Er zieht deshalb die Nase kraus, doch lacht leicht dabei. „Das klingt schön. Deal" Er verbiegt sich leicht und muss seinen Arm unter mir hervorziehen, um mir die Hand hinzustrecken.

Grinsend schlage ich ein „Deal" und ziehe ihn zu mir, um auch unsere Lippen miteinander zu verbinden.

Er seufzt leise in den langen Kuss und rückt dabei nah an mich heran. Wir kommen kaum mehr voneinander los, aber es gibt momentan auch keinen Grund, dies überhaupt zu versuchen. Zumindest solange, bis wir weiterreden.

„Ich will nicht glauben, dass ich dich jetzt dann für Monate nicht mehr sehe" Alex klingt niedergeschlagen, als er das sagt und schmiegt sich fest an mich.

Ich lege die Arme um ihn, drücke ihm einen weiteren Kuss auf den Kopf und streiche dann ein wenig durch seine Haare. „Wie gesagt, ich kann dich gerne besuchen-"

„Nein", unterbricht er mich sofort und richtet sich dabei wieder auf, um mich anzusehen. „Ich will dir erst wieder in die Augen sehen können, wenn ich mich wieder im Spiegel anschauen kann"

Darüber haben wir schon mehrmals ausführlich diskutiert, daher beginne ich nicht wieder damit zu versuchen, ihn davon zu überzeugen, dass er langsam mal damit anfangen sollte, sich selbst zu vergeben.

Keiner außer ihm selbst wirft ihm irgendetwas vor... aber ich schätze, das ist einfach Alex. Er ist ein viel zu guter Mensch, um damit leben zu können, auch mal schlechte Taten vollbracht zu haben. Er muss noch immer lernen, dass er nicht perfekt sein muss, dass er das gar nicht sein kann. Er ist ein Mensch und Menschen machen Fehler und das ist völlig in Ordnung. Sein Herz hat ihn ja schließlich zurück auf den rechten Weg geführt.

Ich seufze leise, murmele minimal beleidigt „Okay, ich bin ja schon ruhig" und drücke ihn wieder an mich. Ich muss meine Kuscheltanks aufladen, damit ich durch die nächsten Wochen und Monate komme ohne wieder Gefahr zu laufen, auf Julians Angebote, bei ihm und John mitzukuscheln, wenn ich mich alleine fühle, einzugehen. Das ist eine Sache für einmal und nie wieder.

Das war richtig komisch, so zwischen Julian und John zu liegen. Ich wusste einfach nicht wohin mit mir und meinen Händen und meinen Füßen und die beiden haben mich einfach eingequetscht und irgendwann angefangen rumzuknutschen, obwohl ich zwischen ihnen lag.

Ich hatte ein bisschen Angst, dass sie wieder wollen, dass ich mitmache, deshalb habe ich dann ziemlich schnell die Flucht ergriffen. Zwar fand ich es nett, dass sie für mich da sein wollten, aber das war mir dann doch etwas zu viel.

Außerdem ist mit Alex zu kuscheln doch etwas komplett anderes als mit John oder Julian oder sonst wem. Das löst komplett andere Gefühle in mir aus und es macht mich glücklich auf einer Ebene, die andere niemals erreichen könnten.

„Ty?", murmelt Alex irgendwann fragend an meine Brust.

„Mh?"

„Findest du mich egoistisch?"

Ich ziehe leicht die Augenbrauen zusammen und sehe verwundert zu ihm runter, doch obwohl er das bemerkt, starrt er stur weiter auf den Kragen meines Pullovers, an dem er die ganze Zeit herumzupft.

„Nein, ich finde dich nicht egoistisch", antworte ich daher voller Ehrlichkeit.

Er gibt einen nachdenklichen Laut von sich. „Aber... Ich weiß nicht... Ich komme mir so vor"

„Aus einem bestimmten Grund?", hake ich nach.

Er zuckt leicht mit den Schultern, nickt dann aber. „Irgendwie schon... Aus mehreren Gründen. Ach Mann, keine Ahnung" Er klingt frustriert. „Ich glaub, es stört mich nur, dass ich es nicht allen recht machen kann. Ich hasse das. Wieso kann es nicht einfach mal leicht und unkompliziert sein?"

„Du denkst dabei an Elias, nh?"

Alex hat mir von dem Besuch seines Freundes oder ehemaligen Freundes erzählt. Sowie eben von allem anderen auch. Ich persönlich bin ganz froh, dass Alex zukünftig wohl keinen Kontakt mehr zu Elias haben wird. Ich fand es schon von Anfang an nicht gut, wie die beiden sich gegenseitig aufgestachelt haben. Dass sie Sex hatten, ist nur ein kleiner Nebenaspekt meiner Antipathie für Elias. Aber nach allem, was Alex mir über ihn erzählt hat, finde ich einfach, Alex ist ohne ihn und seinen widerspruchslos schlechten Einfluss deutlich besser dran.

