Nach wenigen Minuten, als sie schon dabei sind aufzubauen, fragt Tim, der Schüler, der die ganze Zeit am Plan steht und den anderen erklärt, wie sie ihn lesen müssen, was ich mir bei etwas Bestimmtem gedacht habe und schlägt dann vorsichtig eine Alternative vor.

Zwar macht, was er sich vorstellt, keinen wirklich großen Unterschied, doch ich finde es gut, dass er Initiative zeigt und mitdenkt, daher erlaube ich es ihm gerne, es auch anders zu machen und sehe dann amüsiert und auch ein bisschen stolz dabei zu, wie sich die Kinder wieder um den Plan scharren und darüber reden.

Sie scheinen Spaß daran zu haben und das ist für mich das Wichtigste.

Klar sind solche Arbeiten manchmal wirklich blöd, aber man sieht hier ganz gut, dass es durchaus auch pädagogischen Wert hat, vor allem, wenn man mit den Kindern arbeitet, statt die Kinder für einen arbeiten zu lassen, sowie Kollegen von mir das viel zu gerne machen.

Am Nachmittag, als nur noch ein Teil der Schüler da ist, um bestimmte Sachen zu erledigen, ist im Schulhaus schon deutlich weniger los. Daher kann ich, als ich hindurchgehe, auch gut beobachten, was sich bisher alles verändert hat. Man will durch Dekoelemente offensichtlich versuchen, das gesamte Schulhaus in einem bestimmten Farbschema zu halten, in hellen und kalten Tönen, sowie weiß oder blau.

Man sieht sehr deutlich, was die Kleineren gebastelt haben und was von den Großen kommt, das sind schon enorme Qualitätsunterschiede, aber es passt so nun mal auch zur jeweiligen Klasse und ich finde man kann sich in der jeweiligen Umgebung auf seine eigene Art wohlfühlen.

Bei meinen Begutachtungen und während ich gleichzeitig noch nach etwas suche, womit ich mich nützlich machen kann, beginnt mein Handy zu vibrieren.

Ich habe es ja eigentlich immer aus, wenn ich in der Schule bin, aber heute musste ich erreichbar sein, um mit dem Getränkelieferer in Kontakt bleiben zu können. Der wollte heute oder morgen Nachmittag vorbeikommen und die Getränke bringen, hat sich aber bis jetzt noch nicht gemeldet.

Da werde ich schon ein bisschen nervös, um ehrlich zu sein. Wenn sich jemand nicht an Vereinbarungen hält, ist das kleine bisschen Grundvertrauen, das ich anderen gerne gegenüberbringen würde, sofort verloren.

Sehr schnell merke ich jedoch, dass mich kein unzuverlässiger Lieferant anruft, sondern ein niedliches Löwenbaby.

Alex' Name auf meinem Bildschirm lässt mein Herz sofort schneller schlagen. Ich weiß nicht, ob ich rangehen sollte, immerhin bin ich grade in der Schule, aber andererseits kann ich ihn sicher nicht wegdrücken. Ich werde ihm einfach sagen, dass ich grade beschäftigt bin und ihn später zurückrufe.

Obwohl ich gerade in wenigen Sekunden einen festen Vorgehensplan mit mir ausgemacht habe und nicht beabsichtige, wirklich viel mit ihm zu reden, bin ich doch sehr nervös, als ich abhebe,

„Hei, Alex"

Hi"

Sofort verwerfe ich meinen Plan wieder. Irgendwas stimmt nicht. Der Klang von Alex' Stimme löst ein sehr unbehagliches Gefühl in meiner Magengegend aus, so als würde er seine Emotionen über die Leitung auf mich übertragen. Und gerade ist er sicher alles andere als fröhlich. Eher niedergeschlagen und kraftlos.

Ich mache mir Sorgen.

„Du klingst traurig, was ist los?"

Als er gestern ging, war doch noch alles gut. Naja, so gut wie es eben sein kann. Aber er hat mich angelächelt und er wirkte auf mich ziemlich ausgeglichen. Davon ist jetzt nur noch wenig übrig.

„Ich bin nicht traurig, ich bin sauer..."

Ich weiß nicht ganz, ob ich ihm das glauben kann. Ich meine, es könnte sicherlich ein Teil davon sein, aber ich weiß, wie Alex klingt, wenn er sauer ist und genauso gut weiß ich, dass er dann nicht telefonieren kann, sondern alles daransetzen muss, seine Wut unter Kontrolle zu behalten, um sich nicht davon überfluten zu lassen.

Teach me LoveWhere stories live. Discover now