58. Alex

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Fuck.

Fuck. Fuck. Fuck. Fuck.

Wieso hasst mich das Universum so?

Ich versuche wirklich, ein besserer Mensch zu werden. Ich weiß, dass ich so nicht wiedergutmachen kann, dass ich wirklich vielen Leuten wehgetan habe oder ihnen was vorgemacht und sie belogen habe, aber ich hatte meine Gründe und ich habe verstanden, dass das nicht richtig war und mich wirklich gebessert.

Habe ich wirklich noch eine Strafe verdient? Ausgerechnet jetzt?

Ich liege auf dem Fußballplatz auf dem harten Boden, in dem trockenen Gras und sehe in den blauen Himmel. Lila kniet neben mir und fragt mich, ob es sehr wehtut, während Finn mir Schuh und Socken auszieht, um kaltes Wasser über meinen Knöchel laufen lassen und meinen Fuß hochzuheben.

Dieser eine Typ, der mir ständig auf die Füße tritt, schon seit ich zum ersten Mal mit ihnen gespielt habe – sein Name ist Johannes – hat meinen Knöchel vor wenigen Minuten mit dem Ball verwechselt und voll draufgezogen. Natürlich bin ich umgeknickt und seitdem liege ich da und bete, dass der Schmerz genauso schnell wieder vergeht, wie er gekommen ist.

Ich wollte nur ein letztes Mal mit meinen neuen Freunden kicken, mich verabschieden, dann morgen mit Ty zu meiner Oma fahren und in vier Tagen meinen Vertrag unterschreiben. In fünf Tagen ist mein erstes Training. Und jetzt liege ich hier und kann nicht mal aufstehen.

„Gib dein Handy, ich rufe Tyler an, damit er dich abholt." Lila schaut mich auffordernd an, aber ich schüttele sofort den Kopf und schiebe mich auf die Ellen, um mich aufzusetzen und mir meinen Knöchel anzusehen.

Fuck. Fuck. Fuck. Fuck. Es kann nicht mehr als fünf Minuten her sein und er ist jetzt schon total blau. Ich will gar nicht wissen, wie das morgen aussieht.

„Vergiss es. Wenn er erfährt, dass ich verletzt bin, lässt er mich niemals gehen"

„Wie willst du das bitte vor ihm heimlichen?!" Finn schaut mich vielsagend an. Wir wissen beide, dass das ein Ding der Unmöglichkeit ist. Aber ich werde es zumindest versuchen.

Ich bereue es so sehr, Johannes nicht schon die letzten Male, als er mich getreten hat, eine reingehauen zu haben. So oft wie er mir jetzt schon auf die Beine gestanden ist oder ans Schienbein geschlagen hat, kann das einfach kein Zufall mehr sein. Er hat was gegen mich, schon von Anfang an und jetzt sitze ich hier, sehe meine Karriere an mir vorbeiziehen und er steht daneben und schnaubt, dass ich mich nicht so anstellen soll und er mich kaum erwischt hat.

Einer meiner großen Pluspunkte bei der Auswahl war nicht nur meine hohe Torschussquote, Zweikampfsicherheit, die Führungsqualitäten, dass ich schnell bin und technisch wirklich gut, sondern auch, dass ich noch keine einzige Verletzung hatte. Das kann ich jetzt streichen.

Pia kommt angerannt mit zwei Capri-Suns in den Händen, erklärt, dass sie die auf ihrer Suche nach Kühlbeuteln bekommen hat und überreicht sie Finn, der wohl irgendwie das verarzten übernommen hat und sie vorsichtig von innen und außen an mein Fußgelenk hält. Ich zische auf, doch unterdrücke es, als er mich vielsagend ansieht.

„Leute, ihr müsst mir versprechen, Tyler davon nichts zu sagen, okay? Das ist bestimmt in ein-zwei Wochen verheilt. Von so einem kleinen Hindernis lasse ich mir nicht meinen Traum zerstören"

„Du hast Glück, wenn die Bänder nicht gerissen sind und ein Gelenk noch heil ist, Lion. Du solltest zumindest ins Krankenhaus und mal drüberschauen lassen, sonst heilt das vielleicht gar nicht mehr" Die Stimme der Vernunft. Wie ich sie hasse.

Ich öffne den Mund, um zu widersprechen.

Grade diese Verletzung ist bei Fußballern keine Seltenheit. Ich sollte es kühlen, einbinden und so gut wie möglich schönen, dann heilt das schnell wieder. Dazu brauche ich keinen Arzt. Aber Finn unterbricht mich, bevor ich etwas sagen kann.

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