Trotzdem ist mir klar, dass er sich Gedanken um seine Worte macht. Alex kann zwar nach außen hin eiskalt wirken und so, als sei er unantastbar, aber er hat ein unglaublich großes Herz und er kann es nicht ertragen, anderen Leuten wehzutun. Egal ob körperlich oder emotional, das hat er schon immer gehasst.

Er nickt auf meine Frage hin, ohne verbal etwas zu erwidern.

„Ich finde es eher egoistisch, dass Elias von dir verlangt dafür zu sorgen, dass er seinen Willen bekommt, obwohl er genau weiß, wie es dir momentan geht und weshalb es so weit gekommen ist. Klar könntest du ihm helfen und es ihm erleichtern, seinem Ziel näher zu kommen, aber du bist doch nicht für ihn verantwortlich, egal, ob ihr nun Freunde seid oder nicht. Vor allem nicht, wenn du deine Gesundheit dafür aus Spiel setzen musst. Ich bin mir sicher, Elias versteht das auch irgendwann, wenn er begriffen hat, dass Fußball nicht alles ist"

„Fußball ist alles, was er hat.", murmelt Alex. „Da ist er jemand. Da ist er was wert und wird geschätzt und bejubelt. Da fühlt er sich richtig. Da kann er sich beweisen und ist stark und endlich mal nicht nur das Opfer... Weißt du, ich hatte es noch echt gut im Gegensatz zu ihm. Ich hatte eine Familie und Freunde und ich bin damit klargekommen, mich zu verstecken bis zu einem gewissen Punkt. Aber er hatte gar nichts davon, er war immer der Außenseiter, immer der Freak... Und er hat keinen Tyler, der ihn da rausholen kann"

Er legt die Hand flach auf meiner Brust ab, um sich daran etwas hochzudrücken, so weit, dass er mir ins Gesicht sehen kann. „Danke, dass du da bist"

„Och Alex, jetzt bring mich nicht zum Heulen" Gerührt sehe ich ihn an. Aus seinem Blick springt mir so viel Emotion entgegen, dass ich gar nicht weiß, wie ich damit umgehen soll.

Er scheint erst dadurch zu merken, dass das gerade echt kitschig war und verdreht daher leicht die Augen. „Ich meinte nur, damit ich dir einen blasen kann. Mein Leben ist total langweilig ohne Blowjobs"

Obwohl ich ein paar Tränchen in den Augen habe, muss ich nun lachen und die Sentimentalität ist ganz schnell verschwunden. „Du solltest etwas anderes finden, womit du dir die Zeit vertreiben kannst, wenn du echt nicht willst, dass ich dich die nächsten Wochen besuche"

Alex schaut mich verwirrt an. „Hä, wieso? Ich werde einfach die Reha-Schlampe. Ich lass mich von jedem ficken und hure mich durch die Zim-"

„Untersteh dich!" Ehe wir beide uns versehen, liegt er unter mir. Ich sehe ihn aus geringer Distanz eindringlich an und halte ihm dabei den Mund zu, damit er sowas nicht mehr von sich geben kann. „Du gehörst ganz allein mir", mache ich ihm ernst klar. „Kein anderer fasst dich an, kein anderer küsst dich und kein anderer fickt dich."

Er brabbelt irgendwas an meine Handfläche. Ich verstehe davon kein Wort, daher nehme ich die Hand wieder weg und er widerholt, was er gesagt hat. „Ganz schön besitzergreifend, Harris. Man könnte fast meinen, du willst, dass ich deine private kleine Schlampe bin"

Wie frech er dabei grinst, bringt mich zum Schnauben. „Das bist du"

Das scheint genau das zu sein, was er hören wollte, denn er grinst umso breiter und zieht meinen Kopf am Nacken so weit zu sich runter, dass er mich vielsagend küssen kann. Seine Beine schlingt er dabei um meine Hüfte, sodass unsere Unterleiber aneinandergepresst werden und der Kuss sofort in ein wildes Rummachen ausartet, so wild, dass ich mich nach einiger Zeit von ihm lösen muss, um Luft zu schnappen.

Schwer atmend und mit rötlichen Wangen grinst Alex zu mir hoch.

Selbst, wenn ich wollte, könnte ich ihm nicht böse dafür sein, dass er sich offensichtlich absichtlich so provoziert. Ich erinnere ihn gern jederzeit daran, dass er zu mir gehört, ausschließlich zu mir. Und das wird auch immer so bleiben.

Teach me LoveWhere stories live. Discover now