Hochzeitskleidung

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Montag

Schon um halb acht steht Andy mit dem Auto vor unserer Tür. Ich bin noch total verschlafen, weil ich die Nacht mal wieder Alpträume hatte und dann nicht wirklich mehr geschlafen habe. Andy grinst über beide Backen, wie kann man denn so früh am Tag schon so gute Laune haben? Als ich einsteige begrüßt er mich mit einem viel zu freundlichen „Einen wunderschönen guten Morgen", was geht denn bei ihm heute nicht richtig? „Was bitte hast du genommen? Ach egal was, ich nehme eine ganze LKW-Ladung davon", murmle ich ihm nur zu. „Na einen LKW voll habe ich nicht, aber versuch es mal hiermit." Er reicht mir einen großen Becher. Als ich vorsichtig einen Schluck nehme, merke ich, dass er extra beim Bäcker noch ran war und einen Kaffee geholt hat.

Die Fahrt zieht sich in die Länge, weil die Straßen von dem ganzen Berufsverkehr total verstopft sind. Mein Kaffee ist auch schon viel zu schnell leer. „Mein Kaffee ist alle und ich muss mal für kleine Mädchen!" Andy verdreht die Augen und seufzt einmal auf. „Sobald wir im Einkaufscenter ankommen kannst du aufs Klo und ich reserviere uns einen Platz beim Bäcker zum Frühstücken. Aber jetzt mach nicht auch noch so ein Stress im Auto, der auf der Straße reicht mir schon." Er löst den Blick nur kurz von der Straße und zwinkert mir zu. Stimmt ja, wenn man nur so stockend vorwärts kommt und dann noch so vollgesülzt wird von der Seite, das wäre auch für mich ganz schön stressig. Also lasse ich mich in den Sitz zurücksinken und beobachte weiterhin den zähen Verkehr draußen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir endlich das Einkaufscenter. Andy parkt gleich unten im Parkhaus und machen uns dann auf den Weg. Andy geht gleich vor zum Bäcker und ich gehe schnell auf die Toiletten. Länger hätte die Fahrt wirklich nicht sein dürfen. Beim Hände waschen schaue ich in den großen Spiegel, der dort hängt. Ich sehe furchtbar aus, trotz dem Makeup, dass ich schon extra aufgelegt habe, erkennt man meine Augenringe. Langsam mache ich mich auf den Weg zum Bäcker, ich habe das Gefühl, dass mich alle anstarren, weil ich so fertig aussehe. Andy sitzt schon an einem Tisch und hat einen Brötchenkorb vor sich und zwei Teller, auf denen jeweils Wurst und Marmelade verteilt ist. Für jeden steht eine Tasse Kaffee, ein Glas Orangensaft und ein Ei auf dem Tisch. „Wer kommt denn noch zum Frühstück?", frage ich ihn, als ich mich zu ihm setze. „Du siehst so aus als könntest du ein richtiges Frühstück vertragen." „Sehe ich wirklich so furchtbar aus?" „Ich bitte dich, ich kenne dich jetzt schon ewig. Ist doch klar, dass mir das nicht entgeht."

Nach dem Frühstück gehen wir gestärkt in den ersten Laden. Wir stöbern zwischen sämtlichen Kleiderständern rum, zwischendurch probieren wir immer mal irgendwelche Sachen an, die auf den Ständern aber viel besser aussahen, als angezogen. Unverrichteter Dinge gehen wir in den nächsten Laden und auch dort finden wir nichts. Und das geht ewig so weiter. Genau so etwas habe ich befürchtet, wir müssen unbedingt was finden, weil ja am Wochenende schon die Hochzeit ist. Im letzten Klamottenladen werden wir dann endlich fündig. Andy hat einen Anzug, der ihm wie angegossen passt. Es ist richtig ungewohnt ihn so zu sehen, denn in so was Schickem habe ich ihn noch nie gesehen. Und auch für mich finden wir ein ganz hübsches Kleid, was farblich perfekt zu seinem Hemd passt. Eigentlich habe ich gar nicht mehr damit gerechnet überhaupt was zu finden, aber ich bin stolz, dass es doch noch funktioniert hat. Andy geht mit dem Kleid schon zur Kasse um es zu zahlen, aber ich gehe noch mal zu der Unterwäsche, weil ich dort noch etwas passendes zum Kleid gesehen habe und zahle diese dann selbst an der Kasse und lasse sie mir extra einpacken.

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