67. Tyler

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Dass ich diese Nacht mal wieder kaum schlafen kann, ist nicht groß verwunderlich.

Ich traue Alex zwar zu, dass er sich und seinen Körper gut genug kennt, um zu wissen, wann er seine Grenzen erreicht, aber das ändert nichts daran, dass ich mir Sorgen mache.

Ich bin nicht sauer, weil er mir das verheimlicht hat, immerhin hat er mir ja davon erzählt, nur das Ausmaß des Ganzen bewusst nicht deutlich genug gemacht, also würde ich das nicht als Lüge definieren... Trotzdem frage ich mich, was ich falsch gemacht habe, um ihn dazu zu veranlassen, nicht sofort mit offenen Karten zu spielen.

Er meinte, er hatte Angst, ich würde ihn nicht gehen lassen, wenn er verletzt ist. Er dachte, ich werde seine Entscheidung nicht respektieren und ihm meinen Willen aufzwingen. Und um ehrlich zu sein, glaube ich, der einzige Grund, warum ich das nicht tue, ist, weil ich ihm und mir beweisen will, dass ich aus unserer Vergangenheit gelernt habe.

Trotzdem fühle ich mich alles andere als gut dabei. Aber ich will mein Bestes tun, um ihn zu unterstützen. Er hat mir zwar erzählt, dass er im Krankenhaus eine Schiene bekommen hat, aber die alleine wird nicht viel bringen, vor allem, wenn er sie nicht trägt. Außerdem ist es doch quasi vorprogrammiert, dass er sich nur noch schlimmer verletzen wird, wenn er mit angerissenen Bändern Sport macht. Da ich mir ziemlich sicher bin, dass er das nicht bedenkt, muss ich es eben tun.

Bereits am frühen Morgen löse ich mich vorsichtig von Alex. Er murrt, kuschelt sich an mein Kissen und schläft weiter, sodass ich mich fertigmachen kann. Ich habe mich bereits nach einer Apotheke informiert, in die ich gehen kann, und mache mich sofort, als ich fertig bin auf den Weg.

Ich habe quasi die ganze Nacht mit Gedanken, Sorgen und Recherche verbracht. Ich hole eine Salbe, die gegen Schwellung und Schmerzen eines Bänderrisses helfen soll, Verbandszeug und Tape, damit er sein Fußgelenk stabilisieren kann, um nicht zu riskieren, wieder umzuknicken.

Als ich zurückkomme, ist schon deutlich mehr Leben im Haus als zuvor. Zoe sitzt mit Emilia am Esstisch und gibt ihr etwas zu essen. Sie ist überrascht, als sie mich sieht. „Hei, wo kommst du denn her?"

„Apotheke" Ich halte die Tüte hoch.

„Oh, was hast du denn? Kann ich dir helfen? Wir hätten auch Medizin da"

Ich schmunzele leicht. Aus ihr ist so eine Mama geworden, kaum zu glauben. „Alles gut, ich kann für mich selbst sorgen. Aber danke"

Sie erwidert mein Lächeln und füttert weiter ihr Kind, sodass ich zu Alex ins Wohnzimmer gehen kann. Ich schleiche mich zwar rein, da ich mir ziemlich sicher bin, dass er noch schläft, da er nachts ein paar Mal wach geworden ist und allgemein sehr unruhig geschlafen hat, doch hingegen meiner Erwartungen, ist er schon wach, lehnt an das Sofa und tippt auf dem Handy herum.

„Guten Morgen"

Er schaut auf. „Wo warst du? Du kannst doch nicht einfach gehen! Was soll das?" Er schaut vorwurfsvoll zu mir hoch.

Ich gehe immer weiter auf ihn zu, setzte mich schließlich auf die Kante des ausgezogenen Sofas, sodass ich mich nur etwas vorbeugen muss, um ihn zu küssen. Er dreht beleidigt das Gesicht weg, sodass mein Kuss seine Lippen verfehlt und auf seiner Wange landet.

„Jetzt rede!"

„Ich war in der Apotheke", erkläre ich und stelle die Tüte auf seinem Schoß ab.

Er zieht verwundert die Augenbrauen zusammen und schaut rein. „Was ist das für Zeugs?"

„Für deinen Fuß.", erkläre ich, hole eines nach dem anderen raus und erkläre ihm, wozu es da ist. „...und du trägst gefälligst die Schiene so oft wie es geht! Es hat einen Sinn, warum man die dir verschrieben hat" Streng sehe ich ihn an.

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