61. Tyler

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„Sag mal, bist du irgendwie sauer oder so?" Alex klingt etwas unsicher, als er diese Frage stellt.

Schon seit wir im Auto sitzen, redet er. Entweder er erzählt mir irgendwas oder er singt im Radio mit, flucht über andere Autofahrer oder teilt mir mit, was seine Freunde grade so treiben, während er ihr Social Media stalkt.

Von mir kam nicht mehr als hin und wieder ein „Mhm", „Echt?" und „Cool". Das geht jetzt schon seit zwei Stunden so.

„Gibt es denn einen Grund für mich sauer zu sein?"

„Oh wir antworten jetzt also mit Gegenfragen?" Alex schnaubt. „Hör auf rumzuzicken, Harris. Sag mir einfach, was dein Problem ist. Ich fange jetzt sicherlich nicht an, Ratespielchen zu spielen"

Meine Hände schließen sich fester um das Lenkrad. „Mein Problem ist, dass du heimlich mit John tuschelst, wenn ich nicht da bin und danach so tust, als wäre nichts. Ich weiß ja, dass ich schlecht sehe, aber blind bin ich nicht. Und dumm erstrecht nicht."

Alex stößt hörbar die Luft aus. Er klingt empört. „Entschuldige bitte, was genau unterstellst du mir hier grade?"

Ich sage nichts.

„Da kommt ein Parkplatz. Halt da an" Alex verschränkt die Arme und wippt ungeduldig mit dem Fuß auf ab.

Ich tue, was er sagt. Warum auch nicht? Es ist nur sinnvoll, nicht mit 160 über die Autobahn zu brettern, wenn wir darüber reden, dass er irgendwas mit meinem Ex am Laufen hat.

Sobald das Auto steht und ich den Motor abstelle, dreht Alex sich zu mir. „So und jetzt schau mir in die Augen und sag, was du zu sagen hast"

Ich drehe mich ebenfalls ihm zu, sehe ihn an, sowie er es verlangt, doch wieder sage ich nichts. Ich weiß einfach nicht was. Ich will nicht aussprechen, was mein Hirn sich da schon wieder ausgemalt hat. Ich will nicht riskieren zu erfahren, dass es mehr ist als das Produkt von Verlustangst und Selbstzweifel.

Alex schaut mich mit verhärtetem Gesichtsausdruck an, aber dennoch herausfordernd.

Doch je länger ich schweige, desto weiter verändert sich seine Mimik. Sie wird weicher. Und, als mein Blick sich dann schließlich aus seinem löst und sich beschämt nach unten richtet, seufzt er, streckt sich zu mir, umarmt mich und küsst meine Wange.

„Du vertraust mir doch?", fragt er mich leise, als er sich wieder von mir löst und ich aus geringer Distanz bittend ansieht.

Ich nicke. „Ich weiß nur nicht, ob ich mir selbst trauen kann..." Er will wissen, was mir durch den Kopf geht? Bitte, kann er haben. „Und ich... Ich würde es verstehen, wenn du einen anderen lieber magst als mich. Ich konnte von Anfang an nicht glauben, dass jemand wie du an jemandem wie mir gefallen findet... Und dass ich dir ausreiche... Ich weiß ja, dass du mich liebst, aber mein Hirn hört einfach nicht auf, mir das auszureden und Gründe dafür zu nennen, warum du mich gar nicht lieben kannst und warum du mich verlassen wirst... Tut mir leid"

„Oh Tyler" Alex klingt leidend. Er streicht mir die Haare, die nach vorne fallen, zurück und hebt dann mein Gesicht an, indem er mein Kinn nach oben drückt, sodass ich ihn ansehen muss und nicht mehr ausweichen kann.

Er sagt nichts, sondern küsst mich. Legt seine Lippen sanft auf meine, sodass sie sofort zu prickeln beginnen. Die Berührung ist so weich und zart, dass es sich beinahe so anfühlt als würde Alex nur dagegen pusten.

Langsam öffne ich meine Augen wieder und sehe, dass er mich leicht anlächelt. „Danke für deine Ehrlichkeit"

Ich spüre, wie sich meine Augenbrauen verwirrt zusammenziehen.

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