Teach me Love

116. Alex

Ich sagte ihm, wann und wo genau ich spiele und schlug ihm vor zuzuschauen. Er meinte, er weiß nicht, ob er dafür Zeit hat, offensichtlich eine blöde Ausrede dafür, nicht kommen zu wollen, aber gut. Zwingen kann ich ihn ja nicht.

Ich meinte also zu ihm, dass ich nach dem Spiel vorbeikomme, wohl so gegen acht Uhr abends und mich melde, falls sich an diesem Plan was ändert, weil was dazwischenkommt.

Er war einverstanden, hat mir noch „Viel Erfolg" gewünscht, was sich aus seinem Mund jedoch ein wenig trotzig angehört hat, und hat sich dann verabschiedet.

Eigentlich wollte ich gern noch weiter mit ihm reden, ihn fragen, wie es ihm geht und was er so macht, aber er hatte schon aufgelegt. Dadurch habe ich begriffen, dass er einfach nicht mit mir reden will. Das musste ich akzeptieren. Trotzdem habe ich mich über das kurze Gespräch gefreut und ich freue mich auch auf heute Abend.

„Lion, kommst du mal?" Chris ruft mich zu sich.

Er sitzt schon, seit wir losgefahren sind, alleine da und grübelt über irgendwas, weißt jeden ab, der sich zu ihm setzen oder mit ihm reden will.

Seit er wieder mit Carina zusammen ist, wirkt er allgemein irgendwie verändert. Er ist immer so ernst und von dem netten, witzigen und starken Coach ist nur noch wenig übrig. Er wirkt erschöpft und nachdenklich und lachen oder auch nur lächeln habe ich ihn schon ewig nicht mehr sehen.

Elias hat deshalb schon mal das Gespräch mit ihm gesucht, aber das hat nur in einem weiteren Streit geendet, weil Chris Elias vorgeworfen hat, dass es ihm seinetwegen so schlecht geht. Elias hat das natürlich nicht eingesehen und die Zwei hatten einen ihrer vielen Stierkämpfe.

Dass Chris jetzt mit mir alleine reden will, verunsichert mich ein bisschen. Um die Aufstellung kann es nicht gehen, die kann er ohne triftigen Grund so spontan nicht mehr ändern, nachdem er sie bereits bekannt gegeben hat. Aber was Anderes, das nicht mit Elias zu tun hat, fällt mir nicht ein.

Ich sehe meinen Sitznachbar leicht panisch an, er verdreht deshalb die Augen. „Er wird dich schon nicht umbringen... Stell dich nicht so an, ich habe deinen Schwanz eindeutig größer in Erinnerung" Den letzten Satz flüstert er mir ins Ohr, sodass ich ihn kopfschüttelnd von mir wegschiebe. Das hat es nicht besser gemacht.

Ich gehe vor zu Chris und setze mich neben ihn, rutsche dabei aber so weit ich kann von ihm weg. Warum, weiß ich auch nicht. Irgendwie macht er mir Angst. Ich weiß, dass er für Elias alles tun würde, wahrscheinlich sogar über Leichen gehen. Ich will nicht als eine dieser Leichen enden. Dafür bin ich noch zu jung, zu hübsch und zu unbekannt. Wenn, dann will ich als Legende sterben und etwas hinterlassen, über das Menschen in 100 Jahren noch reden.

„Was gibt's denn?", hake ich neugierig und gespielt gelassen nach.

„Es geht um das kommende Transferfenster. Wir wissen beide, dass du sehr gefragt sein wirst, aber ich will, dass du heute trotzdem noch bei der Sache bist. Genau deshalb liegen die Transferperioden in den Winter- beziehungsweise Sommerpausen, damit sie die laufenden Spiele nicht beeinflussen."

Ich nicke. „Klar, ich gebe immer 120%, das weißt du"

Er nickt ebenfalls, wirkt zufrieden. „Gut. Darüber, ob zu wechseln möchtest, reden wir dann, wenn es soweit ist, okay?"

„Okay"

Irgendwie ist es komisch, mir vorzustellen, dass das mein letztes Spiel mit den Jungs sein könnte. Wenn Chris mich verkauft, bekommt er sicher eine ziemlich hohe Ablöse für mich, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob es das wirklich wert ist. Weder für den Verein noch für mich.

Dem Verein nutze ich sicher mehr, wenn ich bleibe. Chris wird selbst wissen, dass er jemanden wie mich nicht nochmal finden wird, zumindest nicht auf die Schnelle und vor allem nicht quasi geschenkt aus irgendeiner Schulmannschaft.