45. Alex

2K 136 70
                                    

Mir ist langweilig.

Ty ist arbeiten, ich kann nicht mehr schlafen, meine Freunde antworten mir nicht, weil ich sie total geghostet habe die letzte Zeit, Lila und die anderen sind in der Schule und Julian ist arbeiten. Das Internet zu durchstöbern befriedigt mich irgendwann auch nicht mehr und ich spüre meinen Langeweile-Hunger schon seit geraumer Zeit an meinen Nerven zehren. Wenn ich jetzt anfange zu essen, höre ich wahrscheinlich nicht mehr auf. Daher muss Ablenkung her. Und was eignet sich dafür besser als der Ex meines Freundes?

Es ist schon fast Mittag, aber John hat sich heute noch nicht blicken lassen. Um genau zu sein, habe ich ihn seit Montagmittag nicht mehr gesehen. Er ist die ganze Zeit in seinem Zimmer, geht manchmal aufs Klo und dann wieder in sein Zimmer. Fast so als sei er ein Gespenst, der hier einfach nur rumgeistert.

Tyler weiß davon nichts. Ich glaube, er geht davon aus, dass ich John gestern den ganzen lieben langen Tag irgendwann mal gesehen haben muss, doch dem ist nicht der Fall. Ich wollte meinem Freund aber auch keine Sorgen machen. Gestern hat er sich auf seine Schwester konzentrieren sollen, danach hatten wir heißen Sex und Tylers Laune war viel zu gut, ihn wegen sowas runterzuziehen. Aber jetzt bekomme ich so langsam ein schlechtes Gefühl. John muss doch irgendwann mal was essen oder zumindest trinken.

Daher beschließe ich, nett zu sein und ihm was davon zu bringen. Eine Flasche Wasser, eine Kanne Kaffee und ein kleines Frühstück.

Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass ich nicht mal auf den Gedanken gekommen wäre, mich um John zu kümmern, wenn ich irgendwas anderes zu tun hätte, aber das ändert nichts daran, dass ich mich wirklich ein bisschen Sorge. Vor allem, weil morgen sein Kumpel die Katze bringen will. Das sollte doch ein Grund zur Freude für ihn sein.

Mit dem Tablet, das Ty mir schon mal ans Bett gebracht hat, mache ich mich auf den Weg zu Johns Zimmer. Ich klopfe mit dem Fuß gegen die Tür.

„Johnyboy! Dein Lieblingsmensch bringt dir Essen!"

Ein bisschen Sarkasmus hat noch keinem geschadet.

Natürlich kommt keine Antwort. Habe ich auch nicht erwartet. Er kann froh sein, dass ich überhaupt angeklopft habe, normalerweise ist das gar nicht meine Art. Vielleicht haben Matts ständige Reden über Privatsphäre doch ein bisschen was gebracht, so ganz, ganz tief in meinem Unterbewusstsein...

Ich öffne mit dem Ellenbogen die Tür und schiebe sie dann mit meinem Arsch auf, während ich reinlaufe.

Uff, hier riecht es wie im Zoo. Ist hier überhaupt noch Sauerstoff in der Luft? Und wo ist eigentlich der Boden?

Kennt ihr den vierten Teil von Star Wars? Der, der eigentlich der erste ist? Erinnert ihr euch an die Stelle, wo Han und Luke Leia befreien und dann erwischt werden und in diesen Müllschacht springen? Ungefähr so läuft es sich auf diesem Boden hier. Würde mich nicht wundern, wenn sich hier auch so ein komisches Müllwesen befinden würde, das mich gleich richtig kinky zu erwürgen versucht und mit sich in die Tiefen des Drecks zieht...

„Du widerst mich an", teile ich John angeekelt mit, während ich auf ihn heruntersehe.

Er liegt in seinem Bett, zusammengekauert wie ein Baby, die Decke über sich und einfach an irgendeinen Punkt starrend. Auf meine Aussage oder Anwesenheit reagiert er gar nicht.

Okay, dann halt anders.

Ich stelle das Tablett vor ihm auf dem Boden ab und gehe dann erstmal zum Fenster, ziehe die Vorhänge auf, mache die Rollläden hoch und reiße die Fenster auf.

Frische Luft! Tageslicht!

John murrt und zieht sich die Decke über den Kopf. Er ist also noch halbwegs am Leben.

Teach me LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt