78. Alex

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Nachdem Ty aufgelegt hat, werfe ich mein Handy auf das Bett und gehe dann einen Raum weiter zu Ace, der nach wie vor auf meinem Sofa chillt, so als gehöre es ihm.

„Also nochmal: Was machst du hier?" Mein Blick sollte ihm eigentlich sehr deutlich machen, dass ich von seiner Anwesenheit alles andere als positiv überrascht bin. Aber ihn interessiert das wenig.

„Kannst du nicht glauben, dass ich dich vermisst habe?" Er schaut mich empört an und so, als würde ihn das zutiefst verletzen, aber wir beide wissen, dass es nicht ernstgemeint ist.

„Nein. Woher weißt du überhaupt, wo ich wohne?"

„Du hast den Standort auf der SnapMap an, du Vogel. Einfacher geht's gar nicht." Er schnippt mir an den Kopf, als ich mich neben ihn setze. „Ganz schon dumm für ein 1,7 Abi"

„Halt die Klappe, du 3,4"

Er lächelt übertrieben, offensichtlich ironisch, und zeigt mir dabei seinen ausgestreckten Mittelfinger.

„Ace, ich frage dich sicherlich kein fünftes Mal. Was willst du hier?" Ich sehe ihn ernst an.

Er kann doch nicht einfach unangemeldet vor meiner Tür auftauchen und erwarten, dass ich ihn mit offenen Armen empfange... Naja, wahrscheinlich hat er sich nicht angemeldet, weil er genau wusste, dass ich ihm dann nicht aufmachen würde.

Er seufzt dramatisch und legt dabei beide Arme auf meine Sofalehne, sodass auch einer um mich liegt. „Ich bin hier, um meinem guten Freund zu helfen. Zuhause überfordert mich grade alles, ich brauche Urlaub. Deshalb helfe ich dir mit deinem Koks-Problem" Er grinst verschwörerisch.

Ich dagegen bin nach wie vor abgeneigt. „Ich habe nicht um Hilfe gebeten"

„Das tust du nie" Er verdreht die Augen. „Jetzt sei doch einfach froh, dass ich da bin. Ich habe so viele Pläne" Er ist schon richtig begeistert davon, das sieht man ihm deutlich an, als er mir erzählt, dass wir im Spind der Typen, die mir nicht passen, Drogen deponieren und sie dann auffliegen lassen könnten oder, dass er sie zusammenschlagen könnte oder, mein Favorit: Er will sie beschatten und Beweise sammeln, mit denen ich dann ebenfalls was in der Hand habe.

„Ich nehme Option drei", teile ich ihm mit, ohne groß nachdenken zu müssen.

Alles andere ist mir dann doch zu kriminell, auch, wenn ich es selbst nicht machen müsste, sondern Ace das sicherlich übernehmen würde. Trotzdem will ich mich nicht strafbar machen und den anderen ihr Leben zerstören, nur, weil wir uns nicht gut verstehen. Sie in den Griff zu bekommen reicht.

Elias' Ansage hat zwar gesessen, aber wer weiß, für wie lange das anhält. Theo hat davon weniger beeindruckt gewirkt als die anderen. Er scheint nochmal einen persönlichen Arschtritt zu brauchen. Das große Problem bei ihm ist eigentlich, dass er so viele auf seiner Seite hat. Wenn er ganz alleine dasteht, ist er bestimmt nicht mehr so mutig.

Es ist also einen Versuch wert, Elias davon zu überzeugen, Theo so deutlich in seine Schranken zu weißen, dass die anderen sich nicht mehr von ihm beeindrucken lassen, sondern wissen, wer der Chef ist. Und diesem Chef will ich... nennen wir es mal ihm klarmachen, dass es besser für ihn ist, auf meiner Seite zu stehen, wenn ich Probleme mit den anderen bekomme.

Dafür brauche ich nur noch überzeugende Argumente. Reden allein wird nämlich nicht viel helfen, das durfte ich ja schon feststellen. Wenn ich Ace auf Elias ansetze, kann ich mich auf den Sport konzentrieren und Ace die Drecksarbeit überlassen. Das klingt nach einem guten Plan für mich.

„Du willst also die Luschen-Variante. War ja klar" Er zeigt sich davon zwar genervt, beschwert sich aber nicht weiter, obwohl er eindeutig auf mehr action gehofft hat. „Man bringe einen Block und Stift!" Er macht eine auffordernde Handbewegung und sieht mich dabei herablassend an.

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