Ordnung ist das halbe Leben

60 10 0
                                    

Die Tage krochen so dahin, ohne dass viel geschah. Es wurde Freitag. Heute sehe ich Daniel wieder und ich weiß nicht was passieren wird. Den ganzen Vormittag zerreiße ich mir schon den Kopf darüber, was mich erwarten wird. Den Wäschekorb mit seinen Klamotten habe ich bereits nach unten gebracht, damit ich nicht mit ihm allein in meinem Zimmer sein muss. Nik hat heute Nachmittag leider keine Zeit um dabei zu sein, dass macht mich noch nervöser. Um 2 bekomme ich eine SMS von meiner Mutter „ Hey mein Kind, ich komme heute früher nach Hause.“ Zum Glück, dass heißt das ich nicht alleine mit ihm hier bin. Meine Mutter kommt schon um halb 5 von Arbeit und hat uns ein Stück Kuchen mitgebracht. Wir setzen uns gemeinsam in den Garten, trinken einen Kaffee und essen den Kuchen.

„Ich muss nachher früher da sein, da die Feuerwehr noch alles vorbereiten muss. Wenn es dir hier zu viel wird kommst du einfach schon früher hin, okay?“

Meine Mutter ist in der Feuerwehr und da heute der Fackelumzug ansteht um das Dorffest einzuläuten müssen alle Mitglieder der Feuerwehr früher da sein. Die Feuerwehr ist wie ein zweites zu Hause für mich, da meine Eltern beide in der Feuerwehr waren und ich dort auch viel Zeit verbracht habe. Ich nicke meiner Mutter nur zur Antwort zu.

 Schon halb 6 hält ein Fahrzeug vor unserer Tür. Daniel ist schon da, was sonst gar nicht seine Art ist, normalerweise kommt er grundsätzlich eine halbe Stunde zu spät. Ich bitte ihn herein. Wir stehen in unserem Wohnzimmer, auf dem Sessel steht der Wäschekorb. „Das müssten all deine Sachen sein.“ Er schaut mich an und zum Wäschekorb, sein Blick wandert immer wieder hin und her. „Du meinst das also wirklich ernst?“ Ich stöhne einmal auf. „Mir ist zurzeit sicher nicht zum scherzen. Erst recht nicht mit so etwas.“ Er berührt meinen Arm, die Berührung ist wie ein Stromschlag. „Fass mich nicht an, das geht einfach nicht. Ich liebe dich nicht mehr.“ Er nimmt den Wäschekorb und geht damit zum Auto. Als er an mir vorbeigeht brabbelt er noch irgendetwas, was ich aber nicht deutlich verstehe. Er kippt seine Klamotten einfach in den Kofferraum und ich frage mich, warum ich alles ordentlich zusammengepackt habe. Aber er war schon immer so. Bei ihm zu Hause habe ich auch nur hinter ihm hergeräumt.

 18.15 geht meine Mutter los zur Feuerwehr. Ich halte es allein nicht mit ihm zu Hause aus. „Ich muss mich noch umziehen und gehe dann auch los, willst du schon losfahren? Wir treffen uns dann dort.“ Daniel nähert sich meinem Gesicht mit der Absicht mich zu küssen, ich drehe mein Gesicht weg und gehe einen Schritt zurück. Nachdem er das Haus verlassen hat ziehe ich mir meine neue Jeans und ein Trägershirt an. Ich schminke mich, nicht zu doll, aber ungeschminkt fühle ich mich zurzeit nicht so wohl. Als ich zur Tür rausgehe nehme ich mir noch eine dünne Jacke mit, da es abends kühler ist.

 An der Feuerwehr angekommen, steht das Löschfahrzeug schon draußen und alle Feuerwehrleute wirbeln herum. Ich gehe direkt zum Wehrleiter und frage, ob ich irgendwie helfen kann. „Na klar, scheuch mal die anderen vom Bierwagen zurück hier her, die können mit anfassen und du gehst mal was trinken“ sagt er zu mir und ich grinse ihn an. Am Bierwagen schicke ich die Feuerwehrmänner zurück und sehe Daniel schon dort stehen. Er kippt sich ein Bier rein, obwohl er mit dem Auto hier ist. Das würde ich niemals tun, denn wenn ich fahre trinke ich nie Alkohol, nicht mal einen kleinen Schluck. Er nimmt mir die Jacke ab und legt sie in sein Auto. Immer mehr Leute kommen und unterhalten sich mit mir. Daniel steht immer ein Schritt entfernt und guckt mit wem ich mich unterhalte. Ich bin froh, als sich alle aufstellen und der Wehrleiter an die Kinder Fackeln verteilt. Ich helfe mit um diese anzuzünden. Mit Blasmusik auf einem Hänger hinter einem Traktor geht der Fackelumzug komplett durchs ganze Dorf.

Home sweet homeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt