Latte Macchiato

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Die nächsten Tage vergingen total unspektakulär, denn ich half Nik in seiner Wohnung die Tapeten von der Wand zu kratzen, was ewig gedauert hat. Alle Vormieter haben scheinbar nur immer drübertapeziert und Farbe draufgehauen. Jede einzelne Schicht musste abgepopelt werden, allein für die Küche haben wir 2Tage gebraucht. Heute haben wir uns mal eine Auszeit gegönnt und die haben wir auch bitter nötig. Nachmittags habe ich mich mit Aleks verabredet, wir treffen uns in einem Cafe. Nik wird mich dann einfach ins Einkaufszentrum fahren, er will noch ein bisschen einkaufen und kommt dann später einfach mit zu uns.

Aleks wartet schon im Cafe an einem Tisch auf mich. Sie steht sofort auf und springt mir schon halb um den Hals. Wir bestellen uns erstmal einen Latte Macchiato und erzählen uns, was die letzten Tage so passiert ist. Ich erfahre von ihr, dass sie auch Single ist, aber sich schon vor einiger Zeit von ihrem Ex getrennt hat. Ich erzähle ihr auch von mir und dieses Mal lasse ich nichts aus, denn ich habe bei ihr nicht das Gefühl, dass sie mir irgendwelche Vorwürfe machen würde. Und wie ich es vermutet habe, sagt sie nicht wie doof ich war. „Wenn er vorher gar keine Anzeichen gemacht hat, woher hättest du das denn wissen sollen? Das könnte jeden passieren und ich bin beeindruckt, wie offen du zu mir bist."

Es ist ein schönes Gefühl mit jemand anderen darüber zu reden und es kommt mir so vor, als wären wir schon ewig befreundet. „Wie bist du denn darauf gekommen Maschinenbau zu studieren?" fragt mich Aleks. „Nun mein Vater hat mir schon immer viel gezeigt, was Autos und so was alles angeht. Das war immer unser gemeinsames Ding. Ich habe mich schon immer für Maschinen und deren Aufbau interessiert. Seit mein Vater tot ist, fehlt mir diese Zeit. Ich habe erst nach dem Tod meines Vaters gemerkt, wie wichtig er mir ist. Seit seinem Tod frage ich mich immer wieder, ob er wusste, wie viel er mir bedeutet und wie sehr ich ihn liebe." Aleks streicht mir über meinen Arm und lächelt mich an. „Er wird sicher gewusst haben, wie viel er dir bedeutet hat. Du solltest dein Strahlen im Gesicht sehen, wenn du von ihm sprichst. Ich bin mir sicher, dass auch du ihm total wichtig warst und er dich über alles geliebt hat." „Meine Tante hat mir am Tag seiner Beerdigung erzählt, wie es damals war, als ich geboren wurde. Er stand vor ihrer Tür mit Tränen in den Augen und hat ihr erzählt, dass seine kleine Prinzessin zur Welt gekommen ist." Mir steigen wieder die Tränen in die Augen, weil ich mich an diesen Augenblick genau erinnere, wie sie mir das erzählt hat. Vorher hat darüber nie einer ein Wort verloren.

Wir bestellen uns noch einen großen Eisbecher mit ganz vielen Früchten und die Zeit vergeht wie im Flug. Wir lachen viel und sind einfach nur total happy zusammen. „Hey Marie, da hinten sitzt einer, der guckt schon die ganze Zeit hier rüber. Der sieht ganz süß aus, wie findest du den denn? Aber dreh dich jetzt nicht so auffällig um." Ich drehe mich um und traue meinen Augen kaum, da sitzt wirklich Daniel an dem anderen Tisch und beobachtet uns hier. „Aleks, kannst du bitte unauffällig Nik anschreiben." Schon an meiner Stimme merkt sie, dass etwas nicht stimmt. „Marie was ist los? Wer ist das?" „Das ist mein Ex Daniel." Mehr braucht sie als Antwort nicht, sie zückt ihr Handy und schreibt Nik sofort an. So schnell, wie die Zeit vorhin vergangen ist, vergeht sie nun langsamer.

Ich höre, wie ein Stuhl nach hinten geschoben wird und spüre, wie Daniel auf uns zu kommt.

Home sweet homeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt