Epilog: Tyler

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Wenn jemand Alex und mich als Traumpaar bezeichnet, muss ich jedes Mal amüsiert schmunzeln.

Wir haben einen Punkt erreicht, an dem unsere Mitmenschen uns total süß zusammen finden, an dem wir zu Grillpartys unter Nachbarn eingeladen werden, an dem wir keine Angst mehr haben müssen, nur verurteilt zu werden.

Unser Umfeld unterstützt uns und unsere Liebe und ich glaube, hier, in unserer gemeinsamen Wohnung, an einem Ort, an dem ich an einer tollen, offenen Schule arbeite und er an einer sehr renommierten Uni studiert, sind wir angekommen. Irgendwann ziehen wir vielleicht wieder um, klar. Immerhin stehen uns alles Wege offen. Aber gerade im Moment ruhen wir hier und genießen das Leben der Vorstadt als glückliches Paar.

Schon nach wenigen Wochen haben wir uns sehr gut mit unseren Nachbarn verstanden, meine Kollegen an der Schule haben sich sehr über frischen Wind gefreut und Alex hat in der Uni auch schon Anschluss gefunden. Das wundert mich nicht wirklich. Mittlerweile kennt so gut wie jeder Deutsche, der halbwegs an Sport interessiert ist oder mal in die Nachrichten geschaut hat, sein Gesicht oder hat zumindest schon mal seinen Namen gehört.

Die Leute haben sehr unterschiedlich auf sein Outing reagiert. Das Netz ist beinahe explodiert vor Kommentaren zu Beiträgen mit diesem Thema. Es war für mich ziemlich überraschend, dass es aber hauptsächlich positive Resonanz gab. Viele haben ihm ihren Respekt ausgesprochen und sich dafür bedankt, dass er auf so ein wichtiges Thema aufmerksam gemacht hat.

Wirklich viel mitbekommen hat er damals von alle dem nichts. Er war nur einen Tag später im Entzug und somit ziemlich abgeschottet von allem, was in der Welt so passiert ist. Als er zurückkam und verstanden hat, was für Wellen seine Pressekonferenz geschlagen hat, war er total schockiert.

Tagelang hat er nach sich selbst recherchiert, um jede einzelne Reaktion zu seiner Aussage und seiner Person herauszufinden. Ich weiß gar nicht, wie oft er sich sein eigenes Interview angeschaut hat und wie oft er zu mir kam und mir ganz stolz und aufgeregt berichtet hat, was im Netz über ihn geschrieben wird, so als hätte ich das nicht selbst genauestens mitverfolgt.

Was mich sehr gefreut hat, war, dass Alex dadurch nicht mehr nur das „Wunderkind" des deutschen Fußballs war, sondern wirklich als ein Mensch mit Gefühlen und Schwächen und Stärken gesehen wurde. Sowas der Welt preiszugeben erfordert unglaublich viel Mut und ich bin so stolz auf Alex, dass er es geschafft sich, sich endlich zu zeigen.

Videos von ihm, wie er mit einem Jungen im Rollstuhl über Raumfahrten plaudert oder, wie er den Typen im Club verprügelt und ihm klarmacht, dass er Frauen zu respektieren hat, wie er Lana und ihren Papa aus dem Auto holt, haben nicht lange auf sich warten lassen, nachdem sein Gesicht einmal durch die Presse gegangen ist.

Jeder wollte irgendwas dazu beitragen und Alex hat unglaublich viel Unterstützung bekommen, ich glaube, damit hätte niemals jemand gerechnet. Doch es war schön zu sehen, dass seine Offenheit wertgeschätzt wurde.

Alex hat dadurch so vielen Leuten geholfen, ihnen Halt und Hoffnung gegeben... Einige davon haben sich über Social Media bei ihm gemeldet oder einfach öffentlich geschrieben, wie sehr sie jemanden wie ihn gebraucht haben. Jemanden, zu dem sie aufsehen können. Jemanden, der ihnen zeigt, dass sie nicht alleine sind und jemanden, der sie versteht. Ein Idol.

Alex ist berühmt. Vielleicht nicht unbedingt so wie er es immer wollte, aber er ist es.

Natürlich gibt es auch Menschen, die von seiner Aktion absolut nicht begeistert waren. Vor allem die, die sich dadurch angegriffen oder verarscht gefühlt haben. Der DFB war auch unterschiedlicher Meinung zu dem Thema. Einige große und wohl richtig bedeutende Leute haben ganz gut reagiert, einige versuchten neutral zu bleiben, waren aber dazu gezwungen, sich zu äußern, und andere haben Alex vorgeworfen, er sei frustriert, weil aus ihm nichts werden wird und er versucht deshalb, Fußball in den Dreck zu ziehen.

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