Nachdem ich fertig war, habe ich es gesagt: „Ich verstehe, wenn du jetzt erstmal darüber nachdenken musst und daran zweifelst, ob du noch mit mir zusammen sein willst..." Doch schon bevor ich ihm sagen konnte, dass er sich Zeit nehmen soll, sich das durch den Kopf gehen zu lassen, hat er mir klargemacht, dass das rein gar nichts ändert.

Er hat sich entschuldigt, weil er nicht für mich da war und nicht für mich da sein wollte. Doch der von ihm gewünschte Kontaktabbruch damals ist kein Grund, ihm an irgendetwas von dem, was mit mir passiert ist, die Schuld zu geben. Es war gut, dass er das gemacht und sich auf sich konzentriert hat. Ich bin froh darüber, wie das alles schlussendlich gelaufen ist. Ty hat sich zwar verändert, ja. Aber ich merke, dass es ihm so bessergeht und ich bin echt stolz darauf, dass er es so weit gebracht hat. Ich weiß, dass das nicht leicht für ihn war und ich habe ihm auch gesagt, dass es mir leidtut, dass er das ohne mich schaffen musste. Doch er war nicht sauer, für keinen Moment.

Wir haben beschlossen, dass all das der Vergangenheit angehört und wir jetzt in der Gegenwart leben und in eine gemeinsame Zukunft sehen wollen. Das gibt mir so viel Kraft, ich kann das gar nicht in Worte fassen.

Irgendwann legt Tony seine Autozeitung weg und kuschelt sich an mich. Dass ich total nass und verschwitzt bin, stört ihn kein bisschen. Stattdessen beschwert er sich lieber darüber, dass ich so verkrampft bin und ihn gefälligst in den Arm nehmen soll.

„Mann, Tony, ich will jetzt nicht kuscheln! Verpiss dich endlich aus dem Bett!"

Warum muss er auch immer so hartnäckig sein? Ich habe gerade einfach keine Nerven für sowas.

Durch meine etwas lautere und durchaus auch aggressive Stimme habe ich Tys und Matts Aufmerksamkeit auf uns gezogen. Sie beenden ihr Gespräch und Matt zieht Tony von mir weg und verzieht dann deutlich das Gesicht, als er erkennt, dass er überall, wo er mich berührt hat, total nass ist und schon total nach meinem Schweiß muffelt.

„Ich würde sagen, wir gehen jetzt mal Essen machen, damit Lion sich von mehr als Gummibärchen ernährt.", schlägt Matt Tony vor und streicht ihm dabei etwas Feuchtigkeit von der Wange. Allein, dass er überhaupt freiwillig in Kontakt mit Schweiß kommt, lässt mich fast aus dem Bett plumpsen.

Wer zum Teufel ist dieser Typ und was hat er mit meinem Baby-Matty-Cousin gemacht?

„Nur weil er so eine Dramaqueen ist und sich weigert das Krankenhausessen zu essen" Tony klingt genervt.

„Alter, wenn du diese Scheiße vorgesetzt bekommen würdest, würdest du auch lieber verhungern, glaub mir", verteidige ich mich. „Außerdem habe ich gar keinen Hunger"

„Mir egal, ich koch dir was, dann wird das auch gegessen. Sei froh, dass ich hier stehe, um deinen Koch abzugeben und nicht meine Mamma. Die würde das mit einem Trichter in dich reinstopfen"

„Das weiß ich"

Ich erinnere mich daran, wie ich mal nachts verheult bei Tony angekommen bin und seine Mamma mich getröstet hat, weil Tony bereits geschlafen hat. Sie hat mich erstmal ganz lange in den Arm genommen und dann beschlossen, dass wir was zu essen machen. So habe ich eines ihrer super-geheimen-Geheimrezepte erfahren. Sie hat dabei so getan als wäre sie eine Hexe, um mich aufzuheitern, und wir haben uns einen Zauberspruch überlegt, damit das Essen dann auch wirklich gut wird und obwohl es mir echt schlecht ging damals, hatte ich dann einen Bärenhunger und habe alles verputzt.

Ich glaube, das war der Anfang meiner Einbildung, dass durch Essen alles gut werden kann. Wenn mir langweilig ist, zum Beispiel, oder ich traurig bin, schlage ich immer zu. Wenn ich nicht so viel Sport machen würde, wäre ich wohl wieder zu einem fetten Ball geworden, sowie damals, als ich noch ein Baby war und nur aus Fett und Glubschaugen bestand.

Teach me LoveWhere stories live. Discover now