Und das war nicht das einzige, was mich beschäftigt hat. Auch Sunnys Wortwahl ist in meinem Hirn hängengeblieben. Dass er von einer Person gesprochen hat und nicht automatisch davon ausgegangen ist, dass ich als Mann eine Frau heiraten werde.

Danach wäre es einfach dumm zu glauben, dass er nichts weiß. Er muss es wissen. Es gibt gar keine andere Möglichkeit.

Immer wieder beobachtete ich ihn, um rauszufinden, was er davon hält, aber er benahm sich ganz normal und sagte auch nichts weiter dazu, sondern fing an, mit Linus über die FKK-Idee zu reden, der sich davon jedoch deutlich begeisterter zeigte als Elias und ich.

„Du hast es auch nötig", brummte Elias nur. „Sonst bekommst du Titten ja nur im Internet zu sehen"

Linus Versuche, sich dafür zu verteidigen reichten dann, um meine Gedanken wieder weg vom Hochzeitsthema zu lenken und zurück zu weniger weltbewegenden Dingen, wie Linus' erbärmliches single-Dasein, weil er im Keller seiner Mutter lebt und die alles Weibliche, das er auch nur einen bestimmen Radis seines Zuhauses bringt, vertreibt.

Ich glaube, er ist ein noch schlimmeres Muttersöhnen als Tony. Aber naja, seit Matt ist der ja eigentlich kaum mehr ein Muttersöhnchen, sondern eher ein kleiner Rebell. Ganz mutig, wenn man sich mal die Kochlöffelsammlung seiner Eltern anschaut und bedenkt, wie er selbst mit 15 noch Schläge kassiert hat, weil er ein bisschen aufsässig wurde...

Als wir dann am Stadion ankamen, waren alle Gedanken, die mir auf dem Weg dorthin durch den Kopf gegangen sind, plötzlich wie vergessen. Wie wurden einfach unwichtig.

Jetzt, als wir aus dem Bus steigen, mache ich erstmal meine Jacke zu und danke Elias innerlich dafür, dass er mich gezwungen hat, mir was zum drunter ziehen zu besorgen für die Wintermonate. Ich bin es echt nicht gewohnt zu spielen, wenn mein Atem fast vor meinem Mund gefriert. Es ist arschkalt. Am liebsten will ich zurück in den Bus, so sehr der auch muffelt. Aber die ganzen Leute vor dem Stadion, die schon warten, halten mich davon ab.

„Es ist doch erst in drei Stunden Einlass" Ich schaue verwirrt in die Runde, während wir unsere Taschen aus dem Verstauraum des Busses nehmen.

„Ja, aber manchmal hoffen die Fans noch auf Fotos oder so" Dennis klingt total genervt dabei, so als seien Fans nervige Paparazzi.

„Gehen wir hin?", will ich wissen. Das sind immerhin eindeutig unsere Fans, die hiergefahren sind, um das mitzuerleben und uns zu unterstützen. Mit dem Auto dauert es zwar sicher keine sieben Stunden, aber kurz war die Anfahrt sicherlich auch nicht. Wieso sollten wir jetzt einfach ignorant an ihnen vorbeilaufen? Das geht doch nicht.

„Also ich hab keinen Bock,", meint Dennis wieder.

„Vielleicht auch nur, weil die sicherlich nicht deinetwegen da sind", antwortet Sunny und legt dabei seinen freien Arm um meine Schultern. „Lass uns hingehen, Wunderkind. Genieß deinen Ruhm"

Es folgen genervte Aufstöhner, aber auch leichtes Lachen.

Ich glaube, die anderen können sich selbst noch nicht ganz entscheiden, ob sie den Hype um mich toll finden oder nicht. Immerhin könnten sie schon davon profitieren, wenn sie sich zu mir ins Scheinwerferlicht stellen, aber ich glaube, die meisten wissen einfach, dass sie im Schatten besser aufgehoben sind. Ist nun mal nicht jeder dafür geboren, ein Star zu sein.

Sunny, Eilas, ich und noch ein paar andere gehen dann auf die Versammlung unserer Fans zu. Die bemerken uns alle gar nicht, bis wir nur noch wenige Meter von ihnen entfernt sind und ein paar zu kreischen und jubeln anfangen.

Das hier ist eindeutig eines der größeren Stadien, in das gut 20000 Leute reinpassen. Ich glaube zwar nicht, dass wir das mit einem Regionalligaspiel füllen werden, aber trotzdem ist Security da und die ist ganz verwirrt davon, dass wir auf diese verrückte Menge zugehen und dann auch noch zu ihnen durchwollen.

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