72. Tyler

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Heute war der erste Tag seit langem, an dem ich ohne Alex wachwerden müsste. Aufstehen, ohne ihn nochmal anzusehen oder ihm einen kleinen, vorsichtigen Kuss zu geben, da er so süß aussieht, wenn er schläft, ich aber nicht riskieren möchte, ihn aufzuwecken.

Kaffee. Kaffee ist die Devise, um mich durch diesen Tag zu bringen.

Morgens, als ich noch im Bett liege, schreibe ich Alex eine Nachricht, obwohl es total ungewöhnlich für mich ist, bevor ich fertig bin, ans Handy zu gehen. Naja, Dinge ändern sich wohl. Vor allen unter diesen Umständen.

Ich will nicht schon am ersten Tag jammern, daher sage ich ihm nicht, wie sehr ich ihn schon vermisse, sondern meine bloß, dass ich diese Nacht gerne bei ihm gewesen wäre und ich den ganzen Tag in Gedanken bei ihm sein werde. Vielleicht hilft ihm das ja.

Ich freue mich auf heute Abend. Alex' Stimme, seine Erzählungen... Ich will alles wissen. Ich hoffe, es läuft gut für ihn, die Leute sind nett und sein Fuß macht ihm nicht allzu große Probleme.

In der Schule fragen Lila und ihre Freunde mich nach Alex, aber ich muss ihnen sagen, dass er sich heute noch nicht bei mir gemeldet hat. Lila regt sich total darüber auf. Ich glaube, sie ist mindestens so aufgeregt wie Alex selbst. Das ist schon irgendwie süß.

Heute nach dem Arbeiten nehme ich mir vor, Sport zu machen. Immerhin ist der am Wochenende ausgefallen und ich kann nicht riskieren, an Form zu verlieren, wenn Alex noch fitter wird als ohnehin schon.

Wie soll das denn aussehen, wenn er total groß, breit und sexy neben mir steht und ich als so kleiner schwabbliger Wicht daneben? Nein, nein, nein. Alex wird täglich mit sportlichen Typen unter der Dusche stehen. Ich kann nicht zulassen, dass die besser aussehen als ich.

Abends komme ich total fertig von meiner großen Runde nachhause. Alex hätte die bestimmt zwei Mal ohne Probleme laufen können und ich schleppe mich nach einer total verschwitzt und erledigt die Treppen hoch und würde mich am liebsten sofort ins Bett werfen.

Stattdessen gehe ich erstmal duschen, erinnere mich dabei daran, dass Alex noch vor ein paar Tagen mit mir hier drin stand, mich eingeseift und abgespült hat und mich so angesehen, als sei ich das Schönste auf der ganzen Welt.

Ich vermisse ihn. Eigentlich total lächerlich, wenn man mal bedenkt, dass wir grade einen Tag getrennt sind. Ich kann mir das ja auch nicht erklären. Rein rational weiß ich, dass es bescheuert ist und absolut unlogisch... Ich meine, was bringt vermissen denn schon? Es ändert nichts an der Lage, es macht alles nur noch schlimmer, vor allem, wenn man sich so reinsteigert. Dass ich bei jeder kleinsten Kleinigkeit an Alex denken muss, macht es nicht einfacher. Ich kann einfach nicht aufhören, an ihn zu denken.

Kaum zu glauben, dass ich 28 Jahre alt bin. Ich benehme mich wie ein verknalltes Teenie-Mädl, das nach einem Gespräch mit ihrem Crush schon davon überzeugt ist, er sei ihre große Liebe. Der einzige Unterschied ist, dass Alex nicht nur eine endliche Schwärmerei für mich ist. Ich liebe ihn. Ich liebe ihn schon lange und ich werde ihn noch viel länger lieben.

Ich bin froh, wenn diese Phase unserer Beziehung vorbei ist. Wenn wir uns nicht mehr verstecken müssen, nie mehr. Wenn wir zusammen sein können und uns stolz jedem zeigen. Wenn wir zusammenwohnen, uns jeden Tag sehen und umarmen und küssen können.

Ich weiß, dass das noch dauern wird. Ich will es ja auch gar nicht überstürzen. Ich will einfach nur bei ihm sein.

Nach dem Duschen, als ich noch total nass bin, schaue ich ein weiteres Mal überprüfend auf mein Handy. Noch immer keine neue Nachricht. Mittlerweile ist es 19 Uhr. Alex müsste doch langsam mal fertig werden mit dem Training. Oder mal Pause haben. Eine Nachricht zu schreiben dauert wie lange? 15 Sekunden?

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