Eskalation

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„Moment Mal, ihr seid eine Woche zusammen und lügt mich BEIDE seit einem Monat an? Wo sind wir hier im Kindergarten? Was denkt ihr euch denn eigentlich?" Ich gehe in Andys Schlafzimmer und knalle hinter mir die Tür zu. Ich weiß nicht warum ich ausgerechnet hier rein gegangen bin, ich musste nur weg von dem allen. Warum lügen die beiden mich dann bitte an? Wir sind doch alle erwachsen und ich wäre keinem von beiden böse gewesen, ganz im Gegenteil.

Die Tür öffnet sich hinter mir leise und Andy steckt nur seinen Kopf durch. „Kann ich reinkommen Marie?" Ich nicke nur. Er kommt auf sein Bett zu und setzt sich neben mich. „Hast du etwa auch davon gewusst?" Mir läuft jetzt eine Träne die Wange lang runter, hab ja auch schon lange nicht mehr rumgeheult. Ich hoffe nur, dass er mich nicht auch noch angelogen hat. Andy legt einen Arm um meine Schulter. „Nein ich habe auch von nichts gewusst. Mir wurden auch die ganze Zeit nur Lügen aufgetischt."

„Weißt du ich finde es doch gar nicht schlimm, dass sie glücklich zusammen sind, aber warum lügen sie dann rum? Ich bin nicht wütend auf die Beiden, aber absolut enttäuscht, weil sie mir so oft ins Gesicht gelogen haben. In der Sache sind die keinen Deut besser als Ralf oder Manu. Ich habe so eine Scheiße mit Lügen und Lästereien hinter mir und bin daran schon einmal zerbrochen. Dass die beiden jetzt so etwas abziehen erinnert mich zu stark an damals."

„Hey jetzt sei nicht ganz so hart mit ihnen, sie bereuen es doch auch. Obwohl ich das ganz schön spät finde", sagt Andy und lässt sich auf sein Bett zurückfallen, so dass er jetzt an die Decke starrt. Ich lasse mich auch nach hinten fallen und schon starren wir gemeinsam an die Decke. „So habe ich mir Weihnachten nicht vorgestellt. Ich liebe sonst immer Weihnachten, weil ich ein absoluter Familienmensch bin, aber gestern schon hab ich ganz allein mit meiner Mutter zu Hause gesessen und mir hat mein Vater unheimlich gefehlt. Dann hab ich mich riesig auf diesen Tag heute gefreut und dann kommt so was dabei raus."

Andy steht auf und dreht sich vor der Tür noch mal zu mir um „Soll ich sie rausschmeißen oder sollen sie noch bleiben?" „Nein schmeiß sie nicht raus, ich werde einfach hier drinnen bleiben, wenn es dir Recht ist." Er nickt nur und geht ins Wohnzimmer. Ich kann alle Stimmen von hier hören und schon geht die Diskussion los. „Warum lügt ihr uns die ganze Zeit so an? Wisst ihr wie Scheiße euer Verhalten gegenüber von Marie ist? Es ist für sie das erste Weihnachten ohne ihren Vater, sie hat sich heute darauf gefreut einfach nur einen normalen Weihnachtstag mit ihren Freunden verbringen zu können und ihr macht alles nur kaputt. Sie hätte nichts dagegen gehabt, wenn ihr einfach gesagt hättet, dass ihr euch trefft, aber uns eiskalt ins Gesicht zu lügen, dass geht mal gar nicht. Am liebsten hätte ich euch ja rausgeschmissen, aber Marie möchte das nicht, deswegen lass ich das jetzt auch."

Aleks und Nik wollten ihn ein paar Mal in seiner Predigt unterbrechen, aber er hat einfach immer weiter geredet. Er hat dabei aber alles ganz genau auf den Punkt gebracht. Mir ist kalt und ich weiß nicht, ob es die Atmosphäre um mir herum ist oder ob es aus meinem Inneren kommt. Ich ziehe die Decke über mich und hoffe, dass mir schnell wieder wärmer wird. Es klopft leise an der Tür. „Marie darf ich bitte reinkommen?", fragt Aleks ganz leise.

Home sweet homeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt