89. Alex

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Es kostet mich unglaublich viel Kraft, hier zu bleiben und Tyler dabei zuzusehen, wie er geht.

Als die Tür hinter ihm zufällt, will ich sie wieder aufreißen und ihm hinterherrennen. Mich an ihn drücken und ihn nie wieder loslassen. Seine starken Arme um mich spüren und wissen, dass ich in Sicherheit bin. Seinen Duft einatmen und das wohlige Prickeln in meinem Magen spüren. Seine Stimme hören und all die beruhigenden Sachen, die er sagt. Fühlen, wie er über meinen Rücken streichelt und meine Haare krault und wissen, dass er alles für mich tun würde, wenn ich ihn nur lasse. Aber das kann ich nicht. Ich muss Tyler vor sich selbst schützen, weil ich weiß, dass er es nicht tun wird.

Es tut mir unendlich leid, ihm wehtun zu müssen. Ich habe mich noch nie schlimmer gefühlt als jetzt. Damals, nachdem er mich verlassen hat, konnte ich wenigstens noch sauer auf ihn sein, aber jetzt hasse ich mich selbst. Und ich weiß nicht mal wieso. Ich bin davon überzeugt, dass ich das Richtige getan habe. Vielleicht nicht unbedingt für mich, aber für Tyler. Mit mir könnte er niemals die Zukunft haben, die er sich wünscht. Ein süßes Haus, einen Ehemann, niedliche Kinder. Das bin einfach nicht ich. Das war ich nicht und das werde ich niemals sein.

Tyler redet sich zwar ein, ich müsste nur älter werden und meine Einstellung zum Heiraten und Familienleben würde sich ändern, aber ich glaube das nicht. Wenn überhaupt würde ich es nur machen, weil er es will, aber so sollte das nicht sein. Er sollte jemanden haben, der voller Stolz in die Welt brüllen kann, dass er ihn liebt und der mit voller Überzeugung dieselben Träume teilt wie er. Ich bin nicht dieser Jemand, so gern ich das auch wäre.

Ich hoffe, Tyler meldet sich bei mir. Vielleicht nicht heute oder morgen oder nächste Woche, aber irgendwann. Ich kann nicht ohne ihn. Ich will ihn nicht komplett aufgeben müssen. Ich will ihn weiterhin sehen und seine Stimme hören und wissen, dass er das Beste daraus macht.

Ich weiß zwar, dass es mich umbringen würde, ihn mit einem anderen zu sehen, aber gleichzeitig wünsche ich mir nichts lieber als dass er jemanden findet, er ihn glücklich machen kann und ihm alles geben, was er will und braucht. Ich liebe diesen Mann so sehr, dass mein Egoismus sich nur dafür interessiert, was wohl für ihn das Beste wäre. Ich liebe diesen Mann so sehr, dass ich dazu bereit bin, auf ewig zu leiden, wenn nur er glücklich werden kann.

Irgendwann wird er einsehen, dass das das Richtige war. Dass er ohnehin schon immer viel zu gut für mich war. Dass er was Besseres verdient hat, als alles, was ich ihm geben kann.

Irgendwann kann ich vielleicht an ihn denken und dabei lächeln ohne das Gefühl zu haben, ich zerbreche jeden Moment ein Stücken mehr. Aber irgendwann ist nicht jetzt.

Ich gehe zurück in mein Bett und lege mich genauso hin, wie ich eben lag, als Tyler noch bei mir war. Das Bett ist noch etwas warm und seine Seite riecht auch noch nach ihm.

Der Löwe liegt dort und brüllt mir quasi ins Gesicht, was ich mit ihm angerichtet habe. Ich weiß doch, dass er jetzt darunter leidet. Dass es ihm richtig schlecht geht. Aber er wird darüber hinwegkommen. Er ist so viel stärker als er es selbst begreift und er hat schon deutlich schlimmeres überstanden.

Wer weiß vielleicht erinnert er sich irgendwann an mich und wundert sich, wie er überhaupt jemals glauben konnte, mich zu lieben. Vielleicht lacht er dann darüber.

Ich hoffe es irgendwie. Ich will nicht, dass er das mit uns bereut. Ich will, dass er glücklich an unsere Zeit zurückdenken kann. Ich will, dass er mich in seinem Herzen trägt und an mich denkt, wenn er Sex hat, da der mit Sicherheit nicht so gut sein kann wie der mit mir.

Mir eine schöne Zukunft für Ty auszumalen, hilft ein wenig gegen dieses Gefühl der Leere in mir. Der Verzweiflung.

Wenn ich an meine Zukunft denke, bin ich da weniger optimistisch. Ich weiß, dass Fußball alleine mich nicht glücklich machen wird. Es wird niemals Tyler oder alles, was er für mich getan hat, ersetzen können. Wo er war, wird für immer nur noch sein Fehlen sein. Mein Herz wird niemals einem anderen gehören als ihm. Aber ich bin lieber alleine als dafür verantwortlich zu sein, ihn kaputt zu machen, wenn ich ihn bei mir behalte.

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