123. Tyler

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Ich weiß nicht, wie lange Alex und ich so stumm nebeneinandersitzen. Auf die Idee, auf die Uhr zu sehen komme ich dabei nämlich nicht.

Mir geht so vieles durch den Kopf, doch gleichzeitig bin ich innerlich so ruhig wie schon lange nicht mehr. Alex beruhigt mich durch seine reine Anwesenheit. Wir müssen nicht miteinander reden, einander nicht ansehen oder berühren, allein, dass er da ist reicht aus, um mein Gedanken-Karussell zu anzuhalten.

Der daraus resultierende Restschwindel hat sich auch langsam gelegt und ich sehe immer klarer, je mehr Zeit vergeht. Habe mein Ziel erkannt und will in diese Richtung gehen. Nur traue ich mich nicht loszulaufen.

Alex muss die Heizung in meinem Zimmer hochgedreht haben oder aber die Luft wird allein durch unsere Körper und die dazwischen herrschende Anziehung so stark erhitzt. Egal, woran es liegt, es wird richtig warm mit der Zeit, so warm, dass ich meinen linken Fuß aus der Decke hervorhole und danebenlege.

Eigentlich bräuchte ich die Decke nicht mehr, aber mein rechtes Bein berührt das von Alex, also will ich es nicht bewegen und so riskieren, den Kontakt zu ihm zu unterbrechen.

Das Bett hätte locker genug Platz, damit wir gut einen bis eineinhalb Meter auseinanderrutschen könnten, doch trotzdem sitzen wir so knapp nebeneinander, dass wir uns, ohne uns aneinander lehnen zu müssen, an der jeweiligen Seite, die zum anderen gerichtet ist, berühren.

Meiner Körper prickelt an jeder dieser Stellen, doch zugleich kostet es mich auch unglaublich viel Beherrschung, mich nicht auf ihn zu stürzen und deutlich mehr von ihm zu spüren.

„Tyler... Ich brauche Hilfe" Alex klingt leicht verzweifelt, als er das sagt.

Sofort sehe ich ihn besorgt an, auch etwas perplex, weil ich nicht damit gerechnet hätte, dass er anfangen wird zu reden und dann auch noch ausgerechnet das sagt.

Als ich aber erkenne, in welch misslichen Lage er sich befindet, muss ich leicht lachen. Die Decke um seine Schultern und die zwei von meinem Bett haben sich wohl irgendwie verheddert und Alex findet den Weg raus nicht mehr und ist demnach darin gefangen.

„Warte, ich rette dich", schmunzele ich.

Dazu muss ich zuerst meine Tasse abstellen und nehme ihm dann seine ab, um auch diese auf dem Nachtschrank zu platzieren.

„Mein Held", brummt Alex wenig begeistert davon, dass ich so amüsiert bin, lässt sich aber von mir befreien.

Naja, zumindest versuche ich es, aber es stellt sich dann doch schwerer raus als gedacht.

„Nein, zieh mal da" Unter der Decke bewegt Alex seine Hand, damit ich weiß, auf welche Stelle er mich hinweisen will.

Ich beuge mich etwas über ihn und schüttele den Kopf. „Das wird nichts bringen. Wie hast du es denn bitte geschafft, da jetzt einen Knoten reinzumachen?"

„Hallo, du hast mich zugedeckt, ich habe gar nichts gemacht! Wahrscheinlich hast du das absichtlich gemacht, damit ich für immer in deinem Bett bleiben muss!"

Unterstellt er mir grade echt, dass ich ihn an meinem Bett festgekettet habe, damit er nicht mehr gehen kann? Er hält sich echt für unwiderstehlich. Ich würde ja wirklich vieles für ich tun, aber mich strafbar machen, um ihn bei mir gefangen zu nehmen, geht entschieden zu weit. Ich will ihn nur hier haben, wenn er auch hier sein möchte, so einfach ist das.

„Ja genau", lache ich ohne jegliche Belustigung, versuche dabei weiter, ihn zu befreien. Je schneller ich ihn rausschmeißen kann desto besser. „Ich glaube eher, du hast zu nervös an den Decken rumgespielt und sie so verknotet. Das macht deutlich mehr Sinn"

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