplett weiß, kein Bild, nichts gar nichts. Wenn ich zum Fenster gucke, sehe ich, dass die Sonne scheint. Zu gerne würde ich jetzt die Sonne auf meiner Haut spüren. Ich schaue an meinen Körper hinunter, ich weiß bis jetzt noch nicht mal, was ich für Verletzungen habe. An meinem rechten Bein ist ein dicker gips angebracht, in Blau, meine Lieblingsfarbe. Ich sehe, dass mir irgendwer was auf den Gips geschrieben hat. Ich gucke es mir genauer an. „Ich hab dich lieb, Kleine“ und daneben ein Herzchen und auf der anderen Seite „Werd schnell wieder gesund mein Sonnenschein“ mit einer Blume. Meine Mutter und Nik haben also auf meinem Gips rumgekritzelt, sie sind so süß.

 Mein ganzer Körper ist übersäht mit blauen Flecken und Abschürfungen. Mein linker Arm ist auch verbunden, sowie mein Kopf. Gerne würde ich mir das ganze Spektakel im Spiegel angucken, aber so einen großen Spiegel wird es hier wohl nicht geben. Darf ich überhaupt aufstehen? Da hat niemand was zu gesagt, aber weit werde ich wohl mit meinem Gipsbein eh nicht kommen.

 Ein Schmerz durchzuckt meinen Körper, ich weiß nicht genau wo er herkommt, aber so schnell, wie er kam ebbt er auch wieder ab, es bleibt so ein ständiges Ziehen, was aber ganz erträglich ist, so dass ich es nicht für nötig ansehe, die Klingel zu betätigen.

Home sweet homeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt