27. Tyler

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Der Sportplatz, auf dem Alex war, ist mit dem Auto von meiner Wohnung aus in unter 15 Minuten zu erreichen. Es dauert also nicht lange, bis wir wieder zuhause sind. Die gesamte Fahrt über ist es still zwischen uns.

Ich weiß nicht genau, was es ist, aber irgendwas stimmt nicht. Allein, dass Alex überhaupt gegangen ist, kommt mir schon komisch vor, dann noch, dass er so unvorsichtig war, sich zu verlaufen und dass er dann schließlich halbnackt mit ein paar Schulkindern Fußball gespielt hat... Da ist definitiv etwas, worüber wir reden müssen. Aber für den Moment bin ich einfach froh, dass Alex bei mir ist und dass es ihm gut geht und den Rest können wir später besprechen.

Alex scheint auch zu bemerken, dass dieses namenlose Etwas irgendwie zwischen uns steht, obwohl er mich, als wir im Fahrstuhl stehen, umarmt und ich ihm ein wenig über den Rücken streichle. Wenigstens hat er sich im Auto wieder angezogen...

„Können wir demnächst mal reden?", will Alex leise von mir wissen. Er klingt ungewohnt unsicher dabei, so als glaube er, ich wolle das nicht.

„Natürlich", gebe ich aber leicht verblüfft zurück.

„...über deine Familie?"

Ich will cool bleiben, nicken und bejahen. Doch eine Sekunde, ein einziger zu tiefer Atemzug reicht aus, um zu beweisen, dass ich von diesem Thema absolut nicht begeistert bin. Trotzdem meine ich: „Wenn du das möchtest"

Meine Familie ist immerhin kein dunkles Geheimnis, das ich vor dem Mann, den ich liebe, verstecken muss. Früher oder später wird dieses Thema nicht mehr zu ignorieren sein, es bringt also nichts, ihm ewig aus dem Weg zu gehen. Außerdem haben sie den Fehler gemacht, mich von sich zu stoßen. Ich war einfach nur ich selbst. Dass sie damit nicht klarkamen, ist nicht meine Schuld, auch, wenn es sich oft leider nicht so anfühlt.

Wir kommen in der Wohnung an, ich meine zu Alex, er soll schon mal in mein Zimmer gehen und auf mich warten, damit wir gleich reden können. Wenn ich das jetzt aufschiebe, kann ich die ganze Zeit an nichts Anderes mehr denken und es wird mit jeder Sekunde umso schlimmer. Trotzdem muss ich erstmal John Bescheid geben, dass wir wieder da sind. Er hat zwar nicht wirklich so gewirkt als würde er sich Sorgen um Alex machen, doch er hat darauf bestanden, dass ich ihm sagen soll, wann er wieder zurück ist.

Ich gehe also zu seinem Zimmer und klopfe an.

Keine Antwort.

„John? Ich bin's!"

Wieder keine Antwort.

Mein Herz setzt einen Schlag aus, als sich meine Hand auf die Türklinke legt. Gestern habe ich noch ein ernstes Gespräch mit ihm über meine Privatsphäre in meinem Zimmer führen wollen und heute bin ich dazu bereit, all das über Bord zu werfen, weil er nicht reagiert.

„John? Ich komme jetzt rein!"

Ich kann doch jetzt nicht einfach so weggehen. Ich muss nachsehen, was los ist.

Ich schiebe also langsam die Tür auf und gehe in das Zimmer. Es ist relativ dunkel, da die Vorhänge zugezogen sind, es könnte eindeutig mal wieder durchgelüftet werden und wie zu erwarten sieht das Zimmer schon wieder aus wie ein Saustall. Aber die Klamottenberge auf dem Boden interessieren mich wenig. Meine Aufmerksamkeit liegt eher auf dem sich hebenden Etwas ins Johns Bett, begraben unter seiner Bettdecke.

„Jonny?" Ich schließe die Tür wieder hinter mir und gehe unsicher auf ihn zu.

„Geh weg, Tyler" Gott, er klingt total fertig.

„Ich... will für dich da sein", hauche ich. Es klingt eher nach einer Bitte, so als würde ich ihn anflehen, für ihn da sein zu dürfen.

„Und ich will eine Katze" Ein Schniefen von ihm. Er dreht sich, sodass er nicht mehr mit dem Rücken zu mir liegt, sondern er mich ansehen kann. „Können wir bitte eine Katze holen?"

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