Es gibt nichts, das Tyler an mir lieben könnte. Ich habe Angst davor, dass er das begreift. Dass ich alles für ihn hinschmeiße und er mich dann doch nicht mehr will.

Dann hätte ich gar nichts mehr. Keinen Job, keinen Freund, keine lebenswerte Zukunft und eine Familie hatte ich ja ohnehin nie wirklich. Alles, was ich dann noch hätte, wären zerplatzte Träume.

Ich muss das alles vergessen, nur für heute. Ein glücklicher junger Mann sein, der zufriedener mit dem Leben nicht sein könnte, und Weihnachten mit netten Leuten feiert... Es ist beinahe beängstigend wie wenig ich dem Bild entspreche, das ich präsentieren will.

Aber ich weiß, dass ich das kann. Mich verbiegen und verstellen und allen anderen Glauben machen, was sie meiner Meinung nach glauben sollen. Es ist fast so als sei ich für dieses Leben als Lügner geschaffen. Wer weiß, vielleicht brauche ich das sogar auf irgendeine kranke Art und Weise.

Ich weiß auf jeden Fall, dass mich das anstrengt und ich am liebsten bei Tyler sein will, wo ich mir über all das keine Gedanken machen muss, aber es funktioniert. Vielleicht ist es mir einfach nicht bestimmt, ich selbst sein zu dürfen. Vielleicht reiche ich als ich selbst einfach nicht aus, daher all diese Masken und Shows.

Ich selbst... Das sagt sich so leicht. Die meiste Zeit über weiß ich doch nicht mal wer oder wie ich überhaupt bin.

Ich bin mir sicher, so geht es vielen in meinem Alter und ich weiß auch nicht, ob ich überhaupt wissen muss, wer ich bin. Vielleicht muss ich erst noch zu jemandem werden. Aber, wenn ich bei Ty bin, dann ist mir das alles sowas von egal. Dann tue ich einfach, wonach mir ist, sage, was ich denke und fühle mich befreit von allem, was ich mir auferlege.

Wahrscheinlich liegt es daran, wie er mich sieht. Ich bin nicht sein Sohn, der seine Erwartungen erfüllen soll und auch nicht sein Kumpel, der immer den Starken und Unzerstörbaren mimt oder der Fußballer, der aus dem Nichts kam und eine ganze Mannschaft jetzt zum Erfolg führt... Ihm ist das alles gar nicht wichtig, im Gegenteil, er will mich doch davon befreien. Er sagt mir immer wieder, dass ich nur tun muss, was mich glücklich machen würde, dass ich Leuten zeigen darf, was ich für sie empfinde und, dass ich kein kalter Stein bin, oder, dass ich ihm nichts beweisen muss, um von ihm vergöttert zu werden...

Tyler sieht nicht meine Rolle oder mein Talent. Schon von Anfang an glaube ich, er ist der einzige, der sieht, wie ich wirklich bin, ganz tief in meinem Herzen. Was mich beschäftigt und antreibt, verletzt und heilt. Was ich kann und will und bin.

Er mag, was er da sieht. Das zeigt er mir immer und immer wieder und dadurch kann auch ich mich besser leiden.

Tyler ist meine Zuflucht. Der Ort, an dem alles ruhig ist und mir keine Gefahren drohen. Der Ort, an dem ich entspannend und loslassen kann. Der Ort, den ich brauche, um aus meiner ständigen Flucht mehr zu machen als ein Überleben um jeden Preis.

Ich hätte niemals gedacht, dass mir jemals jemand so viel bedeuten würde wie Tyler. Dass ich jemals so etwas empfingen könnte. Und noch weniger, dass das dann auch erwidert wird. Ich weiß genau, wie glücklich ich mich schätzen kann und wie selten und besonders das ist, was wir haben. Ich will das nicht verlieren.

Aber ich will es auch nicht haben. Das ist dieser hartnäckige Teil in mir, der sich weigert, dieses Geschenk anzunehmen, weil er so sehr davon überzeugt ist, dass ich es nicht verdient habe.

Tyler ist doch viel zu gut für mich. Er ist ein wirklich guter Mensch, er hat ein großes Herz und er gibt mir so viel, das ich ihm niemals zurückgeben könnte. Ich dagegen bin ein Arschloch erster Klasse, ich bin egoistisch und gemein und alles, was ich ihm mache und machen werde, sind Sorgen und Schmerzen.

Teach me LoveWhere stories live. Discover now