35. Alex

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Auf Tylers dämliche Frage hin, ob wir nicht einfach alles vergessen und friedlich weitermachen können, hat John abfällig geschnaubt und ist einfach aus dem Raum gegangen. Wirklich viel hätte ich ohnehin nicht mehr zu sagen gehabt. Ich denke, ich habe meinen Standpunkt deutlich gemacht.

Trotzdem bin ich noch nicht fertig. John will Krieg haben? Dann bekommt er Krieg. Doch das heißt für mich auch keine falschen Freundlichkeiten, kein sinnloser Smalltalk und keine übertriebene Rücksichtnahme mehr.

John kann Tyler vielleicht küssen, aber am Ende des Tages liegt Tyler mit mir im Bett und das kann John meinetwegen gerne bewusstwerden, egal wie weh ihm das vielleicht tut.

„Ich kann nicht glauben, dass ihr euch wegen eines unerwiderten Kusses eine Kriegserklärung gemacht habt." Tyler schüttelt ungläubig den Kopf, als er hinter mir in sein Zimmer kommt und schließt die Tür dann.

„Das war nicht nur ein Kuss, Ty. Das war der Beweis, dass John dich niemals aufgeben wird. Es ist ihm egal, wie unglücklich er dich gemacht hat und es ist ihm egal, dass er sich in unser Glück drängt, nur, weil er nicht akzeptieren kann, dass er schon lange verloren hat-"

„Das ist doch kein Wettbewerb!" Ty schaut mich vorwurfsvoll an. „Ich bin keine verdammte Trophäe!"

„Ich weiß das", versichere ich Ty ruhig und gehe dabei auf ihn zu. „Und, wenn du mit mir Schluss machen würdest und mir sagen, dass du versuchen willst, mit einem anderen glücklich zu werden, dann würde ich dich auch gehen lassen. Genau das ist es, was mich so aufregt. Du bist John doch total egal. Es geht ihm nur um seinen verletzten Stolz"

Tyler scheint das zu wissen, irgendwo ganz tief in seinem Inneren. Er schaut auf den Boden, traurig, enttäuscht und auch ein Stückchen wütend.

„Er hat mich nie wirklich geliebt oder?"

Irgendwie paradox, dass ich mit Tyler leide, als er mich das fragt. Obwohl es um seinen Ex geht und man ihm anmerkt, wie sehr ihn das verletzt. Aber ich verstehe Ty auf eine verrückte Art und Weise. Er hat 12 Jahre seines Lebens an Johns Seite verbracht, in dem festen Glauben, dass er ihn liebt und respektiert und für immer mit ihm zusammen sein wird. 12 Jahre, in denen er sich seine Lügen angehört hat und so blind vor Liebe war, sie ihm zu glauben. 12 Jahre, in denen er sich gelinde gesagt wie Scheiße behandeln und sich quasi alles gefallen lassen hat. John hat Tyler so oft verletzt, auf so viele verschiedene Arten, aber ich glaube das hier ist die schlimmste von allen...

Vielleicht sollte ich wütend werden und Tyler vorwerfen, dass es nicht sein kann, dass er sich von seinem Ex das Herz brechen lässt, obwohl er behauptet, ihn nicht mehr zu lieben. Doch alles, was ich tue, ist, ihn in den Arm zu nehmen und zu trösten.

„Er hat dich nie verdient", murmele ich dabei in seine Haare.

Ty erwidert die Umarmung, er presst sich an mich und atmet dabei tief ein, so als wolle er an mir riechen. „Ich will ihn nicht ständig verteidigen, vor allem nicht jetzt... Aber er ist wirklich kein schlechter Mensch."

„Das ist egal, Ty. Das interessiert mich nicht. Für mich zählt nur, was er tut und er macht sich ein Spiel daraus, dich leiden zu lassen... Er wusste doch ganz genau, was passiert, wenn er dich küsst. Nur hat er wohl gehofft, dass ich mich dann verpisse und ihm den Platz freiräume. Aber da irrt sich gewaltig. Ich verlasse dich sicherlich nicht. Niemals"

„Ich werde dafür sorgen, dass er in Therapie geht", versichert er mir leise und löst sich von mir, um mir in die Augen zu sehen.

„Gut", gebe ich ebenso leise zurück, streichle dabei mit den Daumen über seine Wangen, bevor ich ihm einen zärtlichen Kuss gebe. „Denn die wird er brauchen, nachdem er gehört hat, wie ich dich die ganze Nacht ficke"

Teach me LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt