155. Tyler

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Da Sunny und Alex ihren Plan alleine besprechen wollen, bin ich aus dem Zimmer gegangen und wollte mich nützlich machen, indem ich für frische Bettwäsche sorge.

Es stimmt mich ein bisschen misstrauisch, dass ich nicht dabei sein darf, wenn sie sich was auch immer überlegen und ich bin der Meinung, ich könnte ganz hilfreich sein, aber ich verstehe von dem ganzen Fußball-Zeugs ohnehin nicht wirklich was und wahrscheinlich wäre ich in dem Fall dann doch eher störend als förderlich.

Ich laufe auf den Empfang der Station zu und lächele die Schwester, die mich sieht, freundlich an. Sie schaut sofort weg, tuschelt mit der Kollegin neben ihr und zischt ihr dann immer intensiver irgendwas zu. Als sie erkennt, dass ich jeden Moment da bin, versteift sie sich total, hört auf zu reden und lächelt mich unbeholfen an.

„Kann ich Ihnen irgendwie helfen?"

Ich erwidere das Lächeln. „Ja, ich bräuchte frische Bettwäsche für meinen Freund im Zimmer 324. Ich kriege ihn heute noch zum Duschen" Die wissen genau, dass das echt eine Leistung ist.

„Endlich" Eine der älteren Schwestern kommt gerade aus dem Zimmer in den Empfangsbereich. Sie wirkt genervt, aber auch erleichtert.

Für Menschen, die Alex' Müffeln nicht anmachend finden, muss es eine richtige Qual sein, in sein Zimmer zu gehen. Mich stört das eigentlich nicht groß, ich finde es eher anziehend. Aber es ist auch ganz gut, dass sein Duft nur auf mich so wirkt.

„Bettwäsche ist im Zimmer in dem Schrank oben ganz links", teilt mir die ältere Dame mit.

„Oh okay, danke" Ich werfe der Jüngeren nochmal ein kleines Lächeln zu und will dann runter zum Kiosk, um Gummibärchen-Nachschub zu holen. Sobald ich ein paar Meter weggelaufen bin, höre ich wieder ein Tuscheln.

Ich schnappe nur ein paar Satzstücke auf, sowieso wie „Er hat meinen Freund gesagt. Die sind sicher zusammen" „Das kann auch als freundschaftlicher Freund gemeint sein" „Als ob man für einen normalen Freund jeden Tag so viel Zeit wie möglich im Krankenhaus verbringt."

Ich glaube nicht, dass sie mit ihren Diskussionen darüber, ob ich mit Alex zusammen bin, auf was Böses hinauswollen. Vielleicht sind sie nur neugierig und interessieren sich für Krankenhaus-Gossip. Das Leben als Krankenschwester kann wirklich anstrengend sein. Wenn sie sich dadurch unterhalten können, über mein Liebesleben zu grübeln, sollen sie doch. Für mich ändert es ja nichts. Leute haben schon immer über mich geredet und das werden sie auch noch weiterhin tun. So sind Menschen einfach und damit habe ich mich abgefunden. Die Kunst besteht darin zu wissen, dass worüber sie reden, nicht ausmacht, wer ich bin.

Ich lasse mir Zeit auf meinem Weg zum Kiosk und schließlich zurück in den Flur. Da ich Sunny und Alex weiterhin nicht stören möchte, mache ich es mir an einem der Tische in einem Gemeinschaftsbereich so gemütlich wie es nun mal geht und checke ein paar Nachrichten. Ich vernachlässige die Außenwelt total, wenn ich bei Alex bin.

Ich habe mein Treffen mit Nick vergessen. Beziehungsweise ihm abzusagen. Seitdem vermeide ich es, mich bei ihm zu melden. Er musste von Claudia erfahren, dass ich bei Alex bin und mich um ihn kümmern möchte. Obwohl das ein richtig mieser Move von mir war, hat Nick mir eine Nachricht geschrieben, in der er meinte, dass er hofft, dass es Alex gut geht und, dass ich mich melden soll, falls ich was brauche.

Ich möchte mich nicht bloß durch eine plumpe Nachricht bei ihm entschuldigen. Ich sollte ihm dabei in die Augen sehen und ihm so ausführlich wie möglich erklären, wie es dazu kam und ihm sagen, dass es mir leidtut.

Ich gehe echt nicht gut mit Nick um, keine Ahnung, warum er noch immer so nett zu mir ist. Aber ich freue mich darüber. Ich mache nicht oft Freunde, aber Nick ist echt ein Lieber. Ich will, dass das mit uns auf freundschaftlicher Basis funktioniert. Deshalb antworte ich ihm, dass ich, sobald ich zurück bin mit ihm reden möchte und ich ihm bescheid gebe, wenn es soweit ist.

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