Harter Weg

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4 Wochen später

Heute ist die Gerichtsverhandlung gegen Daniel. Ich habe Angst ihm wieder zu begegnen. Den Tag, als ich den Brief erhalten habe, werde ich nie vergessen. Zum Glück musste ich an diesem Tag eh zu meiner Therapiestunde zu Amy musste. Wir haben die ganze Stunde nur über meine Angst vor dieser Verhandlung gesprochen, na gut eigentlich mehr wie nur diese eine Stunde, ja ihr habt Recht, es wurde zu unserem Dauerthema.

Zur Aussage waren Andy, Nik und ich geladen, aber auch Aleks wollte uns nicht im Stich lassen an diesem Tag. Wir haben die letzte Zeit immer viel zu viert unternommen und sind zu einer kleinen Clique geworden, die wirklich unzertrennlich ist. Jeder kann sich auf jeden verlassen und das blind. Wir haben uns vor dem Gericht verabredet, ich nehme Aleks mit und Nik und Andy fahren zusammen.

Ich gehe noch mal duschen, weil ich mir vorkomme, als ob mir der Schweiß nur so aus allen Poren kommt vor Nervosität. Dieser ganze Mist, den ich die ganze Zeit gekonnt verdrängt habe, das wird alles wieder aufgewühlt heute. Als ich aus der Dusche komme, merke ich, dass ich eigentlich nicht mehr so viel Zeit habe. Ich ziehe mir meine weiße Bluse, eine schwarze Jeans und einen schwarzen Blazer an. Das dunkel gehaltene Outfit spiegelt mein Inneres sehr gut wieder. Ich schnappe mir meinen Autoschlüssel und meine Handtasche und gehe raus zu meinem Auto.

Als ich mein Auto starte umhüllt mich gleich der laute Klang von den Broilers, die mir in letzter Zeit mit ihrer Musik viel geholfen haben. Ich bin diesem Unbekannten absolut dankbar dafür, dass ich durch ihn diese Band kennengelernt habe, auch wenn ich ihn nicht weiter kenne und ich ihm auch nicht noch mal begegnet bin. Gerne würde ich mich bei ihm bedanken, aber wie soll man jemanden finden, von dem man nicht mal den Namen weiß. Auch an der Uni bin ich ihm nicht begegnet, obwohl er sicher auch studieren muss, sonst wäre er nicht bei diesem Turnier gewesen.

Ich fahre gerade bei Aleks vor, als durch die Boxen der Klang von „Harter Weg" ballert. Dieses Lied ist so passend, denn ich fühle mich wie am Tag des letzten Gerichts. Aleks steigt ein und merkt sofort, dass ich nicht reden will, da ich auch nicht die Musik leiser mache. Die ganze Fahrt bis zum Gericht läuft „Harter Weg" in Dauerschleife, Aleks verdreht zwar schon die ganze Zeit die Augen, aber das ist mir gerade egal. Ich brauche das jetzt so.

Nik und Andy stehen beide vor dem Gericht, beide tragen einen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd. Wir hatten uns wieder nicht abgesprochen, aber so ziemlich das gleiche an. Zur Begrüßung nehmen mich beide einmal in den Arm und dann gehen wir alle in das rote Gebäude rein. Wir fragen unten beim Pförtner, wo wir hin müssen, weil wir ja nicht so oft hier sind. Zum Glück finden wir den Weg durch seine Beschreibung schnell.

Ein Gerichtsdiener kommt in den kleinen Vorraum und bittet uns herein. Da Daniel die ganze Zeit in Untersuchungshaft saß, wird er von einem Polizisten in den Gerichtssaal geführt. Als die Richterin den Saal betritt, stehen wir alle auf und auf ihr Kommando dürfen wir uns wieder setzen. Sie fragt unsere Personalien ab, liest die Anklageschrift vor und schickt danach Andy, Nik, Aleks und mich noch mal raus.

Home sweet homeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt